Le Soir (Belgien), 5.4.2002:
Eine sektenartige Bewegung
Über dem Tor des Second-Hand-Kleiderladens der Humana in Brüssel findet man seit Jahren das gleiche kleine Plakat. Das Geld, das durch den Verkauf der Kleider eingenommen wird, diene zur Finanzierung von drei Hilfsprojekten für Kinder in Angola, in Mosambik und in Santa Lucia. Vor der Kasse eine Landkarte der Humana-HPP-Niederlassungen in der Welt. Wenn man die Verkäuferin über die Tätigkeit von Humana-Belgien zugunsten der Dritten Welt fragt, wird man an eine Telefonnummer verwiesen.
Seite einigen Jahren hat Humana-Belgien die Anzahl ihrer Geschäfte reduziert. Der Sitz der Tätigkeit wurde nach Gent verlegt. Man findet auch in Flandern die größere Anzahl von Kleidersammelbehältern. Aber die gesammelten Kleider werden mehr und mehr direkt auf dem afrikanischen Markt verkauft. Von Anfang an von Mitgliedern der dänischen Lehrergruppe geleitet, hat die Vereinigung heute eine belgische Verankerung. Wie alle Humana-Vereinigungen in Europa haben ihre Verantwortlichen stets alle strukturellen Verbindungen mit Tvind geleugnet. Die juristischen und fiskalischen Untersuchungen gegen die Vereinigung, insbesondere wegen Geldwäsche, hatten niemals Erfolg. Dagegen wurde die Vereinigung in Großbritannien durch die Justiz aufgelöst.
Gehirnwäsche
Der Sitz der Humana in Brüssel beschränkt sich jedoch nicht auf den Kleiderverkauf. In diesen Räumen am Place Madou wurde stets die Rekrutierung junger Belgier für Zusammenarbeitsprojekte der Föderation Humana in Afrika und anderswo organisiert. Jedoch unter einer Voraussetzung: In der ´Reisenden Hochschuleª Tvinds in Dänemark geschult worden zu sein. Kosten der Schulung: etwa 2.000 Euro.
Vor vier Jahren haben etwa ein Dutzend junge Menschen, darunter ein Belgier, bei der dänischen Polizei wegen Betrugs Anzeige erstattet. Sie haben für Kurse bezahlt, die sie niemals absolvierten. Statt dessen mußten sie für die Schule arbeiten, indem sie in verschiedenen dänischen und schwedischen Städten Postkarten verkauften. Das Geld sollte dazu dienen, die Reise nach Afrika zu bezahlen, aber es blieb in den Kassen von Tvind. Die Internetsite "Tvindalert" strotzt von Zeugnissen junger Menschen, die meinen, auf diese Weise mißbraucht worden zu sein. Ihre Anzahl wächst von Jahr zu Jahr und die Meldungen kommen von überall: Aus China, aus Portugal, aus Bulgarien ...
Sie klagen auch eine beunruhigende sektenhafte Bewegung an, bei der die Schüler wie die Lehrer aufgerufen sind, sich vollständig dem ´solidarischen Humanismusª der Organisation zu weihen, und einer wahrhaftigen ´Gehirnwäscheª unterzogen werden. Die ehemaligen Mitglieder (von denen einige der Lehrergruppe angehörten) weisen auf die forcierte Arbeit, die finanzielle Erpressung und die Schwierigkeit hin, die Organisation zu verlassen. Tvind-Humana wurde übrigens in Frankreich als eine Sekte kategorisiert.
M.Vdm