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Dagens Nyheter, 21. August 2002
Tvindleiter wird nach Dänemark ausgeliefert
Der Leiter der Tvindbewegung Amdi Petersen wird nach Dänemark ausgeliefert. Einige seiner nächsten Mitarbeiter werden in Europa der Geldwäsche verdächtigt. Heute haben Personen mit engen Verbindungen zu Amdi Petersen praktisch die Leitung der schwedischen Uff übernommen.
In der Nacht auf gestern gab der landesflüchtige Mogens Amdi Petersen auf. Seit in diesem Frühjahr sein Luxusleben auf Fisher Island außerhalb von Miami enthüllt und er kurz darauf von der amerikanischen Polizei verhaftet wurde, hat Anwalt Robert Shapiro - der in einem vielbeachteten Prozeß OJ Simpson frei bekam - über die Auslieferung ins Heimatland Dänemark verhandelt, wo Petersen des Betrugs und der Steuerhinterziehung in der Höhe von 70 Millionen Kronen verdächtigt wird.
Petersen hat bereits sechs Monate im Gefängnis verbracht, und angesichts der Aussicht, weitere Monate in amerikanischen Gefängnissen zu sitzen, gab der abgezehrte 63-jährige Sektenführer auf. Er will heim.
Im Gerichtssaal waren auch zwei dänische Polizeibeamte, die bereit sind, Petersen in dieser Woche heim zu begleiten.
Staranwalt Shapiro bedauerte Petersens Einstellung, da er meinte, er könnte den Wunsch nach Auslieferung für ungültig erklären lassen.
Die dänische Polizei in Holstebro untersucht die vermuteten Betrügereien. Ein steuerfreier Unterstützungsfonds wurde vermutlich geleert und die Gelder in Unternehmungen der Tvindbewegung benützt und damit Steuer hinterzogen.
- Im Strafausmaß findet sich alles von einigen Monaten Gefängnis bis zu acht Jahren, sagt Polizeimeister Jens Kaasgaard.
Gleichzeitig geht eine polizeiliche Untersuchung von Uff in Belgien dem Ende zu. Acht hochrangige Lehrergruppenmitglieder und enge Mitarbeiter von Petersen werden der Geldwäsche von 3 Millionen Euro, etwa 30 Millionen [schwedischer] Kronen, verdächtigt.
Die Polizei ist bezüglich der Untersuchung verschwiegen, die zu Septemberbeginn öffentlich wird.
Es gibt ein Karussell von Schenkungen und Darlehen zwischen verschiedenen Ländern, was auch die holländische Regierung bewogen hat, eine internationale Untersuchung von Tvind zu fordern.
Eine der Spinnen im Netz verschiedener Landesvereinigungen, die unter dem Decknamen Humana People to People zusammenarbeiten, ist die Dänin Jytte Nielsen.
In diesem Frühjahr wurde sie auf cupartige Weise von etwa 60 Dänen, die bei der Jahresversammlung überraschend auftauchten, in der Vorstand der schwedischen Uff gewählt.
Die Lehrergruppe gewann den Machtkampf gegen das Uff-Personal, das die Tätigkeit übernehmen wollte, und konnte die Majorität in der Vereinigung beibehalten, welche die Ökonomie verwaltet.
Jytte Nielsen war Mitglied der Uff-Vorstände in einigen verschiedenen Ländern und findet sich derzeit auch in der Föderation, der Muttervereinigung aller Vereinigungen. Der ehemalige Sprecher der Föderation Poul Jörgensen ist einer der Hauptverdächtigten in der dänischen Untersuchung gegen Petersen.
Steen Thomsen, ein hochrangiger Aussteiger aus der Lehrergruppe / Tvindbewegung, bestätigt, daß Jytte Nielsen Amdi Petersen nahesteht.
- Sie gehört der alten Garde an und ist eine von Amdis engsten Vertrauten. Davon zeugen u.a. die teuren Liegenschaften, die unter ihrem Namen stehen oder standen, sagt er.
Petersen schien niemals selbst in öffentlichem Zusammenhang auf. Die vielen Unternehmen, welche die Tvindbewegung betreibt, gehören immer verschiedenen Mitarbeitern.
Ein anderes Lehrerguppenmitglied, das nach der Jahresversammlung in den schwedischen Uff-Vorstand berufen wurde - und das in der Praxis jenes ist, das die schwedische Uff heute leitet - ist Helle Lund. Helle Lund leitet alles von schriftlichen Arbeiten über die Gemeinden bis zur Frage, wie man Toiletten putzt.
Auch sie hat eine lange Vergangenheit in verschiedenen Humanavorständen.
- Sie hat im Büro Unordnung fast bis zum Chaos verursacht. Das Personal fürchtet sie, weil sie alle vom Reinigungs- bis zum administrativen Personal hinausgeworfen hat. Sie haben keine Raumpfleger, aber sie will, daß es rein sein soll. Sie haben nicht genügend administratives Personal, aber sie will Ordnung in der Buchführung, sagt ein Informant mit gutem Einblick in die Tätigkeit.
Außerdem kommt Amdis internationaler Buchhhalter Michael Hermann gelegentlich nach Stockholm, um Uffs Buchführung zu überprüfen.
Juan Flores und Nuri Kino, frei mitarbeitender Journalist
Fakten / Tvindbewegung
· Die Tvindbewegung entstand in den Siebzigerjahren aus einem dänischen Linkskollektiv
· Die Lehrergruppe ist Tvinds innerer Kern. Sie wurde als Sekte klassifiziert, da sie manipulative Methoden anwendet, um die Mitglieder zu leiten. Lehrergruppenmitglieder verspreche einander ewige Treue, geteilte Zeit und Ökonomie, was beinhaltet, daß sie ihren Lohn dem Kollektiv abtreten und nicht selbst bestimmen, was sie tun sollen.
· Amdi Petersen ist der Leiter der Gruppe. Er ging vor etwa 20 Jahren in den Untergrund.
· Mitglieder der Lehrergruppe gründeten die schwedische Uff. Weiterhin sitzen sie mehrheitlich in den wichtigen Vorständen.