Untersucher nennt Standpunkt der Gemeinden unbegreiflich
'Tiefgehende Untersuchung von Humana nötig'
Von Han Gommeren
Donnerstag 27. Juni, EINDHOVEN - Am besten sollte man Humana Niederlande abschaffen, aber auf jeden Fall ist eine tiefgehende Untersuchung darüber nötig, was die zertifizierte gemeinnützige Institution mit den Millionen tut, die sie aus der Kleidersammlung in mehr als hundert niederländischen Gemeinden, darunter Eindhoven und Nuenen, einnimmt. Die Frage ist, ob die Millionen der Dritten Welt zugute kommen, wie Humana behauptet, oder ob sie zur Bereicherung der dänischen Mutterorganisation Tvind dienen.
Dies sagt der Untersucher in Entwicklungsfragen P. Hoebink von der Universität Nijmegen auf der Basis einer Studie über die Arbeitsweise der Kleidersammler. Hoebink saß in der Kommission, die im vergangenen Jahr einen Bericht über den finanziellen Handel und Wandel von Foster Parents veröffentlichte. Hoebink nennt vier Gründe, warum er ernstlich an der Integrität von Humana, dem größten Kleidersammler der Niederlande, zweifelt. Um zu beginnen verweist er auf die Anklage wegen Veruntreuung und Steuerbetrug gegen die sektenartige Mutterorganisation in Dänemark und die Verhaftung des Tvind-Leiters Amdi Petersen im Februar dieses Jahres in den USA. 'Außerdem habe ich noch nie eine Entwicklungsorganisation gesehen, die so in ein Netzwerk von Stiftungen, Schulen und Betrieben mit Konten in Steuerparadiesen verknüpft ist. Ferner ist der Jahresbericht von Humana vage bezüglich der Verwendung der Gelder, die Humana mit unseren Kleidern verdient. Und dann gibt es noch das Exportverbot, das Humana wegen des illegalen Exports von unsortierten Textilien auferlegt wurde, welche die Europäische Union als Abfall betrachtet. Ich begreife nicht, daß Gemeinden in den Niederlanden sich noch mit so einem Club abgeben. Es wäre gut, wenn Humana aus den Niederlanden verschwände, genau so wie aus anderen europäischen Ländern.' Die Zweifel von Hoebink werden weiter genährt durch den Inhalt vertraulicher Humana-Dokumente, die sich im Besitz dieser Zeitung befinden. Darin steht, wie jährlich Millionen von Dollars als Geschenk aus den Niederlanden über die Schwesternorganisation in Angola unter der Bezeichnung 'Darlehen' nach Dänemark geschleust wurden, ohne daß in einem der beteiligten Länder Steuern abgezogen wurden. 'Diesen Dokumenten zufolge besteht der Plan, das Geld so herum zu pumpen, daß es schließlich in Dänemark ankommt. Dies ist es, was abgesprochen wurde. Während in den Niederlanden der Eindruck erweckt wurde, daß es sich um Entwicklungshilfe handelt.' Die Dänin Britta Junge, die fünfzehn Jahre für Humana in Angola arbeitete, sagt, daß siebzig Prozent des Erlöses aus dem Kleiderverkauf in Europa in ihrer Zeit innerhalb der Sekte verblieben. Die Dokumente bestätigen ihr zufolge, woran sie beteiligt war. Hoebink plädiert für eine gerichtliche Untersuchung von Humana und in den Niederlanden errichteter Tvind-Betriebe, welche die Kleidung für alle europäischen Humana-Niederlassungen exportieren. 'Die Justiz soll vorher mit den Kollegen in Dänemark in Kontakt treten.' Ferner ist es dem Untersucher zufolge 'sehr notwendig', daß das Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit eine Untersuchung darüber durchführen läßt, was Humana mit dem Geld in Afrika tut. Das Centraal Bureau Fondsenwerving (CBF), das Humana eine Qualitätssiegel verschafft hat, unterschreibt die Notwendigkeit einer Untersuchung und kündigt an, diese selbst in Angriff zu nehmen. 'Wir finden den Inhalt der Dokumente sehr alarmierend', sagt Adjunkt-Direktorin L. van Deth. Das Qualitätssiegel bedeutet, daß Humana als eine verläßliche gemeinnützige Organisation zu betrachten ist. Hoebink hat nicht soviel Vertrauen in eine solche Untersuchung. 'Das CBF ist eine zahnlose Organisation, von Mal zu Mal ist das Qualitätssiegel mehr verwässert und nicht mehr als eine Bestätigung, daß die Bücher stimmen.'