Norwegisches Fernsehen TV2 vom 23. 11. 1992:

Gry Espedal berichtet.

Die fundamentalistische Sekte Smiths Freunde erlebt, daß immer mehr Menschen sie verlassen. Fast 1000 Menschen aus der kleinen Gemeinde von nur 7000 Mitgliedern in Norwegen sind ausgetreten. Es war der sorglose Umgang der Leiter mit der Wahrheit, der die Mitglieder zu reagieren veranlaßt hat. Die Leiter wurden beschuldigt, Gehirnwäsche zu betreiben. Im vergangenen Frühjahr war es dieser Mann, Olav Bekkevold, der darauf reagierte, daß der technische Konkurs der Firma einer der Leiter nicht auf die Tagesordnung der Führung gesetzt wurde. Den Regeln zufolge hätte der Mann abgesetzt werden müssen, aber die Bewegung fand, daß sie es sich nicht leisten konnte, den charismatischen Führer verschwinden zu lassen. Die Leitung setzte statt dessen eine Erweckung in Gang, um die Gemeinde zusammen zu halten, und sammelte Geld für den Leiter. Statt dessen erhielt Bekkevold, der auf das Problem hinwies, einen Brief, in welchem stand, daß er nicht mehr erwünscht sei. Viele haben nun die Sekte gemeinsam mit Bekkevold verlassen, da sie zu den Leitern kein Vertrauen mehr haben.

Fast 1000 Menschen haben die Sekte im letzten Jahr verlassen, und nun werden die Leiter der Gehirnwäsche beschuldigt.

Es ist ein Treffen bei der Versammlung der Freunde auf Ryen in Oslo. Ein wahrer Smiths Freund ist eine hingegebene Person, die keine Fragen stellt. Die Männer unterwerfen sich höheren Mächten und den Leitern.

Die Smiths Freunde sind eine kleine Versammlung von Freunden, die sich von den Führern leiten lassen. Die Leiter haben alle Macht, ihr Wort ist Gesetz. Es sind diese drei auf der ersten Bank, welche die Versammlung leiten, und sie leiten sie mit harter Hand (Sigurd Bratlie, Bernt Stadven, Kåre Smith). Zuletzt wurden sie beschuldigt, Gehirnwäsche zu betreiben. Mehrere haben begonnen, an der Redlichkeit der Leiter zu zweifeln. Fast 1000 Menschen haben im letzten Jahr die fundamentalistische Sekte mit nur 7000 Mitgliedern in Norwegen verlassen.

X.X. war bis zum letzten Frühjahr einer der engsten Mitarbeiter der Leiter. Im Frühjahr verließ er die Sekte.

X.X.: "Es hat mit dem System zu tun und mit dem Mißbrauch und der Ausnützung des Machtapparates, der im System der Gemeinde verborgen liegt."

Die Probleme begannen im Vorjahr, als Olav Bekkevold, der damalige Kronprinz, begann, kritische Fragen an die anderen Leiter zu stellen. Die Firma von Kåre Smith war im technischen Konkurs, ohne daß dies auf die Tagesordnung der Leitung gesetzt wurde.

X.X.: "Wir haben als Regel, daß jemand, der im technischen Konkurs ist, keinen Dienst in der Gemeinde verrichten darf, und als nun einer der Leiter im Konkurs war, zeigte es sich als unmöglich, dies auf die Tagesordnung der Brüderschaft zu setzen. Es stellte sich heraus, daß es sich die Gemeinde nicht leisten konnte, auf den charismatischen Kåre Smith zu verzichten. Statt dessen beschlossen sie, den Mann loszuwerden, welcher kritische Fragen stellte, nämlich Bekkevold. Im Februar erhielt er einen Brief, in dem er schwarz auf weiß gebeten wurde, zu gehen. "Mit anderen Worten, du bist jetzt ausgestoßen", steht in dem Brief, u.a. unterschrieben von Bernt Stadven. Das streitet dieser heute ab.

B.S.: "Ich habe erlebt, daß einige von uns weggegangen sind, aber die sind von selbst gegangen".

G.E.: "Es ist also nicht die Leitung, die sie ausgestoßen hat ?"

B.S.: "Nein".

G.E.: "Sie sagen selbst, daß sie ausgestoßen wurden, daß sie Briefe erhalten haben".

B.S.: "Nein, niemand ist ausgestoßen worden. Sie sind freiwillig gegangen."

Ihr sorgloses Verhältnis zur Wahrheit hat die Leute veranlaßt, die Bewegung zu verlassen. Um die Unruhe zu kompensieren, hat die Leitung eine Erweckung in Gang gesetzt, in der besonders die Jüngeren zum Mittun veranlaßt werden. Die Erweckungstreffen wurden auch dazu benutzt, um für die Leiter Geld einzusammeln.

Die Treffen der Smiths Freunde sind für diesen Mann nicht mehr zugänglich. Ole Kristiansen und seine ganze Familie von 12 Kindern wurde vor 4 Jahren ausgestoßen. Der ehemalige Vorsteher erhielt von den Leitern dafür keine Begründung, und niemand in der Gemeinde wagte es, mit den Ausgestoßenen in Kontakt zu treten.

Ole Kristiansen: "Das war eine grausame Zeit. Es war sehr schwierig für mich, darüber zu reden."

Ehemalige Mitglieder der Smiths Freunde waren mit dabei, eine Dachorganisation für Aussteiger aus Machtbewegungen zu gründen. Auch ehemalige Mitglieder von Scientology, den Zeugen Jehovas, TVIND (diese nennen sich in Österreich "HUMANA"), der Moon-Sekte und "Livets Ord" ("Wort des Lebens") sind dabei. Anne Ellingsen ist eine derer, welche die Initiative zum Start dieser Unterstützungsgruppe für Aussteiger ergriffen haben. "Wir sammeln Personen, die in solchen Bewegungen gewesen sind und ihre schmerzlichen Erfahrungen dort gemacht haben, und wir warnen die Leute davor".

Wir kommen auf Anne Ellingsen und Ole Kristiansen nach den Nachrichten zurück.

*

"Lebst du nun nicht für andere,
bist du nichts hier auf der Welt,
du kannst lehren, fordern, tadeln,
aber nur die Liebe macht groß."

Für die Familie Kristiansen aus Drøbak lag die ganze Liebe und das Lebenswerk in der kleinen Gemeinde der Smiths Freunde. Ole Kristiansen war selbst Vorsteher und alle seine 12 Kinder waren mit dabei. Sie kannten nichts anders, bis Ole Kristiansen vor 4 Jahren zu den Ältestenbrüdern vorgeladen und ganz ohne Grund abgesetzt wurde.

O.K.: "Warum ich abgesetzt wurde und wer das entschieden hat, weiß ich nicht. Es war ein Treffen zusammen mit mehreren ....."

G.E.: "Aber du warst doch ein fröhlicher Verkündiger, warum also ?"

O.K.: "Das weiß ich nicht. Ich war ja ein fröhlicher Verkündiger, das lag mir sehr"

Ole Kristiansen las die obligatorischen "Hinterlassenen Briefe" von Johan Oskar Smith fast jeden Sonntag. Er gab auch ein eigenes Gesangsbuch mit Liedern heraus, welche die Gemeinde sang Wahrscheinlich meinte die Leitung, daß er zu selbständig wurde. Sie erlaubten ihm nicht, zur Freundeversammlung beim Sommertreffen zu kommen, und sie verboten anderen, mit ihnen Kontakt zu haben.

O.K.: "Das war eine grausame Zeit. Es war sehr schwierig für mich, darüber zu reden. Früher war ich ja, was das Gefühl betraf, nahe daran zu weinen, wenn ich darauf zu sprechen kam. Ich habe ja auf gewisse Weise einen physischen Knacks bekommen. Man braucht Zeit, um sich wieder aufzubauen."

Es waren Ole Kristiansens Kinder, die zuerst begannen, auf die strenge Botschaft zu reagieren. Sie waren es, die zuerst wagten, dagegen aufzutreten.

Magne Kristiansen: "Es ging mir im Laufe von einigen Tagen auf, daß es ein Unsinn ist. Ich hatte an diese Gemeinde und an die Brüder geglaubt, zu denen ich aufsah, und all das fiel in ganz kurzer Zeit zusammen und das war ja ein ziemlich starkes Erlebnis. Da wurde alles anders, ich mußte beginnen, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Es war Schluß mit der Zeit, in der ich geglaubt hatte: 'So und so ist es':"

Die Leitung der Smiths Freunde benutzt die Bibel fragmentarisch. Sie passen Bibelworte jeder Situation an. Bei der Leitung liegt alle Macht, und ein geflügeltes Wort lautet: "Gehorcht Euren Wegbegleitern".

O.K.: "Ja, ich bezweifle nicht, daß dies Gehirnwäsche ist. Ich wurde selbst gehirngewaschen, das gebe ich offen und ehrlich zu. Ich vertraute der Leitung voll und ganz. Ich glaubte voll und ganz, daß das, was die Leiter taten, richtig war, und ich stellte keine Fragen. Heute weiß ich es viel besser."

Übersetzung: Friedrich Griess