Quelle: De Telegraaf 14-12-2001

http://krant.telegraaf.nl/krant/archief/20011214/teksten/bin.noorse.broeders.slachtoffers.html

Kindesmißhandlung durch die Norwegischen Brüder

AMSTERDAM. - Innerhalb der streng-christlichen Sekte "Die Norwegischen Brüder" ist große Aufregung entstanden

Im Namen des Herrn, wobei Bibelsprüche regelmäßig als Entschuldigung benützt werden, wird die Nachkommenschaft 'gezüchtigt', wie Körperstrafen innerhalb der Gemeinschaft genannt werden. Die Norwegischen Brüder gestehen durch den Mund ihres Leiters J.G. Littooij, daß sich in der Vergangenheit Gewalt gegen Kinder ereignet hat. Die Leitung der Sekte bietet diesen Opfer nun an, sich nachträglich darüber zu beschweren.

Die Affäre wurde durch André Venema (34) aus Almelo ins Rollen gebracht, der gestern Anzeige wegen jahrelanger leiblicher und geistlicher Mißhandlungen erstattete. Venema zufolge, an den sich inzwischen schon mehrere Opfer gewendet haben, wurde duzenden Kindern auf die gleiche Weise in ihrer Jugend unter anderem mit Stöcken, Peitschen oder mit Vorhangstangen 'zur Zerstörung geholfen': "Sie kämpfen nun mit den schwerwiegenden psychischen Folgen davon. Die Norwegischen Brüder haben eine Spur geistlicher Zerstörung hinterlassen."

Mit der Anzeige will der Almeloër erzwingen, daß die Justiz nicht nur seine Sache untersucht, sondern die ganze Organisation nach strafbaren Fakten durchleuchtet.

Die Glaubensgemeinschaft der Norwegischen Brüder zählt in den Niederlanden etwa 2000 Mitglieder, von denen etwa drei Viertel minderjährig sind. Weltweit gibt es 30.000 Anhänger.

Körperstrafen

Venemas Anwalt, der bekannte Strafrechtsadvokat Robert F. Speijdel: "Man kann die Norwegischen Brüder beinahe als eine fundamentalistische Gruppierung bezeichnen. Diese Einstellung propagiert die Anwendung von Körperstrafen. Das nennen sie züchtigen, aber juristisch gesehen ist das regelrechte Mißhandlung."

Der Anwalt verteidigt auch andere Opfer der Gemeinschaft. Auch die Vereinigung Tegen Manipulatie (Vereinigung gegen Manipulation) und die Stiftung De Keursteen untersuchen Beschwerden über die Norwegischen Brüder.

Der Leiter Littooij aus Almelo über die Mißhandlungen: "Ende der Siebziger- und Anfang der Achtzigerjahre kamen einige geistliche Leiter aus Norwegen, unter ihnen Enok Hansen, nach den Niederlanden, um bei Versammlungen zu erzählen, wie sie selbst Körperstrafen anwendeten. Ich fürchte, daß niederländische Anhänger dies übernommen haben."

Littooij weiter: "Hunderte Menschen haben die Vorträge gehört. Dann brauchen nur 10 Prozent dies wörtlich zu nehmen und dann hat man tatsächlich duzende Opfer. Bei uns sind aber noch niemals Klagen von Kindern eingegangen:" Littooij zufolge wurde von Norwegen aus eingegriffen und die "faulen Äpfel" wurden aus der Organisation entfernt.

Wortführer André Schaap von der Polizei in Twente läßt wissen, daß die Anzeige genau studiert würde. "Bei dergleichen sektiererischen Gruppen ist es oft schwierig, mehrere Zeugen unter den Opfern zu finden. Wenn sich jedoch herausstellt, daß diese Sachverhalte - so wie dieses Opfer sagt - wahr sind, dann kann die Polizei die Untersuchung großzügiger anpacken und eventuell eine Spezialabteilung bilden."