http://forlosning.com/2004/04_01_31.asp

Brunstad in Licht von Knutby

Filadelfia Knutby kann nicht ohne Weiteres mit den Smiths Freunden verglichen werden. Aber es gibt einige beängstigende Parallelen.

Von Alf Gjøsund

Mehrere Sektenangelegenheiten kursierten in den letzten Monaten in den Medien. Im Herbst gab es Wirbel, als einige Aussteiger im Bibelzentrum der charismatischen Gemeinde Sannhetens ord (Wort der Wahrheit) in Slemmestad eine Bombe zündeten. Die Medien konnten nachher über viele kritikwürdige Verhältnisse berichten. Etwas später konnten christliche Zeitungen über den Pfingstvorsteher in Vinstra berichten, der dafür sorgte, in der Gemeinde, in der er angestellt wurde, alle Vollmachten zu bekommen. Kurze Zeit darauf warf er die meisten Mitglieder hinaus, denn sie hatten Kontakt mit Christen, die zur Norwegischen Kirche gehörten. Und nun, in den letzten Tagen, rollen Zeitungen und Fernsehen erschütternde Umstände bei einer Pfingstgemeinde im schwedischen Dorf Knutby auf.

Machtstruktur und Isolation

Alle diese drei Versammlungen haben einige wichtige Gemeinsamkeiten. Eine davon ist die Machtstruktur. Diese ist ein Ergebnis eines Einflusses, den u.a. Aril Edvardsen (sicher in guter Absicht) aus den USA einführte. Die Pfingstgemeinden waren traditionell wie eine umgekehrte Pyramide organisiert, mit der Gemeindeversammlung an der Spitze, danach dem Ältestenrat, dann dem Pastor. In der amerikanischen charismatischen Bewegung war es umgekehrt. Dort war der Pastor zuoberst. Er stand in direkter Verbindung mit Gott und hatte von ihm Autorität. Den Ältestenrat mußte man abschaffen oder ihm formal die Autorität entziehen.

Die neuen Gedanken führten in einer Reihe von Pfingstgemeinden zur Spaltung. Das Ergebnis wurden neue Versammlungen der Type Bibelzentrum Wort der Wahrheit. Einige Pfingstgemeinden änderten die Struktur, darunter die Pfingstgemeinde in Vinstra und die nun so bekannte Filadelfia in Knutby. Es muß betont werden, daß die meisten dieser Gemeinden die neue Struktur einführten, ohne so wie Wort der Wahrheit und Filadelfia in Knutby sektiererische Züge zu entwickeln. Der Grund dafür ist wahrscheinlich der, daß sie Teil eines größeren Netzwerks waren.

Die zweite Gemeinsamkeit ist nämlich Isolation. Einige der Versammlungen mit neuer Struktur hielten sich nämlich vom Kontakt mit anderen Christen fern. Allein zu stehen macht eine Versammlung verletzlich. Dies bewirkt, daß die Mitglieder von niemand anderem Impulse erhalten als von ihren eigenen Leitern. Die Versammlung erhält Merkmale einer Sekte. Für Filadelfia in Knutby wurde dies verhängnisvoll. Jene Mitglieder, die in der Versammlung blieben, schenkten der Leitern uneingeschränktes Vertrauen. Diese hatten damit offenbar erreicht, was sie wollten.

Geistliche Autorität

Auf eine Weise wäre es falsch, die Leitung der Smiths Freunde (den Brunstad-Vorstand) mit dem Pastorenkollegium bei Filadelfia Knutby zu vergleichen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß die Leitung der Smiths Freunde ihre Stellung dazu ausnützen würden, um ein solches Leben zu führen, wie es die Leiter in Knutby offenbar getan haben. Andererseits ist es eine Tatsache, daß die Leitung der Smiths Freunde eine enorme Macht besitzt, die in formalen Statuten festgelegt ist. Die Machtposition wird auch emotionell aufgebaut, indem die geistliche Autorität der Leitung ständig in Artikeln in der Mandelblüte und in den Verborgenen Schätzen (beides Zeitschriften der S.F., Anm.d.Übers) betont wird. Einer der aufsehenerregendsten Umstände ist, daß man sich auf diese Autorität nicht nur beruft, wenn theologische Fragen entschieden werden sollen, sondern auch bei der Lösung von praktischen Aufgaben. Ein Beispiel ist der Ausbau des Versammlungsortes Brunstad. Das ist ernst und kritikwürdig.

Ebenso ernst ist es, daß die Smiths Freunde ebenso isoliert sind, wie Filadelfia Knutby es offenbar war. Man wünscht über das absolut Nötige hinaus keine Impulse von der Umwelt. Einige Impulse erhält man selbstverständlich durch das Fernsehen, durch den Kontakt mit Außenstehenden im Arbeitsleben usw. Aber man ist als Christ isoliert und erhält daher keine Impulse von Menschen in vergleichbaren Situationen.

Insgesamt bewirkt dies, daß auch die Smiths Freunde in hohem Maß ihren Leitern ausgeliefert sind. Es ist vielleicht nicht wahrscheinlich, daß die Leiter sie zu Knutby-ähnlichen Zuständen führen werden, auch wenn es Beispiele von Schwärmerei und ungesunder Verkündigung bei den Smiths Freunden gibt. Das Problem ist jedoch, daß, wenn die Leiter der Smiths Freunde den Kurs in eine unglückliche Richtung führen sollten, die Mitglieder wenig Möglichkeiten haben, dies zu ändern. Wenn sie selbst einwendeten, sie würden sich in einem solchen Fall zurückziehen, so zeigt die Statistik, daß die meisten bleiben würden. Denn wenn die Macht so groß ist und die Impulse von außen so schwach sind, dann hat die Leitung auch die Kontrolle über die Gedanken und Haltungen.

Aufforderung

Wir wollen nun die Leitung in Brunstad von Neuem auffordern, genau darüber nachzudenken, welche langsichtigen Konsequenzen ihr Verhältnis zu Macht und Autorität für die Glaubensgemeinschaft haben kann. Wieviel Weisheit und Offenbarung man auch zu haben glaubt, so bietet die Bibel doch viele Zeugnisse von der Schwäche der Leiter. Es ist gefährlich und unethisch, wenn sich unvollkommene Menschen soviel Macht geben, wie sie die Leitung in Brunstad hat. Außerdem weiß die Leitung in Brunstad nicht, welche Leiter die Zukunft hervorbringen wird. Es fehlte gerade noch, daß die Mitglieder nicht die Möglichkeit hätten, schlechte Leiter abzuwählen!

Die Leitung in Brunstad ist wohl in einer Sache mit Forløsning einig: Die Leitung einer Glaubensgemeinschaft muß das Vertrauen der Mitglieder haben. Dennoch hat dieselbe Leitung sich gegen Mißtrauen abgesichert, indem sie ihre eigene Absetzung verunmöglicht hat. Verstehe das, wer kann.