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17.1.2005 14:35:44

Es ist eine verbreitete Auffassung, die Smiths Freunde seien bis zur 'Erweckung' sehr gesetzlich gewesen - ich teile diese Auffassung. Es ist auch eine verbreitete Auffassung, daß die Smiths Freunde bei der 'Erweckung' mit der Gesetzlichkeit aufräumten - ich teile diese Auffassung nicht.

Es gab früher drei Bereiche, die man bei den Smiths Freunden - intern und extern - besonders mit Gesetzlichkeit verband, selbst wenn diese nach evangelischem Ermessen nicht im Zentrum standen, soweit es Gesetzlichkeit betrifft. Man könnte andere Bereiche erwähnen, aber die Bereiche, die ich hier als Beispiele erwähnen will, waren teils der strenge Kodex für Kleidung und überhaupt für Aussehen, teils waren es die konsequente Zurückweisung der Benützung von Empfängnisverhütung und schließlich die konsequente Verurteilung des Fernsehens durch die Smiths Freunde.

In meinen 40 Jahren bei den Smith Freunden habe ich viele gesetzliche Predigten gehört, welche diese drei erwähnten - und andere - Bereiche betrafen. Ich habe tatsächlich auch Predigten gegen Gesetzlichkeit gehört, aber ich muß mich heute selbst fragen, ob nicht viele bei den Smiths Freunden in Wirklichkeit eine große Unsicherheit bezüglich Gesetzlichkeit hatten und immer noch haben.

Gesetzlichkeit hat ihre Wurzel im menschlichen und natürlichen Gedanken, sich Verdienste zu erwerben. "Tu das, dann wirst du leben und es wird dir gut gehen!" - das ist in gewisser Weise die Basis der Gesetzlichkeit. In den 'Erweckungs'-Jahren hörte ich eine Aufnahme von einer Veranstaltung in Nesby zu Beginn der Fünfzigerjahre. Auf diesem Band sprach einer der alten Ältestenbrüder darüber, daß Gott gleichsam ein Automat sei - wirf die Münze hinein, dann bekommst du die Ware! Das Lied aus Herrens Veier [Die Wege des Herrn] , "... ist die Bedingung mit Freude erfüllt, dann reißt Gott sofort die Schleusen nieder! ..." , sagt mit anderen Worten dasselbe. Aslaksen benützte in seiner Verkündigung z.B. oft die Wendung "mathematisch genau", und auch dann, wenn es sich um 'einhalten' und 'erfüllen' handelte. Man machte das Evangelium zu etwas, das einem so natürlichen und irdischen Gesetz wie dem Gesetz von Ursache und Wirkung unterworfen sein sollte!!! Es ging mir später auf, daß eine solche Verkündigung die Smiths Freunde gesetzlich machte, ja gesetzlicher könnte es wohl kaum sein. Bei einer Gelegenheit erlebte ich, daß ein Ältestenbruder die Buddhisten pries und von ihrer Selbstdisziplin und ihrem stoischen Verständnis des Dasein sehr begeistert war. Mit einem solchen Verständnis ist das Christentum nur eine unter mehreren Glaubensrichtungen wie Islam, Buddhismus, Judentum usw., und da ist es recht und schlecht eine Religion, oder mit einem anderen Wort, Religiosität. Daß Religiosität gerade der Erzfeind des Smiths Freunde ist, muß man als merkwürdiges Paradox betrachten, das natürlich durch das oberflächliche Verständnis der Smiths Freunde von Begriffen, ja vom Evangelium selbst verursacht ist. Religiosität wurde von den alten Smiths-Freunde-Brüdern als Weigerung betrachtet, die Bedingungen ganz und vollständig zu erfüllen, und auf diese Weise kommt man dem bedenklich nahe, was man heute 'Herrlichkeitstheologie' oder 'Fortschrittstheologie' nennt, die auch ein Heiligungsverständnis hat, welches dem der Smiths Freunde sehr nahe kommt. Und dies gilt, wenn auch die Smiths Freunde ihre charakteristische Teminologie haben, die Begriffe zu beschreiben

Die Smiths Freunde haben seit der 'Erweckung' eine Änderung vorgenommen, daher ist die Behauptung der oben genannten drei Bereiche Kleiderkodex, Empfängnisverhütung und Fernsehen nicht mehr so aktuell. Wenn man aber glaubt, daß man deshalb der Gesetzlichkeit entkommen ist, dann ist dies ein fatales Mißverständnis! Gesetzlichkeit hat nämlich nichts mit diesen drei Punkten zu tun! Z.B. kann man ausgezeichnet sehr gesetzlich sein, auch wenn man modern gekleidet ist, Fernsehen hat und keine Kinder bekommen möchte. Und man kann in einem völlig freien und evangelischen Geist gegen Fernsehen und gegen Anpassung an die Welt predigen! Und das Mißverständnis ist fatal, denn es blockiert ein wahres evangelisches Verständnis.

Mir erscheint es tatsächlich tragisch, daß soviele Freunde bei den Smith Freunden in Sklaverei gehalten werden - reine und schiere Sklaverei! Und selbst wenn sie sich darüber freuen, daß sie nun Fernsehen usw. haben dürfen! Und selbst wenn sich die Schwestern darüber freuen, daß sie sich an den Schulen und Arbeitsplätzen nicht mehr von den anderen unterscheiden. Außer daß sie Sklaven eines fatalen Mißverständnisses sind, sind sie auch Sklaven einer fürchterlichen Geldquengelei, und man benützt in ausgedehntem Maß so wohlbekannte psychologische Mechanismen wie Gruppendruck. Auf der Internetsite www.kobenhavn.brunstadworld.org kann man z.B.namentlich angeführt sehen, wer wieviel an etwas, was sie "Leuchtturm" nennen, bezahlt - und nicht bezahlt - hat. Schreckliche Gesetzessklaverei! Und wenn die Leitung behauptet, daß BCC [Brundstad Conference Center] mit all den Unter- und Schwesterprojekten der Gemeinde nützen und Gottes Anliegen fördern will, so ist das ganz einfach religiöser Betrug. Das wird niemandem nützen!

Ich hoffe, daß viele den Smiths Freunden entkommen werden - und vielleicht ist diese Zeit nicht so fern? Doch hoffe ich für sie, daß sie den Glauben bewahren und daß sie auf diesem Weg zur evangelischen Freiheit gelangen. Leider zeigt die Erfahrung, daß Menschen, welche geschlossene gesetzliche Glaubensgemeinschaften verlassen, es oft schwierig haben, das Evangelium zu erfassen, und daher 'nicht vemögen, etwas zu hören'. Ich habe selbst diese Schwierigkeit erlebt, bei mir selbst und bei anderen.

Jesaia 55, 1-3: "Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser! Auch wer kein Geld hat, soll kommen. Kauft Getreide, und eßt, kommt und kauft ohne Geld, kauft Wein und Milch ohne Bezahlung! Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch laben an fetten Speisen. Neigt euer Ohr zu mir, und kommt zu mir, hört, dann werdet ihr leben. Ich will einen ewigen Bund mit euch schließen gemäß der beständigen Huld, die ich David erwies."

Ich wünsche euch Glück, Smiths Freunde! Oder richtiger: Gott gebe euch Gnade!

Jørgen Vestergaard

Geändert von Jørgen am 17/01/2005 14:43:25


18.1.2005 12:30:17

Ja, Jørgen, wenn man Kåres Buch gelesen hat, dann bleibt der Eindruck zurück: Viele der alten strengen Gesetze und Geboten sind weg, aber es gibt weiterhin wieder viele Gesetze und Regeln. Es soll weiterhin im Detail regiert werden. Das Neue ist, daß einige Dinge aus der Verkündigung und aus den Treffen herausgenommen werden. So ermahnt z.B. Kåre ältere Schwestern, mit den jüngeren zu sprechen, wenn sie sich unschicklich kleiden; aber es soll nicht bei den Treffen gegen die Kleidung verkündigt werden. Es gibt auch detaillierte Regeln darüber, wer bei DKM ein Gemeindefest veranstalten darf und wer nicht, daß man geschiedene Verwandte (nicht) besuchen darf, daß das Kopftuchgebot weiterhin für Frauen bei den Treffen gilt, wenn sie Zeugnis ablegen oder beten.

Kåres Erklärung des Verses in den Mosesbüchern, daß Männer keine Frauenkleidung tragen dürfen, ist nun die, daß der Vers gegen Transvestiten gemeint ist. Eine kreative Erklärung.

Aber viele frühere Regeln sind endgültig weg. Man kann nun Reisen nach dem Süden durch Wissenswettbewerbe gewinnen. Alle Kinder entgegen zu nehmen wird in dem Buch nur in einem Nebensatz erwähnt.

Du machst eine interessante Beobachtung. Kåre ist in seinem Buch sehr mit Gesetzlichkeit beschäftigt. Er hat am meisten davor Angst, daß die Gemeinde in einen dieser Gräben fallen sollte: Gesetzlosigkeit oder Gesetzlichkeit. Aber ohne Zweifel gibt es weiterhin viele Gesetze und Regeln, wie man sich als DKM-er verhalten soll. Nicht zuletzt wenn es um Geldspenden und freiwilligen Arbeitseinsatz geht. Davon wird jedoch im Buch nichts erwähnt.

Die Gemeinde wurde alle die Jahre hindurch "angeklagt", gesetzlich zu sein, sofern es die Verkündigung betrifft. Daß man selbst etwas leisten soll (gegen die Sünde kämpfen, Sieg erringen), um sich zu qualifizieren (zur Braut zu gehören). Die Verkündigung hat auch dieses Element der Gesetzlichkeit in sich, meinen viele.

Flex