Anmerkungen zum "Instrumentum Laboris"
zur 10. ordentllichen Vollversammlung der Bischofsynode

http://www.vatican.va/roman_curia/synod/documents/rc_synod_doc_20010601_instrumentum-laboris_ge.html

Die Anmerkungen zu den zitierten Texten sind in Kursivschrift. Um des Zusammenhanges willen sind jeweils längere Teile der betreffenden Abschnitte zitiert. Die Stellen, auf die sich die Anmerkungen beziehen, wurden von mir durch Fettdruck hervorgehoben.

Allgemein sei bemerkt, daß in mehreren Punkten der Ausdruck "Universalkirche" verwendet wird, damit aber ausschließlich die römisch-katholische Kirche gemeint ist. Seinerzeit hatte Kardinal Bea die Meinung ausgedrückt, daß die gesamte christliche Kirche durch die Spaltungen eigentlich nicht zerstört, sondern nur oberflächlich beschädigt wurde. Und einem Aufsatz von Univ.-Prof. Suttner in der Herder-Korrespondenz entnahm ich, daß die harte Haltung der katholischen Kirchenführung gegenüber den östlichen Kirchen erst seit dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts eingenommen wurde. Ich plädierte dafür, den Ausdruck "Universale Kirche" für die (anzustrebende) Einheit aller Christen zu benützen.

18......
Immer wieder gibt es Zeichen des religiösen Fundamentalismus, der ein Feind des Dialogs und des Friedens ist.

Religiöser Fundamentalismus ist leider auch vielfach innerhalb unserer eigenen Kirche anzutreffen und wird gerne mit "festem Glauben" verwechselt.

20. Obwohl es nicht an Zeichen des religiösen Erwachens, des neuen Interesses für die geistlichen Werte und einer gewissen Rückkehr zur Religion fehlt, sorgen sich die Hirten auf Grund des sogenannten schweigenden und ruhigen Auszugs der Massen aus der kirchlichen Praxis. Es breitet sich immer mehr eine immanente, dem Übernatürlichen sich verschließende Kultur aus. Auch unter den Christen verbreitet sich wachsende Gleichgültigkeit gegenüber dem eschatologischen und übernatürlichen Ausblick in die Zukunft, der das Leben auf Erden erst lebenswert macht. Das drückt sich aus in einem Individualismus ohne kirchliche Gemeinschaft und ohne sakramentale Praxis. Deshalb fällt man manchmal in das Extrem und sucht bei den alternativen religiösen Bewegungen und Sekten spirituelle Befriedigung; oder man nimmt religiöse Verhaltensweisen an, die zum Teil aszetische Übungen nichtchristlicher Religionen nachahmen. Viele Menschen geben sich heute mit einer zweifelhaften Religiösität zufrieden, ohne persönliche Beziehung zum wahren Gott Jesu Christi und zur kirchlichen Gemeinschaft. Der Mangel an Priester- und Ordensberufen ist für viele Hirten Grund tiefer Besorgnis um die Zukunft, nicht nur im Hinblick auf eine gesicherte Evangelisierungspastoral und ein angemessenes sakramentales und eucharistisches Leben, verbunden mit der entsprechenden Pflege des lebendigen Glaubens und der christlichen Praxis.

Das Problem der Sekten ist komplex und nicht einfach durch theologische Argumente oder Aufrufe zu "festerem Glauben", sondern nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit von Theologen, Psychologen, Psychiatern, Soziologen und Juristen zu lösen. Zitat aus Dr. Paul Martin, Cult Proofing Your Kids: "Christian faith alone offers little defense against the lure" ("Christlicher Glaube allein bietet wenig Schutz gegen die Verführung").

Der Mangel an Priester- und Ordensberufen ist vielleicht auch ein Zeichen dafür, daß Gott in der heutigen Zeit seine Kirche anders organisiert haben will. Siehe dazu auch meinen Beitrag "Gründe der Kirchenkrise", http://griess.st1.at/kkrise1.htm .

23.....
Dennoch verzichtet die Kirche nicht auf ihre Aufgabe, das Evangelium in diesen Ländern zu verkünden, in denen die Kultur der totalitären Regime die innere Leere hinterlassen haben. Ja, sie muß die Erziehung zur Freiheit und eine neue Gemeinschaft unter allen Christen fördern. Die notwendige Glaubensbildung kann zur Überwindung einer gewissen nichtfundierten Frömmigkeitsform und zu neuem Evangelisierungseifer beitragen. Deshalb ist die Förderung eines reifen Glaubens und einer überzeugten sittlichen Lebensführung notwendig, besonders angesichts der nachdrängenden Sekten und der Gefahr eines übertriebenen Konsumverhaltens, wie manche beklagen.

Siehe Kommentar zu Punkt 20.

24. Die Zukunft der Kirche des dritten Jahrtausends zeigt allmählich das Bild einer Dezentralisierung der Präsenz der Katholiken in Richtung der afrikanischen und asiatischen Länder. Dort und in Lateinamerika entstehen junge Kirchen voll Glaubenskraft, reich an Priester- und Ordensberufen, die oft dem Personalmangel im Westen abhelfen.

Das ist, zumindest teilweise, Wunschdenken. Bischof Kräutler hat für 600 Pfarren 25 Priester zur Verfügung. Siehe auch Michael Garnett, Eucharistie im Wunderland, http://griess.st1.at/olav25.htm .

25.....
Es wächst die Hochschätzung des Genius der Frau: Es ist eine zunehmende Verantwortlichkeit der Frauen in der Gesellschaft und in der Kirche zu verzeichnen.

Es wäre schön, wenn dies auch in der Kirche gälte. Derzeit ist die Frau doppelt von Leitungsaufgaben in der Kirche ausgeschlossen: die Frau selbst und indirekt durch den Ausschluß verheirateter Männer. Siehe 1 Tim 3, Tit 1.

84.....
Um die Communio in ihrer universalen Dimension nicht zu gefährden, findet sich in diesem Dokument eine erhellende Bekräftigung: "In der Kirche ist niemand Fremdling: Besonders in der Eucharistiefeier befindet sich jeder Gläubige in seiner Kirche, in der Kirche Christi". Denn jeder Gläubige, ob er zur Diözese, zur Pfarrgemeinde oder Teilkirche gehört oder nicht, muß sich in der Eucharistiefeier immer in seiner Kirche fühlen. Obwohl er einer Teilkirche angehört, in der er getauft wurde, lebt oder am Leben Christi teilhat, gehört er in gewisser Weise zu allen Teilkirchen.

Das von der Kirchenführung hochgeschätzte Neokatechumenat verwehrt bekanntlich Nichtmitgliedern den Zutritt zu seinen Eucharistiefeiern.

93.....
In den Antworten auf die Lineamenta wird den Bischöfen empfohlen, Gespächskreise zu bilden, in denen die Laien ihrem weltlichen Stand und ihren Kompetenzen entsprechend zu Wort kommen, so daß zwischen dem Evangelium und der heutigen Gesellschaft kein Gefälle entsteht; dabei sollen aktuelle Probleme vorgebracht werden, aber unnötige Wortmeldungen vermieden werden.

Wie schon bei Punkt 20 angedeutet, wäre es wünschenswert, daß die Kompetenz von Fachleuten aus dem "Laien"-Stand wirklich beachtet wird.

94.....
Eine bestimmte Anzahl von Laien ist auch bereit, sich in solchen Aufgaben ständig und manchmal für immer zu engagieren. Diese Mitarbeit der Laien ist für die Erfordernisse der "Neuevangelisierung" gewiß wertvoll, besonders dort, wo eine ungenügende Zahl von geweihten Amtsträgern zu verzeichnen ist.

..........
Aus den Antworten auf die Lineamenta geht auch hervor, daß theologisch und kirchlich gebildete erwachsene Laien für den Verkündigungsdienst wesentlich sind. Ohne solche Laien besteht die Gefahr, daß in manchen Gebieten der Evangelisierungsauftrag der Kirche nicht mehr weitergeführt werden kann, besonders dort, wo großer Priestermangel herrscht und Laien die Rolle übernehmen, die Amtsträger zu unterstützen. In vielen Gebieten hat sich der Schwerpunkt auf die Rolle der Katechisten verlagert, aber auch auf Pastoralassistenten, die fähig sind, in der Diözese und in den Pfarreien wahre kirchliche Arbeit auch in den verschiedenen Bereichen zu leisten, in denen das Evangelium Sauerteig der Gesellschaft von heute und Zeichen der Umwandlung und Hoffnung werden muß. Die Bischöfe und Priester müssen den Laien größeres Vertrauen entgegenbringen. Diese fühlen sich oft als Erwachsene im Glauben nicht genügend anerkannt und wollen stärker in das Leben und die Pläne der Diözese vor allem in der Evangelisierung einbezogen werden.

Heißt das wiederum, daß die Laien nur Lückenbüßer sind und sofort wieder eliminiert würden, falls es genügend viele Priester gäbe?

99.....
In den Antworten auf die Lineamenta wird nachdrücklich auf einige kirchliche Bewegungen hingewiesen, die auf universaler, diözesaner und pfarrlicher Ebene konstruktiv sind; andere Bewegungen fördern das Wachstum der Ortskirche nicht, weil sie am Leben der Pfarrei und Diözese nur am Rand teilnehmen; manche Bewegungen erheben besondere Ansprüche und laufen Gefahr, sich der Gemeinschaft mit allen zu entziehen. Deshalb wird darum gebeten, die Frage des theologischen und rechtlichen Status dieser Bewegungen innerhalb der Teilkirche anzugehen und ihre konkrete Beziehung zum Bischof festzulegen.

In Bezug auf die neuen Gemeinschaften, die noch keine kirchliche Approbation haben, ist die Entscheidung den Bischöfen anvertraut, die die Personen mit Sorgfalt prüfen und die Spiritualität beurteilen müssen, auch durch eine bestimmte Probezeit, wenn nötig.

Noch größere Aufmerksamkeit ist notwendig, wenn es darum geht, Priesterberufungen zu prüfen, die aus diesen Gruppen hervorgegangen sind. Die Kandidaten brauchen eine solide Bildung unter der Verantwortlichkeit des Bischofs, dem die notwendige Entscheidung im Blick auf die Weihe von Amtsträgern und die Übertragung von apostolischen Aufgaben in der Diözese zustehen.

In Treue zum Heiligen Geist müssen die verschiedenen Charismen in die Communio und Missio der Kirche integriert werden. So geht man der Gefahr der Isolierung aus dem Weg und begünstigt die Hochherzigkeit der Selbsthingabe, der Brüderlichkeit und Effizienz in der Sendung zum Wohl der Kirche.

Leider scheinen Bewegungen, welche das Wachstum der Ortskirche nicht fördern, sondern spaltend wirken, das besondere Wohlwollen der kirchlichen Führung zu genießen.

Die Statuten des Neokatechumenats sind noch nicht endgüktig approbiert.

103. Die Aufgabe der Verkündigung und die treue Bewahrung des Glaubensgutes ist verbunden mit der Pflicht, das Wort Gottes vor all dem zu schützen, was seine Unversehrtheit und Ganzheit verletzen könnte

Während die kirchliche Führung auf einigen diskutablen Schlußfolgerungen aus der hl. Schrift penibel besteht, werden andere Schriftstellen überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Siehe dazu meinen Aufsatz: Gründe der Kirchenkrise, http://griess.st1.at/kkrise1.htm .

106.....
Im Dialog mit all seinen Gläubigen wird der Bischof es verstehen, ihren Glauben anzuerkennen und hochzuschätzen, ihn zu festigen, ihn von überflüssigen Anhängseln zu befreien und ihm einen angemessenen Lehrinhalt zu geben. Aus diesem Grund und auch deshalb, um auf Ortsebene Katechismen zu erstellen, die die unterschiedlichen Situationen und Kulturen berücksichtigen, soll der Katechismus der Katholischen Kirche Bezugspunkt dafür sein, daß die Einheit des Glaubens und die Treue zur katholischen Lehre bewahrt werden.

Inkulturation wird oft nur exotischen Völkern zugestanden. Man vergißt aber dabei, daß auch innerhalb Europas große Mentalitätsunterschiede bestehen. Siehe dazu Kardinal Ratzingers Hinweis auf die romanische Mentalität, die dem Einzelnen - Bischof wie Gläubigen - innerhalb der Gesetze und Vorschriften den erforderlichen Freiheitsraum beläßt (Josef Kardinal Ratzinger, Zur Lage des Glaubens, Ein Gespräch mit Vittorio Messori, Verlag Neue Stadt, Seite 68).

107. Da der Bischof berufen ist, das Heil in Jesus Christus zu verkünden, muß er durch seine Predigt unter dem Volk Gottes das Zeichen der Glaubensgewißheit sein. Wenn er auch, wie die Kirche, keine bereits vorgefertigten Lösungen für die Probleme des Menschen hat, ist der Bischof dennoch Diener der Schönheit einer Wahrheit, die deren Wege zu erhellen vermag. Wenn er auch keine besonderen Sachkenntnisse hat, um die irdische Ordnung zu fördern, formt der Bischof dennoch die Laien, indem er sein Lehramt ausübt und die ihm anvertrauten Personen und Gemeinschaften zum Glauben erzieht; innerlich gewandelt, werden die Laien ihrerseits die Welt durch jene Lösungen verändern, die sie ihren jeweiligen Zuständigkeiten entsprechend anbieten sollen.

Bravo!

119.....
Manchmal herrscht ein gewisses "monarchisches" oder "autoritäres" Bild vor, das dem Bischof eine unpassende Rolle in der Kirche und in der Welt zuschreibt.

Wie wahr!

120.....
In den Antworten wird auf die Gefahr hingewiesen, daß sich dadurch in den Führungsstil des Bischofs Elemente einschleichen, die einer dem Evangelium gemäßen Pastoral nicht entsprechen, so daß die Leute ihn mit der weltlichen Prominenz gleichsetzen. Manchmal scheint selbst die Präsenz des Bischofs neben den Bürgerautoritäten seine Unabhängigkeit und seine Rolle in den Schatten zu stellen.

In den Gesellschaften, die einer gewissen Autoritätsausübung gegenüber negativ eingestellt sind, tendiert man dazu, die Rolle des Bischofs zu überdenken, indem das Prinzip der Subsidiarität und die Einrichtung der Beratung besondere Deutung erfahren. Das geschieht aus dem Grund, weil die Autorität nur als "Macht" gesehen wird.

Die Bischöfe können das gemäß ihrer Rolle als Väter und Beschützer überwinden, weil sie sich als Nachfolger der Apostel nicht nur in der ausübenden Autorität darstellen, sondern in ihrer dem Evangelium ensprechenden Lebensform, in der Grundsatztreue zu dem, was sie verkünden, in den apostolischen Leiden, in der liebevollen und barmherzigen Sorge für die Gläubigen, besonders die ärmsten, die schwächsten und die leidenden.

Bravo!

121.....
In den Pfarreien steht die Begegnung mit dem Pfarrer und den übrigen Priestern an erster Stelle. Die

Pastoralvisitation ist der Moment, wo der Dienst der Predigt und Katechese, des Dialogs und der Kontaktnahme mit den Leuten und ihren Problemen ausgeübt wird. Sie ist ein Anlaß, in Gemeinschaft die Eucharistie und die Sakramente zu feiern, gemeinsam zu beten und die Volksfrömmigkeit zu teilen. Dabei hat der Bischof auf einige Gruppen besonders zu achten: die Jugend, die Kinder, die Kranken, die Armen, die Ausgegrenzten, die Fernstehenden.

Manche Bischöfe achten aber besonders auf solche Gruppen, die hier nicht erwähnt sind.

122. Die Feier der Diözesansynode, deren rechtliches Profil der Codex des kanonischen Rechts vorzeichnet, hat zweifellos Vorrang unter den pastoralen Pflichten des Bischofs. Denn die kirchliche Disziplin nennt die Synode als ersten der Organismen, mit deren Hilfe das Leben einer Teilkirche abläuft und sich entfaltet. Ihre Struktur entspricht wie die der anderen sogenannten Organismen "der Teilnahme" grundlegenden ekklesiologischen Erfordernissen und ist institutioneller Ausdruck theologischer Wirklichkeiten, zum Beispiel der notwendigen Mitarbeit des Presbyteriums beim Dienst des Bischofs, der Teilhabe aller Getauften am prophetischen Amt Christi, der Pflicht der Hirten, die Würde der Laien anzuerkennen und zu fördern, indem sie sich gern deren kluger Beratung bedienen. In ihrer Wirklichkeit reiht die Diözesansynode sich in den Kontext der Mitverantwortung aller um ihren Bischof vereinten Diözesanen ein. Im Hinblick auf das Wohl der Diözese und in ihrer Zusammensetzung, wie sie von der geltenden kanonischen Disziplin gewollt ist, ist sie bevorzugter Ausdruck der Communio in der Teilkirche. In der Synode, die gut vorzubereiten und mit ganz bestimmten Zielsetzungen einzuberufen ist, hört der für die endgültigen Entschlüsse verantwortliche Bischof das, was der Geist der Teilkirche eingibt, so dass alle fest im Glauben stehen, treu in der Gemeinschaft, offen für die Missionstätigkeit, verfügbar für die geistlichen Bedürfnisse der Welt und voller Hoffnung angesichts ihrer Herausforderungen.

Bravo!

137. Die Sorge des Bischofs für seine Gläubigen muß auch realistisch die Gefahr der Verführung einbeziehen, die die religiösen Sekten und andere alternative Bewegungen verschiedener Art und Bezeichnung unter weniger gefestigten Personen hervorrufen können. Oft handelt es sich um Bewegungen mit dem Ziel, den katholischen Glauben auszuhöhlen, die im Umfeld schwieriger sozialer und familiärer Situationen auch durch Manipulierung der Personen und der Gewissen angeboten werden. Sogar satanische Sekten mit antichristlicher Zielsetzung und moralisch irrigen Riten und Formen breiten sich aus.

Eingehendes Studium der Sekten und ihrer Wirkungsweise sowie die Zuhilfenahme von Sachverständigen können für die Gläubigen, die mit Sekten zu tun haben oder von ihnen bedroht werden, eine große Hilfe sein, damit sie die innere Ruhe und das Bekenntnis des Glaubens wiederfinden.

Es geht vor allem darum, lebendige und wahre christliche Gemeinschaften zu formen, die voll Lebenskraft und Enthusiasmus sind und die Hoffnung festigen; das heißt Gemeinschaften, die durch das Gebet und die Sakramente fähig sind, Verbreitungsort des Evangeliums zu werden, des missionarischen Einsatzes, der Aufmerksamkeit für die Person, der gegenseitigen Hilfe und eines wahren geistlichen Heilmittels für die Männer und Frauen von heute.

Was den Kampf gegen das Böse und den Bösen betrifft, ist es Aufgabe des Bischofs, dem kanonischen Gesetz entsprechend Priester zu beauftragen, die mit Frömmigkeit, Wissen, Klugheit und Reinheit des Lebens ausgerüstet sind für die Anwendung der Exorzismen und auch die Gebetspraxis vornehmen, um von Gott die Genesung zu erlangen.

Siehe auch die Anmerkung zu Punkt 20. Es ist längst erwiesen, daß Sekten nicht nur bei Personen Erfolg haben, die nicht gefestigt sind. Die Zuhilfenahme von Sachverständigen aus verschiedenen Disziplinen - also nicht nur Theologen - und vor allem auch von Menschen, die entweder selbst Mitglieder einer Sekte waren oder dir Mitgliedschaft von Angehörigen erlebt haben, ist dringend erforderlich. Die Sekten zeigen aber auch die Defizite der Kirche auf. Am aktuellen Beispiel Milingo kann man sehen, wohin die jahrhundertelange Abwertung von Ehe und Familie führen kann.

140. Es ist zwar nicht Aufgabe der Kirche, Lösungen für die wirtschaftlichen und sozialen Fragen anzubieten, doch ihre Soziallehre enthält eine Reihe von Grundsätzen, die für den Aufbau eines gerechten sozialen und wirtschaftlichen Systems unerläßlich sind. Auch darüber hat die Kirche ein "Evangelium" zu verkünden, für das jeder Bischof in seiner Teilkirche Wortführer sein soll, indem er die Seligpreisungen in die Mitte rückt.

Solange diese Soziallehre und insbesondere das von ihr vertretene Subsidiaritätsprinzip von der kirchlichen Führung selbst nicht ernst genommen wird, ist es schwer, diese Soziallehre glaubhaft zu propagieren.

29. August 2001

Friedrich Griess