Das Mitglied der Smiths Freunde "Svein" über die Volle-Sieg-Verkündigung:

- Worte ohne Inhalt

- Ich bin nicht so sicher darüber, ob die "Freunde" eigentlich an den Sieg über jede bewußte Sünde glauben. Für viele sind das nur Worte und Dogmen, von denen sie nicht ganz verstehen, was sie beinhalten.

Dies sagt "Svein", ein Mitglied der Smiths Freunde. Er war sein ganzes Leben als Erwachsener in der Glaubensgemeinschaft und hat erwachsene Kinder, die auch dabei sind. Wir haben ihn über sein Verhältnis zur Verkündigung der Bewegung bezüglich des Siegs über die Sünde gefragt. Mit Rücksicht auf seine Verwandten wünscht er, anonym zu blieben.

- Ich kam als Jugendlicher zur "Gemeinde", berichtet "Svein". Er wurde von der Verkündigung ergriffen und hat gute Erinnerungen an die Gemeinschaft in seiner örtlichen Versammlung. Nach dem Leiterwechsel bei den Smiths Freunden und der darauf folgenden "Erweckung" zu Beginn der Neunzigerjahre hat er sich jedoch eher außerhalb gefühlt. Er hat keine Pläne, sich von den Smiths Freunden zurückzuziehen, aber fühlt sich gedanklich von der Glaubensgemeinschaft befreit

"Sieg ohne Ausnahme"

- Wie verstehst du die Verkündigung der Smiths Freunde über den Sieg?

- Sieg bedeutet, etwas nicht zu tun, von dem du weißt, daß es falsch ist, sagt "Svein" und betont das Wort "tun". Er berichtet, daß er mehrere Male den ehemaligen Leiter der Smiths Freunde Elias Aslaksen über "Sieg ohne Ausnahme" sprechen hörte, und darüber, daß die Christen nichts tun brauchen, was ihnen ein schlechtes Gewissen einträgt.

- Wie erlebtest du diese Verkündigung?

- Ich muß ja sagen, daß ich enttäuscht war, als ich entdeckte, daß es mir nicht so gelang, wie es verkündigt wurde, erklärt "Svein". Er kann auch berichten, daß er im Lauf der Jahre mit vielen gesprochen hat, die verzweifelt waren, weil sie zu kurz kamen und es nicht schafften, den Erwartungen entsprechend zu leben.

- Warum verzweifelt?

- Deshalb, weil sie Angst hatten, daß mit ihnen etwas nicht in Ordnung sei, daß sie nicht richtig "dabei" waren oder sogar verdammt würden.

Worte ohne Inhalt

- Glauben die Smiths Freunde an ihre eigene Verkündigung über den Sieg über die bewußte Sünde?

- Im Prinzip ja. In der Praxis, glaube ich, müssen wir "tja" sagen. Darüber, was der einzelne tut, kann ich mich selbstverständlich nicht aussprechen, aber diese Verkündigung wurde wohl zum Teil zu Worten ohne Inhalt. Begriffe wie "Christus geoffenbart im Fleisch", "Kreuz", "Christi Tod", "die Werke des Leibes" und "sich selbst hassen" werden fleißig gebraucht, aber ich glaube, dies sind für viele technische Ausdrücke geworden, Phrasen oder wie man das nun nennen soll. Ich habe zum Beispiel mehrere gefragt, ob sie mir "Christi Tod" erklären können, und habe wieder und wieder erlebt, daß sie nicht antworten konnten. Ich erinnere mich vor allem daran, daß mir einmal ein Bruder eingehend den Unterschied zwischen bewußter und unbewußter Sünde erklären konnte, selbst aber große persönliche Probleme hatte.

Viel Pharisäertum

"Svein" möchte weder seine Freunde bei den Smiths Freunden verurteilen noch sich .... über sie ausdrücken. Dennoch muß er sagen, er glaube, daß die Verkündigung über das sieghafte Leben zu viel Pharisäertum geführt hat. - Viele schaffen es einfach nicht zu sagen, daß sie sündigen und Fehler begehen. Und wenn sie Fehler begehen, so bitten sie auf jeden Fall nicht um Vergebung. Die meisten von uns haben wohl die Entschuldigung gehört, es sei "nur ein Werk des Leibes gewesen", glaubt er.

Außerdem meint "Svein", in der Sieg-Verkündigung eine Schiefheit zu sehen. - Man ist mit Siegen auf bestimmten Gebieten beschäftigt, übersieht aber andere, sagt er. Als Beispiel, erwähnt "Svein" die Einstellung der Freunde zu jenen, die es nicht schaffen, sich in die Bewegung einzuordnen, und zu den anderen Glaubenden. Er meint, eine "Wir-und-Ihr-Haltung" zu sehen, die er ganz unbiblisch findet.

- In der Bibel kritisiert Jakob jene scharf, die bei den Leuten Unterschiede machen. Dies nennt er, das Gesetz zu brechen. Jesus hatte einen schweren Kampf mit den Pharisäern auszufechten, gegen die Eigengerechtigkeit und Selbstgefälligkeit. Wenn wir nun unser Augenmerk auf den Sieg über die bewußte Sünde richten, was ist dann damit?

Jesu Forderung nicht absolut

Für sich selbst ist "Svein" mit der Verkündigung über den vollen Sieg ins Reine gekommen. Nun glaubt er nicht mehr daran, daß die Forderung Jesu so absolut ist.

- Gott hat uns einen freien Willen gegeben, damit wir selbst entscheiden. Wie kann er uns dann nachher verurteilen und bestrafen, weil wir es nicht schaffen, vollkommen zu sein, fragt er.

- Aber Jesus forderte in der Bergpredigt, daß der Mensch ebenso vollkommen sein solle wie Gott selbst?

- Diesen Vers müssen wir im Zusammenhang lesen. So wie Jesus es meint, ist es möglich, vollkommen zu sein. So vollkommen zu sein wie er, bedeutet, keinen Unterschied bei den Leuten zu machen und unbedingt zu lieben, wie er es tut.

- Und du glaubst, daß wir das können?

- Jesus tat dies, weil er sich dessen bewußt war, daß er und der Vater eins waren. In Johannes 17 sagt er uns, daß wir mit ihm und dem Vater eins sein sollen. Bekommen wir die gleiche himmlische Ansicht wie Jesus, dann verschwindet der Feindbegriff und wir können das Gesetz dadurch erfüllen, daß wir in der Liebe leben.

Wenn wir die Botschaft der Bibel im Gesamten ansehen, dann sehen wir, daß nicht die Rede davon ist, vollkommen, perfekt oder stets siegend zu sein - im Sinne von Aslaksen -, sondern von einer geistlichen Entwicklung durch die Erfahrungen, die man macht, zu immer größerer Reife und zu Leben und zum Verständnis zu gelangen, wer Gott ist und wer wir sind.

- Es ist klar, daß wir fallen können

- Welchen Platz findet darin die Sündenvergebung?

- Ich teile zwar nicht dein Verständnis, daß wir für ungefähr alles, was wir tun, Vergebung benötigen. Aber es ist klar, daß wir fallen können, und dann benötigen wir die Sündenvergebung, damit wir uns wieder erheben können. Das sehen wir deutlich in der Bibel, z.B. bei Petrus. Auch nach 14 Jahren des Wirkens heuchelte er den Juden gegenüber und wurde von Paulus getadelt, weil er nicht nach dem Evangelium lebte, sagt das Freunde-Mitglied "Svein" zu "Erlösung"

Alf Gjøsund