folgen wir dem Grundsatz von Mt. 23, 9 ("Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater [eure Mutter] nennen") ...
oder steht der Gründer/die Gründerin bzw. dessen/deren Nachfolger(in) so im Mittelpunkt, daß selbst Jesus Christus mitunter daneben zweitrangig wird?
Verhältnis zum Regelwerk:
sind unsere Regeln am Evangelium orientiert und führen sie zur "Freiheit der Kinder Gottes" (Röm 8, 21-, 2 Kor 3,17; Gal 5, 1; Gal 5,13) ...
oder gibt es bei uns menschliche Regeln, die - ohne im Evangelium begründet zu sein oder sogar im Gegensatz zu diesem - nur dazu dienen, den Gehorsam der Mitglieder zu überprüfen?
Verhältnis zur Privatsphäre der Mitglieder:
achten wir die Privatsphäre der Mitglieder, so wie die Kirche das Beichtgeheimnis streng hütet ...
oder drängen wir auf öffentliches Sündenbekenntnis?
Verhältnis zum Leib
ist für uns der Leib ein Tempel des Heiligen Geistes, der in uns wohnt und den wir von Gott haben (1Kor 6, 19) ...
oder ist unser Leib ein "Kehrrichteimer"[1] und ein "Feind der Verherrlichung Gottes"[2]?
Verhältnis zum Erwachsenwerden:
sind wir der Meinung, dass wir gemäß 1 Kor 3,1 und 1 Kor 13,11 im Glauben erwachsen werden sollen?
oder müssen wir immer unmündige Kinder bleiben? [3]
Verhältnis zu anderen Christen:
betrachten wir uns als eine Gruppe von vielen in der Kirche, die jeweils ein bestimmtes Charisma zu verwirklichen suchen (1 Kor 12) ...
oder sind wir überzeugt, daß nur wir die frohe Botschaft / den Sinn des zweiten Vatikanums richtig verstanden haben und verwirklichen?
Verhältnis zur Welt
ist die Welt für uns die ursprünglich gute Schöpfung Gottes (Gen 1), die durch den Sündenfall in Mitleidenschaft gezogen, aber durch Christus erlöst wurde (Joh 3,16-17) ...
oder ist für uns die Welt dem Satan verfallen und wir müssen uns da heraushalten?
Verhältnis zu Aussteigern
betrachten wir jemand, der unsere Bewegung verläßt, weiterhin als Bruder/Schwester im Glauben ...
oder ist er/sie für uns ein(e) Abgefallene(r), der/die verloren ist und mit dem/der wir keine Gemeinschaft mehr haben dürfen?
Verhältnis zu Kritik
betrachten wir Kritik als willkommene Hilfe zur Weiterentwicklung unserer Spiritualität ...
oder ist sie ein böswilliger Angriff auf unseren Glauben, den wir zurückweisen müssen?
Verhältnis zur Geschichte
ist sich unsere Gemeinschaft bewußt, daß in ihr Reformen nötig sind, da ja selbst die Kirche ständiger Reformen bedarf ...
oder stehen wir auf dem Standpunkt, unsere Gemeinschaft sei "das Werk Gottes" , das deshalb niemals verändert werden dürfe?
Anmerkungen: [1] J. Escrivá de Balaguer, Der Weg, Nr. 592 [2] J. Escrivá de Balaguer, Der Weg, Nr. 227 [3] J. Escrivá de Balaguer, Der Weg, Nr. 59, 620, 856, 858, 862, 863, 867, 868, 870