Quelle: forlosning.com

Antwort betreffend ideologische Veränderungen bei den Smiths Freunden

24. Juni 2000

Hallo, "N.N.."

Ich antworte gewöhnlich nicht auf Leserbriefe, die sich nicht auf etwas beziehen, was ich gesagt oder geschrieben habe, aber ich möchte doch dazu einen Kommentar abgeben. Zu allererst weil mich deine Argumentation sehr an jene erinnert, welche die Leitung der Smiths Freunde in dieser Angelegenheit intern benützt (das bezieht sich auf "Verborgene Schätze").

1) Seinen Meinungsgegnern extreme unausgewogene Standpunkte zu unterschieben ist eine wohlbekannte psychologische Methode. Da erhält man eine Grenze gezogen und man bekommt alle, die sich nicht mit diesen Standpunkten identifizieren können, auf seine Seite. Dies hat in erster Linie intern eine sammelnde Wirkung

Die Frage ist, wer die extremen Standpunkte vertrat, die du erwähnst. Ich kenne aus meiner Zeit bei den Smiths Freunden äußerst wenige, die solche Standpunkte vertraten, deshalb erwähnte ich sie auch nicht in meinem Artikel. Mein Eindruck ist der, daß die meisten Aussteiger über die Entwicklung zu größerer Freiheit in Bezug auf den Gebrauch irdischer Dinge bei den Smiths Freunden froh sind. (Viele meinen sogar, dies sollte sich auch in einer Reihe ideologischer und organisatorischer Fragen geltend machen. Z.B wenn man es wagte, den Mitgliedern die Freiheit zu geben, selbst zu entscheiden, wer die Gemeinde leiten sollte!)

2) Einige der extremen Standpunkte, die du erwähnst, sind dennoch etwas, wofür die frühere Leitung der Smiths Freunde verantwortlich war. Ich habe selbst eine Reihe von Predigtkassetten, auf denen der frühere Weltleiter Elias Aslaksen mit jenen hart verfährt, die Dinge wir Radio, breite Krawatten (als sie modern waren) usw. benützten. Als ich als Jugendlicher bei den Smiths Freunden war, erhielten wir ein Schreiben ausgeteilt, in dem Sigurd Bratlie feststellte, es sei Gottes Wille und in der Gemeinde verpflichtende Lehre, daß Mädchen in Röcken schifahren sollten. Und ebenfalls in meiner Zeit gab es aus irgend einem Grund ein Verbot, in Brunstad Coca Cola zu verkaufen.

Wenn dies nicht buchstäblich gemeint gewesen wäre (wie manche nun zu meinen scheinen), so wissen alle, daß es buchstäblich ausgelegt wurde. Damit übersah die Leitung bestenfalls, daß die ganze Gemeinde ihre Lebensregeln falsch auslegte. In Wirklichkeit kann man leicht dokumentieren, daß die Leitung ganz im Gegenteil andere "Religiöse" kritisierte, weil sie nicht so lebten wie wir.

3) Falls es jene waren, die nun die Gemeinde verlassen haben, welche die Lebensregeln verfochten, die ich in meinem Artikel erwähnte (was Kåre Smith in den "Verborgenen Schätzen" behauptet hat), so muß ich sagen, daß den äußerst wenigen Aussteigern, die sehr konservativ sind, ein ungeheuer großes Gewicht beigelegt wird. Wie konnten so wenige die Smiths Freunde in so großem Maß prägen, daß alles gesünder wurde, nachdem sie ausgestiegen waren? Verdienen einige wenige Aussteiger, als für die frühere Praxis der Smiths Freunde als so bedeutungsvoll angesehen zu werden?

4) Wenn früher so vieles ungesund war, warum protestierten nicht die derzeitigen Leiter dagegen, bevor sie in leitende Positionen kamen? Ich weiß, daß dies leichter gesagt als getan gewesen wäre. Es ist jedoch zu einfach, wenn sich die Leitung der Verantwortung für viele der früheren drückenden Regeln zu entziehen versucht. Die derzeitige Leitung war auch früher ein Teil des Systems und hat eine kollektive Verantwortung dafür, daß es so streng war.

Man hat nicht den Eindruck, daß die Leitung der Smiths Freunde besonders großes Vertrauen auf ihre Mitglieder hat, wenn sie keine richtigen Informationen in Bezug auf die Standpunkte der ehemaligen Leitung erteilt. Auch nicht, wenn man die Änderungen nicht auf gesunde und demokratische Weise durchführt. Man zeigt außerdem wenig Achtung vor anderen Menschen, wenn man über jene, welche die rasche Umstellung nicht bewältigen, in so negativen Wendungen spricht, wie es Kåre Smith in den "Verborgenen Schätzen" getan hat.

Mit freundlichen Grüßen
Alf Gjøsund