Quelle: http://forlosning.com/2000/red/00_07_30.htm

... Glaube und Lehre ...

Lohn entsprechend den Werken

Leserbrief eines ehemaligen Smiths Freundes auf der Kommentarseite von "Forløsning", 29. Juli 2000:

"Ich verstehe nicht ganz, was du in der Verkündigung der Smiths Freude über die Heiligung 'Verdienstmotiv' nennst. Es ist mir klar, daß es wenig ordentliche Unterweisung darüber gab, was wir durch Jesu Tod und Auferstehung erhalten haben, aber ich bleibe da mit dem Eindruck zurück, die Sündenvergebung sei etwas, das wir ohne Verdienst erhalten hätten. Die Heiligung hingegen mußte man sich erkämpfen - aber das war wohl in gewisser Weise richtig, genau so wie ein Bauer die Erde bearbeiten muß, spritzen, gießen und düngen, auch wenn es Gott ist, der das Wachstum verleiht.

Ist es nicht eine ganz allgemeine christliche Auffassung, daß das weitere Leben nach der Versöhnung von den Christen verschieden gelebt wird und daß wir nach unseren Werken belohnt werden? Die Art, wie wir leben, ergibt ein Resultat, oder? Was soll es bedeuten, im Himmel Schätze zu sammeln? Es steht ja geschrieben von Jagen, Streben, Wachen und Beten, vom Wachsen und Frucht Tragen, usw. Wenn auch alles von der Gnade Gottes abhängt, so wird doch auch von uns etwas gefordert."

Danke für den Leserbrief und für die Möglichkeit, die ich erhielt, etwas darüber zu schreiben.

Ich möchte zuerst sagen, daß ich niemals jemanden bei den Smiths Freunden verkünden hörte, wir könnten uns die Sündenvergebung verdienen. Man lehrt jedoch, daß man mit der Zeit zu einem sieghaften Leben gelangen werde und die Sündenvergebung nicht mehr benötige. Man soll und kann mit anderen Worten (mit des Geistes Hilfe) Gott mit seinem eigenen Leben zufriedenstellen - ohne Sündenvergebung. Es sind jene, die ein solches Leben erreichen, die "von der Braut" sind und "in Ewigkeit leuchten" sollen - ein Ergebnis, zu dem man als Motivation für sein Christenleben aufgefordert wird.

Ich glaube, nicht viele Leiter bei den Smiths Freunden werden für diesen Lohn das Wort Verdienst benützen. Sie lehren ja gleichzeitig, daß dieses sieghafte Leben möglich ist, weil Jesus es zuerst lebte ("er bahnte den Weg") und weil man es in der Kraft des Heiligen Geistes lebt. In der Praxis wird es dennoch zu einem Leben, in dem man den verdienten Lohn erhält: Es ist der Wille zum Leiden und zu Selbstverleugnung, der entscheidet, ob man Jesu Braut wird, und man erhält Glanz und Herrlichkeit je nachdem, wie weit man gekommen ist.

Keine Elitegruppe

Ich kann nicht sehen, daß das Neue Testament ein solches Bild der frohen Botschaft enthält. Es steht dort erstens nichts über eine besondere Gruppe von Christen, die eine Elite gegenüber anderen Christen darstellen. Dies wurde jedoch von einer Reihe zweifelhafter Sekten und Glaubensgemeinschaften im Laufe der Geschichte gelehrt, einige Beispiele sind die Zeugen Jehovas und The Shakers (über diese letztgenannten wurde früher in "Forløsning" berichtet).

Die Bibel lehrt hingegen, daß alle Christen dazu berufen sind, Frucht zu tragen und in Heiligung zu leben. Wenn es diese Dinge im Leben eines Menschen nicht gibt, so ist sein Glaube tot (Jak 2,26), er verwelkt, wird "ins Feuer geworfen" (Joh 15,6) und wird den Herrn nicht sehen (Hebr 12,14). Das Neue Testament (NT) spricht mit anderen Worten nicht von einer A- und von einer B-Kategorie von Christen, sondern von einer einzigen Kategorie - und diese lebt in der Heiligung.

Nun sehen wir auch, daß man, um die Lehre von einer Elitegruppe zu belegen, oft die Offenbarung des Johannes benützt, z.B. das, was über die "144.000" in den Kapiteln 7 und 14 steht. Die Offenbarung des Johannes ist jedoch ein sehr spezielles Buch. Es benützt weithin die Bildersprache und ist sehr schwer zu verstehen. Meiner Ansicht nach müßte man sehr vorsichtig sein, aus diesem Buch konkrete Schlußfolgerungen zu ziehen, und auf jeden Fall müßte man seine Auslegung mit Hilfe dessen überprüfen, was in der Bibel weit klarer und eindeutiger zu lesen ist.

Kein Ergebnis von Werken

Zweitens zeigt die Schrift klar, daß man alles, was man als Erlöster erhält, aus Gnade, durch den Glauben, erhält. Der Galaterbrief sagt dies meiner Meinung nach besonders deutlich: Die Galater hatten den Geist empfangen. Er war unter ihnen wirksam (Gal 3, 2+5). Man sollte vielleicht glauben, Paulus hätte es gutgeheißen, daß die Galater es durch Werke vollendeten, da sie den Geist zu ihrer Hilfe hatten. Aber für Paulus war klar: Das wäre ein "verfälschtes Evangelium".

Die Galater wurden daran erinnert, daß die Segnungen der Verheißung ausschließlich durch den Glauben gegeben wurden. Im Kapitel 3, Vers 13 und 14 präzisiert Paulus, daß das Versöhnungswerk und nicht ihr eigenes Leben die Grundlage dieser Segnung ist. Im Vers 24 betont er, daß es die Rechtfertigung - also die Sündenvergebung - ist, die sie daran teilhaben läßt bzw. ließ. Die ganze Segnung Abrahams erhalten wir also durch die Sündenvergebung. Nichts davon ist ein Ergebnis von Werken - weder mit noch ohne die Hilfe des Geistes - alles ist ein Geschenk, das im Glauben empfangen wird.

Die Liebe ist die treibende Kraft

Wenn man also den ganzen Segen als Geschenk durch den Glauben empfangen hat, dann kann man beginnen, in ihm zu leben. Damit setzt der Galaterbrief im Kapitel 5 und 6 fort. Es ist hier nicht die Rede davon, etwas zu verdienen. Es ist die Rede davon, das zu gebrauchen, was man empfangen hat. Das Leben des Geistes ist Teil des Geschenks - nicht eine Leistung, die wir Gott schenken wollen. Das Leben des Geistes ist eine Herrlichkeit, ein Leben, das viel besser als die Alternative ist - nicht eine Leistung, die wir erbringen, um etwas zu erreichen.

Sollten wir nicht Christus nachfolgen? Wer will wohl behaupten, Christus hätte gelebt, um für sich selbst etwas zu erreichen? Er besaß ja alle Herrlichkeit von Beginn an! Nein, als Jesus auf die Erde kam und Gottes Willen befolgte, da war nicht das Verdienst, sondern die Liebe die treibende Kraft für seine Werke. So soll es auch für uns sein.

Auf Kollisionskurs?

Bin ich nun nicht mit der Schrift auf Kollisionskurs? Die Bibel berichtet ja von verschiedenem Lohn auch für uns Christen. Ein Beispiel dafür ist 1 Kor 3, wo steht, daß einige einen Lohn erhalten, während andere leer ausgehen.

Ich habe einige Gedanken dazu, aber ich muß betonen, daß dies bis zu einem gewissen Grad meine Gedanken sind. Sicher sind nicht alle darüber einig, und das ist natürlich nicht alles, was man über Lohn sagen kann. Es ist in erster Linie als Beispiel dafür gedacht, daß man das Bibelwort über verschiedenen Lohn für die Christen ausgezeichnet auslegen kann, ohne daß das Verdienst das Motiv für unsere Handlungen wird.

Lohn sind erlöste Seelen - und die Ehre Gottes

Ich glaube, wir müssen zu allererst zu Jesus gehen, der unser Beispiel ist, und sehen, welchem Lohn er entgegensah. Er kam in die Welt, getrieben von der Liebe, damit die Welt erlöst werde (Joh 3,16). Jesu Lohn muß gerade diese Erlösung gewesen sein: Die Gemeinde Gottes, die er sich mit seinem Blute gewann (Apg 20,28), die Kinder, die Gott ihm gab (Hebr 2,13), die Schar, die im Himmel zu seinem Preis singen sollte (Offb 5,9).

Oder nehmen wir Paulus, was war sein Lohn? Er spricht an mehreren Stellen von dem, was er durch seine Tätigkeit gewonnen hat, als seinem "Kranz". Besonders deutlich steht es in 1 Thess 2,19: "Denn wer ist unsere Hoffnung, unsere Freude, der Kranz unseres Ruhmes vor Jesus, unserem Herrn, wenn er kommen wird? Nicht etwa auch ihr?" An einer anderen Stelle sagt er, daß er den Mut nicht verliert - denn seine Bedrängnisse führen dazu, daß die Gnade "richtige Danksagung von so vielen zur Ehre Gottes" bewirkt.

Paulus' Motivation und Lohn war, daß Seelen zur Ehre Gottes erlöst wurden. Wer bittet um Herrlichkeit für sich selbst, wenn Gottes Wille in erster Linie ist, daß wir die Herrlichkeit und die Erlösung anderer vor Augen haben sollen? Und wer bittet um Glanz, der größer als der Glanz anderer ist, wenn es das Ziel und der Zweck der ganzen Schöpfung ist, von sich weg zu zeigen, aber Gott die Ehre zu geben? Ich glaube, daß das Heil der Seelen und die Ehre Gottes auch unser Lohn in der Ewigkeit ist.

Appelliert nicht an das Fleisch

Es gibt bei diesem Lohn einige "Haken": Erstens appelliert dieser nicht so sehr an das Fleisch. Den Pharisäer gibt es nicht, der sich beim Gedanken freuen kann, daß man anderen zum Himmel geholfen hat oder daß Gottes Name geehrt wurde. Sollte dies eine Motivation sein, so muß man ganz neue Werte bekommen haben. Die Werte des Himmels. Die Werte des Geistes.

Zweitens hat dieser Lohn nicht viel mit etwas zu tun, was an Verdienst erinnert. Niemand kann auf einen Erlösten zeigen und sagen: "Du bist mein Werk!" Niemand kann zu Gott sagen: "Deine Ehre ist mein Verdienst!" Nein, Gottes Ehre schafft er sich selbst. Die hätte er auch ohne mich. Mein unfaßbares Privileg ist, daß ich - ohne Verdienst - von ihm zum Heil der Seelen und zu seiner Ehre benützt wurde. Ich darf dabei sein, ihm zu huldigen - sowohl im Leben als auch in der Ewigkeit.

Diesem Lohn dürfen wir entgegensehen. Je hellhöriger wir in unserem Leben für den Willen Gottes werden, desto größer ist der Lohn. Und mit einem solchen Verständnis von Lohn können wir diesen ruhig als Motivation für unsere Werke benützen.

Mit freundlichen Grüßen
Alf Gjøsund