http://www.aftenposten.no/nyheter/iriks/article1116855.ece

Veröffentlicht 17. September 2005 - aktualisiert 17. September 2005, 00:19 Uhr

Es gab nur eine Wahrheit

Laila Dåvøy [die norwegische Kinder- und Familienministerin] sagt, sie habe vieles für jene mit Problemen aus geschlossenen Glaubensgemeinschaften getan. Magne Kristiansen, ehemaliger Smith-Freund, zweifelt daran, dass sie den Ernst verstanden hat.

SVEINUNG BERG BENTZRØD

Magne Kristiansen glaubt nicht, dass die Regierung bereit war, die nötige kritische Aufmerksamkeit auf die geschlossenen Glaubensgemeinschaften zu lenken. FOTO: BENT ARE IVERSEN

Heute sind Magne Kristiansen (45), seine 11 Geschwister, seine Frau und seine eigene Familie von der Organisation abgemeldet, die sich auch Die christliche Gemeinde nennt. Er hat schwierige Jahre mit Ausstoßung und Abweisung hinter sich gelassen.

Wir haben mit ihm vor allem deshalb Kontakt aufgenommen, um ihn mit der Hauptaufgabe der psychiatrischen Krankenpflegerin Brith Dybings "Nach dem starken Glauben ..." zu konfrontieren, wie man Menschen verstehen und ihnen helfen kann, die als Folge einer Mitgliedschaft in isolierten Glaubensgemeinschaften psychische Leiden entwickelt haben. Aber nachdem die Kinder- und Familienministerin Laila Dåvøy (christliche Volkspartei) gestern mit Aftenposten Kontakt aufgenommen hatte, um zu betonen, dass die Regierung dieses Problem ernst genommen habe, u.a. dadurch, dass sie den Hilfsapparat und die Aufsichtsbehörden an ihre Verantwortung erinnerte, konfrontierten wir Kristiansen auch mit ihren Versicherungen

- Weit davon entfernt

- Ich glaube nicht, dass die derzeitige Regierung bereit war, die nötige kritische Aufmerksamkeit auf die geschlossenen Glaubensgemeinschaften zu lenken. Ich glaube, wir sind weit davon entfernt, dass das Problem ernst genommen wird, sagt Kristansen.

Brith Dybing ist norwegische und ausländische Literatur über Aussteiger aus geschlossenen Glaubensgemeinschaften durchgegangen und hat viele von ihnen interviewt. Sie hat beschrieben, wie systematische Eingriffe von der Leitung verschiedener Gemeinden schwere Folgen für die Mitglieder nach sich ziehen und wie Gegenvorstellungen und selbständige Gedanken unterdrückt werden.

- Ich erkenne mich in Dybings Schlussfolgerungen gut wieder. Nicht zuletzt dort, wo die Leiter in den Gemeinden von Gott eingesetzt und daher unfehlbar sind und man an ihren Beschlüssen nicht rütteln kann. Es gibt nur eine Wahrheit, ihre Wahrheit, sagt Kristiansen.

- Vorsichtige Fragen

- Ich entschloss mich als Mitglied, einige vorsichtige Fragen zu stellen. Seien wir wirklich auf dem Weg zu einem vollkommenen Leben? Ich erfuhr, dass viele in der Gemeinde ein auf Furcht basierendes Verhältnis zu Gott hatten. Meine Fragen führten dazu, dass ich und mein Vater, der eine leitende Funktion hatte, in Misskredit kamen. Nach und nach bekam er Redeverbot und es wurde ihm der Zutritt zum Brunstad Conference Center verweigert. Das bedeutet in der Praxis, dass man sozial kaputt ist. Wir brachen mit der Gemeinde, während viele Verwandte und die meisten unserer Freunde und unser Umgangskreis dort blieben. Die Gemeinde antwortete damit, dass sie alle Verbindungen zu uns abbrach.

- Erst wenn man herauskommt, merkt kam, wie falsch das System ist und welches verfehlte Weltbild man dort bekommt. Man wird so speziellen psychologischen Mechanismen ausgesetzt, dass es dem Hilfsapparat nicht in besonderem Maß gelingt, mit den daraus folgenden Problemen fertig zu werden, sagt Kristiansen.