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21/04/2004 : 14:43:17

Buchrezension im Budbæreren (Organ der Evangelischen Lutherischen Freikirche)

Abrechnung mit den Smiths Freunden

In der Straße, in der ich aufwuchs, wohnte eine Familie, die zu den Smiths Freunden gehörte. Es gab viele Kinder, Mädchen mit Rock und Buben mit kurzem Haar. Das Letztere war zu Beginn der Siebzigerjahre nicht sehr cool. Wir hatten mit ihnen nie etwas zu tun. Sie waren einfach anders.

Ich dachte wieder an sie, als ich das Alf Gjøsunds Buch «Dennoch Sieg» las, das von seinem Aufwachsen bei den Smiths Freunden und seinem Weg heraus aus der Bewegung handelt. Hier berichtet er u.a., wie es war, anders aufzuwachsen, ohne Freunde in der Schule, als Mobbingopfer. «Für mich gab es nur eines, das schlimmer war, als von Klassenkameraden Hiebe zu bekommen. Das war, allein im Schulhof zu stehen. Deshalb graute mir jeden Tag vor der Schule von etwa der Vierten bis zur neunten Klasse», schreibt er. Und er zeigt, wie diese Isolation die Kinder noch mehr von den Smiths Freunden abhängig machte. Die Isolation von der Umwelt machte die Gemeinde zum einzigen sicheren Ort im Dasein. So funktionieren die Smiths Freunde wie eine Sekte, bei der eine Reihe von Mechanismen die Leute daran hindert, auszubrechen.

Gjøsund zeichnet ein anschauliches und interessantes Bild der Bewegung. Nicht zuletzt ist es informativ, einen Einblick in die sogenannte Erweckung und die Spaltung der Bewegung zu Beginn der Neunzigerjahre zu erhalten. Diese Zeit war es auch, in der Gjøsund, damals knapp über 20, mit der Bewegung brach. Seitdem trat er als deren stärkster Kritiker auf, u.a. in der Internetseite forlosning.com.

Es ist kein gemütliches Bild, das hier von den Smiths Freunden gezeichnet wird. Hier erklärt Gjøsund, was die Hautprobleme in der Lehre und Struktur der Bewegung sind. Nicht zuletzt kritisiert er deren undemokratischen Aufbau sehr. Die Leiter erhalten unverhältnismäßig große Macht und es gibt keine Möglichkeit, Uneinigkeiten innerhalb der Struktur zu bereinigen. Deshalb entstehen versteckte Machtkämpfe, die man z.B. als Erweckung tarnen kann.

Alf Gjøsund ist heute im Norwegischen Lutherischen Missionverband tätig und arbeitet bei der Zeitschrift Utsyn (Ausblick). Er hat ein sehr kritisches, aber gleichzeitig auch informatives Buch über die Smiths Freunde geschrieben.

Per Eriksen, Theologe und Redakteur