Bergens Tidende - Montag 10. Mai 1993

Die Familiendynastie sammelt die Macht

Die Familiendynastie, welche die Smiths Freunde leitet, führt nun Vorschriften ein, welche den lokalen Leitungen das Verfügungsrecht über ihren Besitz und ihr Bankkonto entziehen. Bergens Tidende hat ein Exemplar dieser Vorschriften, welche im Klartext die Macht an Kåre Smith und den Kreis um ihn übergeben.

Auf Brunstad in Stokke sitzen die zentralen Persönlichkeiten der Smiths Freunde und haben zwischen einander kreuz und quer Familienbande geknüpft. Unter anderem ist Kåre Smith - ein Enkel des Gründers Johan Oskar Smith - der Neffe des derzeitigen Leiters Sigurd Bratlie, welche mit der Tochter des Gründers verheiratet ist.

Es ist diese Familiendynastie, die nun alle Marionettenfäden in den Fingern hält und dadurch die Macht darüber hat, was die Smiths Freunde an Werten ringsum im Lande besitzen. Liegenschaften und Bankkontos sind einen dreistelligen Millionenbetrag wert.

Vor einiger Zeit enthüllte die Zeitung Vårt Land, daß der gleiche Smith durch Spendenaktionen im ganzen Lande unterstützt wurde, nachdem seine private Wirtschaftslage zusammengebrochen war. Öffentliche Dokumente zeigten, daß die Firma von Kåre Smith in Konkurs war, und daß er persönlich der Pfändung von über einer Million Kronen ausgesetzt war.

Um Kåre Smith zu helfen, sollen unter anderem bei einer einzigen Kollekte in Bergen 83.000 Kronen gesammelt worden sein. Außerdem sollen Kinder auf Askøy Sparbüchsen ausgeteilt erhalten haben, um Smith zu helfen.

Die neuen Vorschriften sind zufolge mehrerer von BT's Informanten in der Gemeinde in Bergen und an anderen Orten im Lande bereits akzeptiert worden. Sie haben jedoch in Teilen der Bewegung Skepsis hervorgerufen. BT's Informanten zufolge wurde jeder Gemeinde nur ein Exemplar ausgeteilt, und dies soll mittels Overheadprojektor gezeigt worden sein, ohne eine Möglichkeit, sich darin zu vertiefen, bevor die Gemeinde auf eine Weise darüber abstimmte, die es ermöglichte, zu sehen, wer eventuell dagegen war.

Nach den neuen Vorschriften hat das Familienregime seine ernannten Vertreter und Ersatzvertreter in jeder Gemeindeleitung plaziert. Die örtliche Gemeindeleitung kann vier Leitungsmitglieder ernennen.

Wenn diese vier die Mehrheit haben, hilft das nichts. Die Beschlüsse müssen gemäß den Vorschriften einstimmig sein, um gültig zu sein. Gibt es die geringste Uneinigkeit, so wird die Angelegenheit nach Brunstad geschickt und dort entschieden.

Die Leitungsmitglieder in den Gemeinden bleiben, solange sie wollen, außer es kommt ein Vorschlag, jemand abzusetzen. In diesem Fall soll die Leitung in Brunstad das Schicksal dieses Mannes entscheiden.

Die Leitung in Brunstad soll auch die Vorsteher der Gemeinden ernennen.

- Die Vorschriften berauben die Gemeinden der Handlungsfreiheit, sagen die Informanten zu Bergens Tidende. - Wenn die Mehrzahl in einer Gemeindeleitung wünscht, einen Geldbetrag dazu zu benützen, um z.B. das Gemeindehaus zu restaurieren, so kann die Leitung in Brunstad eingreifen und bestimmen, daß das Geld nicht dafür verwendet werden darf. Der Vertreter der Leitung in Brunstad in der Gemeindeleitung kann vorschlagen, daß das Geld auf eine Weise verwendet wird, für die er niedergestimmt wurde. Aber weil der Beschluß da nicht einstimmig war, muß die Angelegenheit von der Leitung in Brunstad entschieden werden.

Monica Haugstad

Übersetzung: Friedrich Griess