Wenn Sekten in Familien eingreifen ...
Meine Erfahrungen mit den Smiths Freunden ist viel dramatischer als ich es hier in ein paar Sätzen beschreiben kann. Dennoch versuche ich hier einiges zu Papier zu bringen. Weil ich persönlich der Meinung bin, dass diese Dinge nicht im Verborgenen bleiben dürfen.
Damals
zog unsere Familie einige hundert Kilometer weiter nördlich nach X. Hier
bekamen wir oft unangemeldet am Wochenende Besuch von engagierten Smiths Freunden.
Man hat sich sehr um uns bemüht, zu Konferenzen eingeladen usw. Wir seien eine
herrliche hoffnungsvolle Familie, wurde immer wieder gesagt.
In der Zeit als mein Vater nebenberuflich (überwiegend in Eigenleistung) unser
Familienhaus baute, konnte er nicht regelmäßig zu den Versammlungen kommen. Das
forderte aber unser damaliger Gemeindeleiter. Die Gemeinde/Smiths Freunde sei
wichtiger als alles andere auf der Welt. Warum halfen die Smiths Freunde ihm
nicht beim Hausbau? Wenn ein Gemeindeleiter oder eines seiner Kinder ein Haus
baut, werden ja auch Arbeitseinsätze mit allen Geschwistern gemacht, um das
Haus gemeinsam zu bauen.
Nein, mein Vater beugte sich diesen und anderen Forderungen des Gemeindeleiters
nicht. Das missfiel unserem damaligen Gemeindeleiter sehr und er startete eine
Hetzjagd gegen meinen Vater. Und wir Kinder sollten dabei seine Waffe sein. Er
sagte, er wolle erst die Kinder gewinnen (rekrutieren) und dann die Eltern.
Meine Mutter sollte ab sofort arbeiten gehen (obwohl wir Kinder noch alle
schulpflichtig waren). Sie sollte ein eigenes Konto eröffnen, auf welches das
Kindergeld fließen sollte. Wollte der Leiter meinen
Vater schon damals in den finanziellen Ruin treiben? Meine Mutter sollte
sich ein Auto kaufen, damit sie mit uns Kindern zu den Versammlungen fahren
könne. Und sie sollte sich von meinem Vater scheiden lassen. Den Tag habe ich
noch sehr gut in Erinnerung, als ein Bruder zu uns kam und mit meiner Mutter
die Scheidung plante. Es war schrecklich. Gott sei Dank hat sie das dann nicht
getan und fiel später dann auch beim Gemeindeleiter in Ungnade.
Alles in allem war es damals eine schwere Zeit, als die Smiths Freunde kamen
und unsere ganze Familie neu - nach ihren Regeln - ordnen wollten. Die
harmonische Atmosphäre in unserer Familie wich immer öfter einer angespannten
Stimmung. Meine Schwester entwickelte in der Zeit eine Essstörung. Das kam der
Familie des damaligen Jugendleiters gerade recht. Denn sie brauchten gerade
eine Haushaltshilfe für ihre große Kinderschar. Also nahmen sie meine Schwester
in Pflege. Sie musste trotz ihres schlechten Gesundheitszustandes dort im
Haushalt arbeiten. Meine Eltern wurden dabei rigoros übergangen. Die
Entscheidungen trafen der damalige Jugendleiter und seine Frau. Ich erinnere
mich an einen Besuch des Jugendleiters und des Gemeindeleiters, bei dem wir
Kinder aus dem Haus geschickt wurden, damit sie mit meinen Eltern alleine
sprechen konnten. Als wir wieder kamen, fanden wir unsere Eltern betroffen und
sehr schweigend vor. Jahre später erfuhr ich, dass der damalige Gemeindeleiter
meine Eltern anschrie, ihnen Vorwürfe machte und somit erzwingen wollte
das meine Eltern die Einwilligung zur ‚Pflegschaft’ meiner Schwester geben
sollten.
Dass die Behörden diesen Sektenleuten blind vertraut haben, ist mir bis heute
schleierhaft. Aber an dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass unser
damaliger Gemeindeleiter früher beim Jugendamt gearbeitet hat. Und meine Eltern
über ihre Rechte wohl nicht ausreichend informiert waren. Ich erinnere mich
noch gut, wie der damalige Jugendleiter meine Schwester immer wieder
aufforderte, alles zu erzählen, was sie über ihre Familie wusste. Das nannte er
dann 'im Licht wandeln'. Statt eine gute Beziehung zu den leiblichen Eltern
aufzubauen, hat die Pflegemutter meine Mutter beschimpft. Sie haben uns
beigebracht, dass meine Eltern zur geistlichen Hure gehörten, vom Teufel wären
und auch sonst alles falsch machten. Die Smiths Freunde behaupten, sie wären
eine familienbewahrende Gruppe. Nein, sie sind eine familienzerstörende Gruppe.
Das ist meine Erfahrung.
Mir wurde
berichtet, dass der Pflegevater meiner Schwester und damalige Jugendleiter
zu meinem Vater gesagt habe: "Wenn du nicht zur
Gemeinde kommst, wird deine Familie kaputt gehen." Und heute
sagt mir der Gemeindeleiter, dass es mir nicht gelingen würde ihnen
nachzuweisen, dass die verantwortlichen Brüder damals vorsätzlich gehandelt
hätten. Ich sage dazu nur: "Ja, sie wussten was sie tun!"
Als meine Schwester bei der Gemeindefamilie/Sektenfamilie als Pflegekind
und „große Schwester“ wohnte, besuchte ich sie dort, so oft ich konnte, denn
ich vermisste sie so sehr. Auch ich musste dann in diesem kinderreichen
Haushalt arbeiten. Die Fahrtkarte durfte ich als Schülerin natürlich jedes Mal
selber bezahlen, denn ich sollte doch dankbar sein, dass ich überhaupt mit den
besten und herrlichsten Menschen der Welt zusammen sein kann. Ich war ein
fleißiges Mädchen und das gefiel der Tochter des Gemeindeleiters. So haben sie
mich glauben gemacht, es sei Gottes Wille, dass ich auch zur Gemeinde
ziehe und weg von meinen Eltern gehe. Hier musste ich dann täglich
unentgeltlich für diese kinderreiche Familie arbeiten. Diese Leute, die sich
selber als Christen sehen, haben von der ‚Pflegschaft’ meiner Schwester gut
profitiert. Sie haben sich damit eine Haushaltshilfe, ein Kindermädchen, eine
Putzfrau u.v.m. erspart. Heute - nach mehr als 20 Jahren - bereue ich sehr,
dass ich dem Rat der Ältestenbrüder gehorcht habe. Denn die ganze Geschichte
hat sehr schlimm geendet. Unser Familienzusammenhalt ist an dieser
Krise mit den Smiths Freunden zerbrochen. Unsere Familie ist bis heute
gespalten. Jeder von uns leidet auf seine Weise unter den Folgen
des Eingreifens der Smiths Freunde in unserer Familie. Da gibt es
mittlerweile psychische Störungen, Süchte etc. Mein Bruder hat sich
im vergangenen Jahr suizidiert. Wer haftet für die Folgeschäden
welche durch das Eingreifen der Smiths Freunde in einer Familie entstehen?
Die Ältestenbrüder sind von Gott eingesetzt. Und Ungehorsam gegen die leitenden
Brüder ist Ungehorsam gegen Gott.
Esther