Was ist ein Wunder? Zur "Orientierung" in ORF2 am Ostersonntag 24.04.2011, 12.30 Uhr
In dieser Sendung,
ansehbar unter http://tvthek.orf.at/programs/1366-Orientierung/episodes/2171807-Orientierung/2174087-Was-ist-ein-Wunder- ,
sagte Mag. Andreas Lotz, Vize-Ordinariatskanzler der Erzdiözese Wien, dass manches,
was früher als Wunder betrachtet wurde, heute nicht mehr als solches gesehen
werde - und ich würde hinzufügen, dass auch manches, was heute noch als Wunder
betrachtet wird, in Zukunft wohl nicht mehr so gesehen werden wird. Und Dr.
Johannes Huber sagte, der Umstand, dass etwas nach ärztlichen Maßstäben heute
nicht interpretierbar sei, bedeute noch lange nicht, dass es sich um ein Wunder
handeln müsse. Auch Univ.-Prof. Józef Niewiadomski meinte, wir müssten uns von
der Denkweise des 18. und 19. Jahrhunderts verabschieden.
Leider
ist man in Rom offenbar noch nicht so weit fortgeschritten und beharrt darauf,
dass für Selig- und Heiligsprechungen die Wirkung von naturwissenschaftlich
festzustellenden Wundern nachgewiesen werden muss, obwohl man ansonsten längst
weiß. dass man mit naturwissenschaftlichen Methoden keine übernatürlichen
Wahrheiten beweisen kann. Etwas Ähnliches waren wohl früher auch die so
genannten "Gottesurteile", bei denen z.B. durch unverletztes Laufen
über glühende Kohlen die Unschuld von Menschen bewiesen werden sollte und wovon
man glücklicherweise inzwischen abkam.
Das ist in meinen Augen einer
der Gründe - neben anderen -, warum sich heute viele Menschen von der Kirche
abwenden.
Ich
möchte dem noch hinzufügen, dass ich sehr wohl an die Möglichkeit von
Wundern glaube, aber nicht daran, dass man beweisen kann, dass sie auf die
Fürsprache eines bestimmten Menschen von Gott gewirkt wurden. Und selbst wenn
es so wäre, dann muss deswegen dieser oder diese Bestimmte nicht unbedingt
selig oder heilig sein, denn ich glaube daran, dass Gott auch manchmal meine
eigenen Gebete erhört, der ich kein Heiliger bin.
Außerdem ist die fast
ausschließliche Selig- und Heiligsprechung von ehe- und kinderlosen Menschen
für die große Menge der Gläubigen, die doch meist Mütter und Väter sind, nicht
gerade ermutigend und aufbauend. Ich weiß schon, dass der Himmel nicht nur von
Menschen bevölkert sein wird, die von der Kirche solcherart geehrt wurden. Die
in der Sendung auch erwähnte Hildegard Burian ist eine rühmliche Ausnahme, die
nur die Regel bestätigt. Auch das ist ein Grund, warum viele sich sagen:
Ich fühle mich nicht zur Ehe- und Kinderlosigkeit berufen - was soll ich dann
in einer Kirche, die auf diese Weise zeigt, dass sie offenbar nur diese
Berufungen schätzt?