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Werden als Sekte bezeichnet

Pastor Ulf Ekmans starke Pastorrolle ist einer der Gründe dafür, warum Karl-Erik Nylund das "Wort des Lebens" als Sekte charakterisiert. Hier spricht er im September 2000 im Christlichen Zentrum Oslo (Foto: Øystein Gloppestad / Archiv)

Der Sektenexperte Karl-Erik Nylund hat die schwedischen Gemeinden Vineyard und Karisma Center in der neuen Ausgabe seines Sektenbuches gestrichen. Aber die Uppsala-Gemeinde "Wort des Lebens" steht weiterhin drinnen.

Erlend Skarsaune

Nylund ist Priester in der Maria Magdalena-Kirche in Stockholm und wird als einer der hervorragendsten Sektenexperten Schwedens betrachtet. Sein Buch «Att leka med elden» [«Mit dem Feuer zu spielen »] kam nun in einer revidierten Ausgabe heraus.

- Ich habe niemals gemeint, daß Vineyard und Karisma Center Sekten seien, sondern wollte erklären, daß es charismatische Freikirchenversammlungen sind. Aber ich meine, daß das "Wort des Lebens" eine Sekte ist, sagt Nylund zu Vårt Land.

Kritik

Der schwedische Verfasser und Priester meint, daß es mehrere Gründe gibt, die Gemeinde als Sekte zu bezeichnen.

- Einer ist Ulf Ekmans starke Rolle. Er herrscht und muß immer gefragt werden. Die Gemeinde ist wie ein Dreieck organisiert, bei dem die Gemeinde zu unterst ist und einige wenige an der Spitze herrschen, sagt Nylund. Eine andere Seite bei einer Sekte ist, wie sie jene behandeln, die die Gemeinde verlassen haben.

- Die, welche das "Wort des Lebens" verlassen haben, weil sie mit dem, was die Gemeinde vertritt, nicht einig sind, werden schlecht behandelt. Die Gemeinde muß erkennen, daß nicht immer sie selbst Recht hat, und sie muß sich fragen, warum jemand sie verläßt. Man kann nicht immer den anderen die Schuld zuschieben, sondern muß sich fragen, was bei uns falsch ist, sagt Nylund.

Müssen unterscheiden

Vårt Land ist es nicht gelungen, vom "Wort des Lebens" einen Kommentar zu erhalten. Pastor Robert Ekh wendet sich in der schwedischen Zeitung "Dagen" gegen Nylunds Buch und meint, es sei voller Tatsachenfehler. Nylund räumt ein, daß er etwas veraltete Quellen benützt hat, aber daß er versuchte, ein Treffen mit Ekh zustande zu bringen, um Tatsachenfehler zu berichtigen. Das Treffen wurde vom "Wort des Lebens" abgesagt.

- Wir ergriffen die Initiative zum Treffen, und er hat die Voraussetzungen für das ganze Gespräch geändert, indem er eine Person mitnahm, die mehr als andere Lügen über uns verbreitet hat. Aber die Einladung an Nylund bleibt aufrecht. Wir sandten auch eine mehrere Seiten lange Pressemeldung, in der wir die Tatsachenfehler und anderes erklärten, bevor die neue Auflage herauskam, aber ob er das berücksichtigt hat, weiß ich nicht. Ich habe das Buch noch nicht gelesen, sagt Robert Ekh zu "Dagen".

Nylund selbst sagt, er wolle einen Zeugen mitnehmen, der bestätigen könne, was gesagt wurde, und der auch die Gemeinde kenne.

- Die Gemeinde möchte keinen Dialog. Für mich ist dies einer weitere Bestätigung, daß die Gemeinde keine Kritik akzeptiert, denn da kritisierte man Gott selbst. Alles muß man kritisieren könne, und dann können wir über das diskutieren, worüber wir uneinig sind, sagt Nylund.

Er meint, daß es nicht viele Sekten gibt, weder in Schweden noch in Norwegen.

- Die Versammlung in Knutby war ganz klar eine Sekte. Smiths Freunde [Hervorhebung durch den Übersetzer] und Jehovas Zeugen sind auch Sekten.

- Kann der Sektenbegriff mißbraucht werden?

- Ja, aber gleichzeitig müssen wir zwischen Freikirchen und Sekten unterscheiden können.

Züge

Arne Tord Sveinall hat ein Buch darüber geschrieben, was eine Sekte kennzeichnet. Er ist Leiter eines Instituts für Seelsorge bei Modum und ist vielen begegnet, die mit einer Sekte in Kontakt waren.

- Wenn es Sekten betrifft, kann man verschiedene Antworten erhalten, abhängig davon, wen man fragt. Die Antwort wird anders sein, wenn man es vom soziologischen Standpunkt aus betrachtet, als wenn man darauf sieht, was die Begriff beinhaltet: Sprachlich gesehen bedeutet Sekte nichts anderes als eine Gefolgschaft oder Anhängerschar, sagt Sveinall. Er möchte damit vorsichtig sein, das "Wort des Lebens" eine Sekte zu nennen.

- Aber es hat einige sektiererische Züge. U.a. hat es einen gewaltigen Autoritätsfokus, sagt Sveinall.

In Norwegen, meint er, seien die größeren herrlichkeitstheologischen Gemeinden nicht sektiererisch.

- Man kann austreten und sie betreiben nichts Geheimes. Aber einige der Kleinen passen wohl unter den Sektenbegriff.

- Welche Gemeinden sind dies?

- Ich möchte vorsichtig damit sein, Namen zu nennen, denn das führt leicht zu Stigmatisierung.

- Brauchen wir den Sektenbegriff?

- Ja, denn der sagt etwas über den Inhalt und über die Weise der Leitung, sagt Sveinall.

Individuen

- Ich weiß nicht, welch großen Nutzen wir vom Begriff haben, sagt Generalsekretär Ørnulf Steen von Norwegens Christlichem Rat.

Er möchte nicht sagen, eine Gemeinde sei eine Sekte, auch wenn sie anders als er denkt.

- Es ist wichtiger, mit ihnen bekannt zu werden und dann deutlich zu sagen, wenn man mit ihnen uneinig ist. Ich möchte mit dem Wort "Sekte" vorsichtig sein, aber nicht vorsichtig damit, meine Meinung zu sagen. Man sollte sich auch darin erinnern, daß die Glaubensgemeinschaft, die man "Sekte" nennt, aus Individuen besteht. Diese sollten mit Respekt behandelt werden, sagt Steen.

Letzte Änderung: 14. Mai 2004 08:24 Uhr