Stavanger Aftenblad, Oktober 1992 - Leserbriefe

Fort von den Smiths Freunden

Von Eldbjørg Myrland, Stavanger

Ich verweise auf die Zuschrift von Turid Kyllevik an das Aftenblad vom 24. Oktober über die Smiths Freunde.

Ich verließ die Gemeinde physisch vor acht Jahren, nachdem ich ihr 32 Jahre lang angehört hatte. Ich verstand nie, wo in der Bibel stehen soll, daß Frauen nur aufgesteckte Haare und Mädchen nur Zöpfe haben dürfen. Die Mädchen tragen im schulischen Turnunterricht Jogging-Hosen (also "Männerkleidung"). Wenn sie auf eine Skitour oder ins Gebirge gehen, müssen sie plötzlich Röcke anziehen. Was ist (an den Hosen) dort oben im Gebirge so falsch und unanständig? Sie sind doch von den gleichen Menschen umgeben. Sitzt Gott im Himmel oben und applaudiert dieser "herrlichen Schande", welche die Gemeinde den Mädchen auferlegt?

Im Sommer geht ihr an den Strand und zeigt den "weltlichen Leuten" Beine und Schenkel. Wo ist da der Anstand? Ist dies ein Freiplatz für die "Leiden Christi", die ihr euch selbst zufügt? Warum sind die Männer von diesen "herrlichen Leiden Christi" ausgenommen?

Meint Turid Kyllevik, daß andere Christen, die an diesen "herrlichen Leiden" nicht teilhaben, kein innerliches Leben mit Gott haben können und daß sie planlos umhergehen? Erleiden sie da einen ewigen Verlust ?

Wenn diese Schande so herrlich ist, warum erfinden wir nicht etwas, damit die Männer auch daran teilhaben können? Entweder die Nasen rot anzumalen oder zu hüpfen statt zu gehen! Erfindet doch etwas!

Daß wir nicht bei schulischen Unternehmungen dabei sein durften, konnten wir verkraften. Darauf wurden wir geistig schnell vorbereitet. (Daß die Lehrer dies als Mangel an Vertrauen auffassen könnten, ist wohl ihre Sache).

Vom Beginn der Sonntagsschule an und weiter in allen den Jahren bekamen wir ja zu hören, wie schlecht es in dieser Welt zugeht. Ja, fast bei jedem Treffen! Dort gibt es in allen Familien nur Gewalt, Krieg und Gesetzlosigkeit. In der Gemeinde sind Friede, Ruhe und nur gute Familien. Hier gibt es keine Nuancen. Nur schwarz - weiß!

Mit dieser Indoktrinierung, die jahraus-jahrein abläuft, ist es nicht verwunderlich, daß man "den Teufel auf ebener Straße" sieht. Das sitzt eingehämmert in Mark und Bein, diese Schreckgespenster, diese Behauptungen und dieser Fanatismus!

Die "Schande Christi", welche Turid Kyllevik kennt und die für sie so "herrlich" ist, ist nur in ihr selbst begründet. Die "Welt" nimmt sie zur Kenntnis, aber kümmert sich nicht darum!

Toleranz und Respekt für Andersdenkende habe ich in der Tat erst hier draußen in der "großen häßlichen Welt" gelernt. Dies sagt wohl einiges darüber, wie die Smiths Freunde selbst jene in der Gemeinde behandeln, die "anders" sind, die sich von Menschenanbetung und Menschengeboten distanzieren, die es wagen, damit abzurechnen, und die gleichzeitig ein innerliches Leben mit Gott bewahren. Können diese keinen Plan mit ihrem Leben haben?

Nein, gebt Gott die Schlüssel des Himmelreiches zurück, dann kann sich jeder sicher fühlen.

Die "perfekten Freunde"

Von Ingrid und Johanne Kyllevik, Stavanger

In der Bibel steht nach unserem Verständnis, daß Jesus sagte: "Geht hinaus und macht alle Völker zu meinen Jüngern". Ist es denn dann so, daß nicht alle gut genug sind, Jünger zu werden? Sind es nur einige ganz wenige Auserwählte, "perfekte Smithfreunde", die Jesus genehm sind? Auch wenn man in die Gemeinde geht, regelmäßig an den Treffen teilnimmt, ein christliches Leben nach seiner Überzeugung lebt, wird man dennoch oft nicht akzeptiert. Das heißt, daß man fallweise einfach nicht das O.K. vom Jugendleiter Reidar Vårdal und seinen Helfern erhält, an Jugendveranstaltungen o.ä. teilzunehmen. wenn man nicht gut genug oder vielleicht nicht radikal genug ist. Wir, die wir bei den Smiths Freunden aufgewachsen sind, haben mit Bedauern gesehen, daß Jugendliche, die offensichtlich etwas bedächtig sind, aus dem perfekten Kern hinausgedrängt wurden. Hat dies Jesus gewünscht, glaubt ihr? Wann werdet ihr einsehen, daß eure Überfahrtaktik mehr schadet als nützt? Wer hat das Recht zu urteilen? In der Bibel steht: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet". Können sie wirklich in das Herz jedes einzelnen sehen? Wenn wir unseren Verwandten bei den Smiths Freunden solche Fragen stellen, ist die Antwort ganz einfach: "Ja, aber ihr habt ja den Sinn des Lebens niemals verstanden". Ist es vielleicht der Intelligenzquotient, auf den es ankommt?

Turid Kyllevik verfaßte einen Leserbrief, in dem sie unter anderem schrieb, sie habe ja niemals Lust gehabt, z.B. an verschiedenen schulischen Unternehmungen teilzunehmen. Versteht sie nicht, daß Kinder und Jugendliche verschieden sein können? Nicht alle meinen, daß es lustig ist, allein daheim zu bleiben, wenn die übrigen der Klasse einen Ausflug machen. Sie schrieb auch, es täte ihr leid um Kari Oord, die nach einem langen Leben in der Gemeinde "nicht mehr verstanden habe". Wir wollen ganz im Gegenteil sagen, daß Kari Oord eine von denen ist, die wirklich etwas verstanden haben. Daraus hat sie die Konsequenzen gezogen und die Smiths Freunde verlassen. So lange wir Kari Oord kennen, haben wir bei ihr nichts anderes als Güte, Wärme und Verstehen erlebt. Auch wenn wir ihre christliche Lebensanschauung nicht teilen. Sie ist eine von denen, die in der Praxis wirklich ein christliches Leben führen.

Klischees wie jenes, daß es außerhalb der Gemeinde kein Glücklichsein gibt und das wir selbst während unserer Jugend bei Versammlungen immer wieder gehört haben, sind ja direkte Lügen. Wir haben beide z.B. das phantastische Glück erlebt, Mutter zu werden.

Wir engagieren uns in dieser Angelegenheit, auch wenn wir beide die Gemeinde vor mehreren Jahren verlassen haben, weil wir meinen, daß so viele ungerecht behandelt, gequält und manipuliert werden. Einige dieser vielen merken das selbst nicht. Wir haben auch zu einigen von ihnen gefühlsmäßige Beziehungen.

Unsere Aufforderung an die Smiths Freunde: Macht endlich die Augen auf!