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Leitartikel

06.11.04. 23:40

Smiths große Chance

Wenn DKM als gesunde Glaubensgemeinschaft aufgefaßt werden will, dann kann sie es jetzt beweisen.

Von Alf Gjøsund

Der oberste Leiter der Smiths Freunde Kåre Smith werde zu Neujahr eine Selbstbiographie herausgeben. Sie werde offenherzig sein und Punkte enthalten, die mehrere als die Freunde interessieren würden, schreibt der Verlag Verborgene Schätze in einer Vorausbesprechnung. Damit hat man es darauf angelegt, daß das Buch von Außenstehenden gelesen werden soll, was ganz sicher getan werden wird. Das gilt nicht zuletzt für Journalisten und Medienleute, die sich im letzten Jahr sehr für die Smiths Freunde / DKM interessiert haben.

Dieses Buch wird vermutlich weit wichtiger dafür sein, wie DKM von der Umgebung aufgefaßt wird, als die Bücher des Journalisten Kjell Arne Bratlie über die Glaubensgemeinschaft. Deshalb muß das Buch als Kåre Smiths große Chance bezeichnet werden: Wenn DKM als eine gesunde Glaubensgemeinschaft "in der christlichen Familie" (um eine Formulierung zu gebrauchen, die sie selbst verwenden) aufgefaßt werden will, dann könnte es jetzt bewiesen werden.

Erwartungen

Eine interessante Frage ist, was Außenstehende, zum Beispiel die "christliche Familie" der Smiths Freunde, von einer offenherzigen Biographie eines gesunden Leiters in einer gesunden Glaubensgemeinschaft erwarten werden. Vermutlich erwartet man eine Schilderung von positiven und schwierigen Umständen in den Jugendjahren. Nicht zuletzt erwartet man das Letztere, da es bekannt ist, daß Smith mit strengen und detaillierten Lebensregeln abgerechnet hat, die das Aufwachsen vieler bei den Smiths Freunden geprägt hat. Wird Smith offen sagen, Sigurd Bratlie sei vermutlich zu streng gewesen, als er entschied, daß Hosen keine Frauenkleidung sein könnten, und meinte, Fernsehen solle es in einer christlichen Familie nicht geben? Oder wird er es wegerklären, daß Bratlie eigentlich nicht damit beschäftigt war, daß der "Geist" in ihm die ganze Zeit über allen volle Freiheit geben wollte. Oder daß es eigentlich die Ausbrecher waren, die DKM all die Jahre hindurch konservativ hielten (wovon alle wissen, daß es nicht stimmt, weil die meisten Ausbreche die Regeln rascher lockerten als DKM selbst).

Außerdem wissen alle, daß ein gesunder Christenleiter nicht perfekt ist, auch nicht in den eigenen Augen. Deshalb erwarten wohl Außenstehende auch, über richtige und falsche Beurteilungen, über Zweifel und Unsicherheit und vielleicht auch über Dinge lesen zu können, die besser liefen als erwartet und geplant. Wenn diese Art von Zugeständnissen einträfe, wäre es eine Sensation, nicht zuletzt weil das Vertrauen der Mitglieder auf die Leitung mit totaler Akzeptanz einer Reihe undemokratischer Entscheidungen in höchst irdischen Angelegenheiten, wie Einsammlungsmethoden, dem Ausbau des Veranstaltungszentrums Brunstad usw. gleichbedeutend war. Nichts desto weniger wollen wir auf eine solche Offenherzigkeit hoffen und dazu aufmuntern. Diese kann der Leitung eine neue Art von Vertrauen inner- und außerhalb der Glaubensgemeinschaft verschaffen - ein Vertrauen, das auf Einsicht und Realismus beruht und das klare und billige Forderungen an den stellt, dem das Vertrauen erwiesen wird.

Die Spaltung

Ein wichtiger Punkt im Buch wird Smiths Beurteilung derer sein, die während der Spaltung in den Neunzigerjahren die Glaubensgemeinschaft verließen. Ein gesunder christlicher Leiter möchte keine unnötigen Feinde haben. Ein großmütiger Leiter reicht Menschen, die nach Bruch mit Verwandten und Freunden schmerzliche Wunden davongetragen haben, eine ausgestreckte Hand. Das kostet so wenig, aber bedeutet so viel. Wir hoffen für die Hunderten von Menschen, die unfreiwillig draußen landeten, und für jene drinnen, die weiterhin schmerzliche Gefühle bekommen, wenn man darüber spricht, daß Smith die Gelegenheit für versöhnliche Signale benützt.

Ein Mann, auf den in DKM großes Vertrauen gesetzt wird, schrieb mir, er erwarte, daß DKM in Zukunft bereiter sein möge, mit anderen Christen zu reden, als sie es bisher war. Er meinte, die vielen Versicherungen in den letzten Jahren, DKM sei "ein Teil der christlichen Familie", verpflichte sie zu solchen Gesprächen. Dies sollte ein Ausdruck für die letzte aber nicht am wenigsten wichtige Erwartung auf Smiths Buch sein. Der Betreffende und viele andere würden wohl besonders auf Signale einer ökumenischeren Haltung des obersten Leiters achten. Wenn nicht in der Form von Einladungen zu Gesprächen, so auf jeden Fall in Form einer Anerkennung und vielleicht eines Wunsches nach Aufklärung gegenseitiger Mißverständnisse.

Wir wissen selbstverständlich nicht, was aus Kåre Smiths Feder kommen wird, aber wir wollen niemals aufhören zu hoffen und zu glauben, daß sich die Glaubensgemeinschaft, die er leitet, in eine gesunde und gute Richtung entwickelt. Vorläufig ist es nur Kåre Smith, der die Möglichkeit hat, ein Buch zu schreiben, das solche Wirkungen hat, und wir bekommen immer mehr Signale, daß ein solches Buch von vielen, die weiterhin bei DKM sind, willkommen geheißen wird.

Wir beten darum, daß es ein solches Buch sein wird, das Kåre Smith geschrieben hat.