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Die Smiths Freunde ändern ihre Lebensweise

Nach außen hin wurden die Smiths Freunde in den letzten Jahren durch große Bauprojekte und Liegenschaftskäufe bekannt. Innerhalb wurde der Lebensstil modernisiert:

• weniger Kinder sind üblich
• Abschied von der Abstinenzlinie
• Fernsehen ist zulässig
• Moderne Kleidung


Geir Ole Bjartvik
geiroleb@vl.no

Es gab in den letzten Jahren viele Medienberichte über die umfassende freiwillige Arbeit und gewerbliche Tätigkeit der Gemeinde. Nicht nur, als die Gemeinde versuchte, das Freizeitparadies Østre Bolærne zu kaufen, sondern auch über den Milliardenausbau am Veranstaltungsort Brunstad in Vestfold. [Dieser Ausbau kostete rund einer Milliarde norwegische Kronen, das sind etwa 128 Millionen Euro, d.Übers.]

Overall. Zeitungsberichte vom Hüttendorf, in dem die Jugendlichen der Gemeinde als Tischler arbeiten, brachten jedoch neue Ansichten für alle jene, die jahrelang bei den Freunde an Burschen in Hosen und Mädchen im Rock gedacht hatten. Auf den Dächern balanzierten Mädchen im Overall, Seite and Seite mit ebenso angezogenen Burschen. Von allen Seiten wird bestätigt, dass es Änderungen in den Ansichten über den Kleidungsstil gab, aber außenstehende Kenner der Gemeinde weisen auch auf andere und vielleicht entscheidendere Lebensstiländerungen hin.

Das Aufsehenerweckendste ist vielleicht, dass Empfängnisverhütung nun verbreiteter zu sein scheint. Während die Gemeinde früher für ihre großen Familien bekannt war, in denen nichts getan werden sollte, um den Zuwachs an neuen Kindern zu begrenzen, scheint das einzelne Mitglied nun einen größeren Spielraum zu haben, um dies zu planen. Es scheint, dass es auch in anderen Fragen größere persönliche Freiheit gibt, zum Beispiel im Gebrauch des Fernsehens und des Alkohols. Die letztgenannte Ware wird nun durch die Konferenztätigkeit, welche vom gemeindeeigenen Brunstad Conference Center betrieben wird, von der Gemeinde verkauft. Das Zentrum setzt nun auf Rockkonzerte und Sportveranstaltungen, um die Leute zum Zentrum mit einer Fläche von 24 000 Quadratmetern anzuziehen.

Selbstbestimmung. Der Erste Wissenschaftliche Rat Steinar Moe bei der Lehrerausbildung an der Hochschule in Vestfold hat sich längere Zeit hindurch mit den Smiths Freunden beschäftigt, einer Bewegung, die in Norwegen zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann und sich seitdem in fast alle Weltteile ausgebreitet hat. Er bestätigt den Eindruck der geänderten Praxis bezüglich Kleidungsstil, Familienplanung und teilweise Alkohol. Er verweist auf "Hirte und Prophet", das Buch, das der Weltleiter der Bewegung Kåre Smith im vergangenen Winter herausgab, als er erklären sollte, was geschehen war. In diesem Buch stellt Smith seine Ansicht dar, wie die Gemeinde sein sollte.

- Einerseits sagt Smith, die Gemeinde sei offen dafür, dass der Einzelne selbständig denken können soll. Andererseits sagt er, dass es dennoch gewisse Grenzen geben soll, unter anderem was Sex vor der Ehe und den Grad von herausfordernder Kleidung betrifft, erklärt Moe. Er sagt, Smith betone im Buch die Reife der Christen, ihr Leben selbst zu wählen, und der Leiter zeichne ein Bild einer Gemeinde, die in ihrer Lebensführung nicht einseitig ist.


Die Fassade wird verändert. Der Pressesprecher der Christlichen Gemeinde, Ole Leisterud Olsen, bestätigt Vårt Land gegenüber, dass es in den letzten Jahre auf einigen Gebieten eine Entwicklung des Lebensstils gegeben hat.

- Wir legen mehr Wert darauf, dass unsere Botschaft immer das innere Leben betraf und dass es nicht unsere Absicht war, an einer bestimmten äußeren Fassade hängen zu bleiben. Olsen sagt, die Gemeinde wünsche heute nicht, dass äußerlicher Kleidungsstil das Warenzeichen der Gemeinde sein sollte, aber das sie sich weiterhin an Gottes Wort hält und dass darin die Forderung nach Schicklichkeit und deutlichem Unterschied zwischen dem Kleidungsstil der Geschlechter liegt.

Fernsehen. Olsen bestätigt wieder etwas, wofür die Gemeinde auch früher offen war: Dass es üblich wurde, daheim Fernsehen zu haben, was früheren Generationen der Freunde nicht gestattet war. Er stellt die Entwicklung in den Zusammenhang mit der eigenen Benützung der Fernsehtechnologie durch die Gemeinde bei der Vermittlung der Verkündigung vom Veranstaltungsort Brunstad. Diese wird heute über Satellit an Freunde in einer langen Reihe von Ländern gesendet. Die Gemeinde benützt auch das Internet bei dieser Tätgkeit und Olsen sagt, es sei für die Mitglieder üblich geworden, von der eigenen Wohnung aus dazu Zugang zu haben.

- Das war eine natürliche Entwicklung, sagt Olsen, die Änderungen kamen nicht früher, denn sie mussten reifen.

Kritisch. Johan Velten hat sich in den letzten Jahren als markanter Kritiker und Kommentator der Tätgkeit der Smiths Freunde geltend gemacht, unter anderem durch das Buch "Von Gott angestellt" aus dem Jahre 2002. Velten betrachtet die Lebensstiländerungen der letzten Jahre als positiv.

- Es war überreif für eine Änderung, sagt der Osloer, der selbst in den Siebzigerjahren die Gemeinde verließ.

- In meiner Zeit waren jene, die bestimmten, wie alles sein sollte, niemals selbst Kinder in einer Periode gewesen, in der sie sich von anderen unterschieden. Die Kleidung vom Beginn des 20. Jahrhunderts wurde während der Kindheit der Leiter noch immer allgemein getragen. Sie entgingen daher dem Umstand, auffällig und anders seiend aufwachsen zu müssen, sagt Velten.

Er meint auch, dass die Erwartung großer Kinderscharen eine Belastung für viele Frauen der Bewegung war und dass die Kräfte vieler nicht reichten. Er begründet die Behauptung auf Gespräche mit Leuten, die er innerhalb der Bewegung kennt.

- Aber das ist ein schmerzliches Thema. Es kann leicht von denen, die sich für dieses Leben entschieden haben, als Kritik erlebt werden, bemerkt er.

Überzeugt. Auf die Frage, was bewirkte, dass die Bewegung am Kleidungsstil und an der Familiengröße vom Jahrhundertwechsel festhielt, lange nachdem die übrige Gesellschaft sich geändert hatte, weist Velten auf eine tiefe Überzeugung unter den Freunden hin, dass es "so gewesen sei, wie es sein sollte".

- Man sollte die alten Grenzpfähle nicht versetzen. Das war etwas ganz Wesentliches, erklärt er.

Er meint, die Leitung der Gemeinde versuche heute, die Vergangenheit zu beschönigen, indem sie behauptet, die Gründer hätten eigentlich niemals den abweichenden Lebensstil vorgeschrieben.
- So spät wie in den Achtzigerjahren hielt Sigurd Bratlie eine zweieinhalb Stunden lange Predigt über Kleidungsvorschriften, in der er unter anderem Frauen zurechtwies, die keine Kopftücher benützten, erwähnt Velten.

Kein Konflikt. Ole Leisterud Olsen sagt, er wolle Veltens Punkte nicht kommentieren, aber bestreitet, dass es bezüglich der Änderungen Konflikte gegeben habe.

- Irgendwelche Gefühle gibt es immer, aber keine Uneinigkeit, sagt Ole Leisterud Olsen zu Vårt Land. Der Erste Wissenschaftliche Rat Steinar Moe hat seine eigene Auffassung. Er meint, die Änderungen, die in den letzten Jahren bei den Smiths Freunden stattfanden, haben damit zu tun, wie die Bewegung die Bibel versteht und auslegt. Dem Forscher zufolge fragen sich die Freunde die ganze Zeit über, was eigentlich geschrieben steht und wie man die Bibelverse in einem aktuellen Zusammenhang verstehen soll.

- Das haben sie auch vorher getan, sagt Moe.

- Der alte Oskar Smith erörterte früh den Platz der Frau in der Versammmlung. Er fragte danach, was der Geist in den Bibelversen sei. Die gleiche Vorgangsweise sehen wir nun in voller Blüte.

Veröffentlcht: 05. Dezember 2005 15:00

Fotos: Frauen bei der Sommerveranstaltung der Smiths Freunde in Brunstad vor vier Jahren. Seitdem hat die Gemeinde sich für eine modernere Kleidung geöffnet. (Foto: Carina Eide Øyan)