Joseph Wilting: HERR, ZU WEM SOLLEN WIR GEHEN?

KAPITEL 3: MEINE ERFAHRUNGEN MIT DEN SMITHS FREUNDEN

"Wer nicht fragt, wird nicht klüger als zuvor" (Norwegisches Sprichwort).

EIN WENIG GESCHICHTE

Dem Großen Norwegischen Lexikon von Aschehoug und Gyldendal zufolge sind die Smiths Freunde eine fundamentalistische christliche Freigemeinde, um 1900 vom Marineoffizier Johan Oskar Smith nach einer Offenbarung gegründet. Nach dem Tod von Smith war Elias Aslaksen eine treibende Kraft in der Gemeinde. Seit 1976 war Sigurd Bratlie deren oberster Leiter. Die Gemeinde wies in den späteren Jahren internationales Wachstum auf und ist in 25 Ländern vertreten. Etwa 7000 Mitglieder [in Norwegen].

Im Folgenden gebe ich einen kleinen geschichtlichen Überblick über die Bewegung Smiths Freunde (SF), so wie sie sich selbst im Internet darstellen. Theologen und eine Anzahl Aussteiger sind mit der Darstellung der Lehre nicht einverstanden, oder genauer gesagt, sie distanzieren sich davon, daß. man so viel im Internet zu sagen unterläßt. Aber schauen wir uns dennoch ihre eigene Darstellung an. Man findet sie im Internet unter http://www.brunstad.org, wo sie u.a. sagen:

"Um über die Gemeinde zu berichten, müssen wir mit Johan Oscar Smith beginnen. Er wurde 1871 in Fredrikstad geboren und wuchs in einer christlichen Familie auf. Er fuhr einige Jahre hindurch zur See, bevor er als 17-Jähriger seinen Dienst in der Marine begann, den er 40 Jahre lang ausübte. Er bekehrte sich mit 26 Jahren zu Gott und wurde früh von der Möglichkeit ergriffen, ein christliches Leben im Sieg über die bewußte Sünde zu führen. Nach und nach versammelte sich um ihn eine kleine Schar, die zur Auferbauung zusammenkam, aber er war nicht daran interessiert, eine Versammlung aufzubauen, für welche er der Leiter sein könnte. Er zog es vor, mit den einzelnen zu arbeiten, zu allererst mit seinem eigenen Bruder, dem Zahnarzt Aksel Smith. 1908 traf er einen jungen Kriegsschulkadetten, Elias Aslaksen. Aslaksen wurde nach dem Tod von Johan O. Smith der Leiter der Gemeinde bis zu seinem Tod im Jahre 1976.

DIE ENTWICKLUNG IN NORWEGEN

Während des Ersten Weltkrieges hatte die Marine die Neutralität Norwegens entlang der Küste zu verteidigen und Johan O. Smith war unter der Mannschaft. So kam er in Kontakt mit vielen Gläubigen an verschiedenen Orten, und es entstanden nach und nach Freundeskreise und Gemeinden u.a. in Brevik, Kristiansand, Stavanger, Stord, Bergen, Måløy und Molde. Außerdem wurden viele gute Kontakte entlang der Küste in Finnmark geknüpft.

In den Dreißigerjahren gab es in den Tälern eine starke Tätigkeit, und heute gibt es Gemeinden in Valdres und im Hallingdal und an einer Reihe anderer Orte. In Oslo gab es eine Gemeinde seit etwa 1912. In Norwegen gibt es heute etwa 30 Gemeinden.

DIE AUSBREITUNG AUSSERHALB NORWEGENS

Seit 1957 wurde der Treffpunkt Brunstad in Stokke außerhalb von Tønsberg unser größter internationaler Versammlungsort. Hierher kommen derzeit mehr als 8000 Freunde aus etwa 30 Ländern zum Sommertreffen zusammen." Soweit Internet.

VERKÜNDIGUNG UND LEHRE

Alf Gjøsund, der selbst bei den SF aufgewachsen ist und sich im Erwachsenenalter von der Bewegung distanziert hat, verfaßte im Blatt "Forløsning" Nr. 2 - Februar 1998 - eine ernste Kritik an der Lehre der SF, und er sagt folgendes über ihre Darstellung im Internet:

"Weiters erklärt die Netzseite, daß die Smiths Freunde an die Vergebung der Sünden ohne Werke durch den Glauben an Jesu Tod am Kreuz glauben. Ein schönes Kruzifix stellt Assoziationen zur klassischen Versöhnungslehre her. Darüber, daß die Smiths Freunde grundlegend uneins mit der evangelischen Christenheit im Verständnis des Versöhnungswerkes und des Begriffes der Sündenvergebung sind, wird nichts erzählt. Auch nicht, daß das Thema in der Verkündigung der Smiths Freunde so gut wie nicht existiert.

KEIN BIBLISCHES CHRISTENTUM

In "Forløsning" Nr. 7 - Juli 1996 schreibt Alf Gjøsund:

Die Bewegung Smiths Freunde hat ein Verständnis von Jesu Blut, das in christlichem Zusammenhang ganz allein dastehend ist. Mit dem Ausgangspunkt in der Lehre über "Jesu Sündenleib" erklärt u.a. Sigurd Bratlie, daß das Blut hervorkam, als Jesus sterbend seine innewohnende Sünde opferte, das sogenannte "Opfern Jesu im Leibe" ("So eine große Erlösung", S 11. und S. 65)...... Die wenigsten Mitglieder der Bewegung werden die Verkündigung ablehnen, daß Jesu Blut fließt, wenn unser Sündenleib den Tod erleidet.

Jesu Blut ist also den SF zufolge nicht das Blut einer reinen unbefleckten Seele, sondern das Blut eines unreinen, abgestorbenen Sündenleibes. Hier sehen wir, daß der ganze Versöhnungsgedanke, die makellose Seele, die den Tod anstelle der Sünder erleidet, verschwindet. Wie kann das Blut eines "Sündenleibes" die Sünden der Welt sühnen? Konsequenterweise beinhaltet die Lehre der SF damit eine Verkennung des eigentlichen Versöhnungswerkes, und das ist ernst! (Darauf werden wir in einer späteren Ausgabe der "Forløsning" noch zurückkommen.)

Es ist auch bedenklich, daß man [mit einer einzigen Ausnahme, Anm. d. Übers.] in keiner Schrift seit den Tagen der Apostel bis 1912 ( als "Verborgene Schätze" zum erstenmal erschien) das Verständnis findet, das die SF vorstellen. [Die Ausnahme sind, wie Alf Gjøsund selbst in "Forløsning" Nr. 6/7 - Juni/Juli 1998 beschreibt, die sogenannten "Shakers", eine kleine christliche Sekte, entstanden im 18. Jahrhundert, die übrigens die Dreieinigkeit und die Ehe ablehnten und lehrten, es gebe zu Jesus ein weibliches Gegenstück. Anm. d. Übers.] Weder Katholiken noch orthodoxe oder protestantische Christen waren jemals auf den Gedanken gekommen, daß Jesu Blut das "Blut des eigenen Lebens" [also das der innewohnenden Sünde, Anm. d. Übers.] sei. Wenn das ein richtiges Verständnis des Evangeliums sein sollte, wo war denn der Heilige Geist in all diesen Jahren?"

GEFÜHL DER ZUSAMMENGEHÖRIGKEIT

Ich verließ die Wachtturmgesellschaft (WTG) ein halbes Jahr vor meiner Frau Jellie. Im Laufe dieses halben Jahres ging Jellie allein zu den Versammlungen der ZJ. Inzwischen besuchte ich verschiedene Kirchen und Gemeinden in Bezirk von Bamble und Grenland auf der Suche nach einer neuen Gemeinschaft. Gleich nach dem Austritt von den ZJ wurde ich gut Freund mit meinen Nachbarn Randi und Aron Riksfjord, einem gottesfürchtigen Ehepaar, die den SF in Brevik angehörten. Gemeinsam mit ihnen besuchte ich einige ihrer Versammlungen in Brevik. Nach und nach wurde ich mit anderen SF bekannt. Der Glaube und die Aufrichtigkeit besonders der Menschen an der Basis machte einen großen Eindruck auf Jellie und mich. Was uns nach dem Bruch mit den ZJ half, war zum Teil der Kontakt mit diesen aufrichtigen Menschen. Wir wurden von der Liebe und Zuwendung, die wir erfuhren, überwältigt. Bei unserer Suche nach einer geistigen Gemeinschaft machten wir sowohl positive Erfahrungen mit den "Freunden" als auch solche, die uns veranlaßten, nach und nach Abstand zu nehmen.

Ich muß aber eingestehen, daß ich aus der Zeit 1987-88 viele gute Erinnerungen habe, als ich und meine Frau Jellie zu den Treffen bei den SF gingen. Ich zweifle nicht daran, daß die Zuwendung, die wir erhielten, den komplizieren Prozeß erleichterten, der für uns begonnen hatte: den Weg von den Doktrinen der WTG zu gesundem evangelischen Christentum. Es gab so vieles, was wir nicht gewohnt waren. Z.B. die Hilfsbereitschaft. Wenn wir Hilfe im Garten benötigten, tauchten die jungen Brüder zur Hilfe auf. Arbeiteten umsonst. Verwendeten ihre Zeit für uns. So etwas tut man nicht bei den ZJ. Dort arbeitete man für niemanden freiwillig außer für die WTG.

Im Folgenden möchte ich einiges wiedergeben, was ich in einem Interview mit dem Blatt "Forløsning" im Oktober 1996 sagte:

Die Treffen bei den Smiths Freunden waren ein Erlebnis. Der gemeinsame Gesang war phantastisch. Es geschah oft, daß ich mit Tränen in den Augen dasaß, wenn wir sangen. Ich fühlte, als ob wir in den Himmel gekommen wären. Einmal erlebten wir, daß eine Schwester (es war Randi), die singen sollte, uns das Lied widmete. "Dieses Lied will ich für Joseph und Jellie singen", sagte sie. Das erwärmte uns sehr.

Der Zusammenhalt, das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, all dies bedeutete so viel für uns in dieser Zeit. Ich erinnere mich besonders daran, als wir alle gemeinsam in Brunstad beteten. Das war ein sehr starkes Erlebnis. Denk daran, daß wir zu dieser großen Schar von gottesfürchtigen Menschen gehörten, die zu Gott riefen. Wir fühlten, daß wir eine geistige Heimat gefunden hatten. Wir hatten uns entschlossen, den Smiths Freunden beizutreten. Jellie hatte sogar damit begonnen, sich eine solche Frisur zuzulegen, wie sie die Schwestern benützen. Aber dann geschah etwas, das uns stutzig machte.

In der Gemeinde in Brevik luden sie mich ein, Zeugnis zu geben. Freimütig und nichtsahnend ging ich zum Rednerstuhl nach vor. Damals war ich mir nicht ganz klar darüber, wie unbiblisch ihre Lehre eigentlich war und wie autoritäre die Gemeinde geleitet wurde. Der Weltleiter, Sigurd Bratlie, war auch zugegen. Ich leitete mein Zeugnis mit Gal 5,1 ein: "Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und laßt euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!"

Nachdem ich die Schriftstelle gelesen hatte, sagte ich in meinem Kommentar, ich sei über die Zuwendung tief gerührt, die meine Frau und ich durch mehrere Menschen an der Basis in der Gemeinde erfahren hatten. Zu Tränen gerührt durch die Befreiung aus den ZJ und nichts von der Leitungsstruktur der SF ahnend sagte ich: "Niemals in meinem zukünftigen Leben will ich es zulassen, daß ich wieder unter ein solches Joch gerate, wie ich es in der Organisation der ZJ erlebt habe. Ich bin zur Freiheit in Christus berufen und niemandem soll es gelingen, mir diese Freiheit wegzunehmen."

Als ich wieder auf meinem Platz war, wurden alle aufgefordert, niederzuknien und für mich zu beten, und viele begannen laut zu beten. Mein Nachbar, der an meiner Seite kniete, flüsterte mir ins Ohr: "Dein Zeugnis hat den Geist in der Versammlung gehoben und das ist gut!" Später wurde es mir klar, daß viele aufrichtige Seelen an der Basis mit mir übereinstimmten und sich vermutlich selbst nach christlicher Freiheit sehnten.

GEMEINSAME ZÜGE MIT DEN ZEUGEN JEHOVAS

Später gab es mehr, was uns stutzig machte. Wir entdeckten die starke Konzentration auf Äußerlichkeiten. Nicht, daß man darüber so viel redete. Es waren eher die Blicke. Zu Beginn war die kollektive Ansicht der SF bezüglich Äußerlichkeiten für Joseph und Jellie eine Hilfe gewesen. Es war nicht schwierig zu akzeptieren, daß niemand eine Bart hatte. So war es ja auch bei den Zeugen Jehovas gewesen. Aber später wurde diese Ähnlichkeit zu einem Problem. Wir entdeckten mehrere gemeinsame Züge:

Ich durfte mit Gottes Gnade nach und nach anderen aus den Zeugen Jehovas zur Hilfe kommen. Und ich erlebte, daß das einfache Evangelium über Jesus Tod und Auferstehung sie befreite. Aber bei den Smiths Freunden wurden diese Menschen nicht als wahre Christen anerkannt. Sie wurden "Hurenchristen" genannt, weil sie in andere Versammlungen gingen. Ich erlebte die Haltung gegenüber anderen Gläubigen als verdammend. Mehrmals fragte ich die Leiter, was sie von anderen Christen hielten. Aber es war so schwierig, eine klare Antwort zu bekommen. Die Antwort erhielt ich schließlich von Sigurd Bratlie. Als ich ihn fragte, ob andere Christen zur "Braut" gehören könnten, sagte er: "Sehr selten!" Das war eine klare Sprache, und das schmerzte mich. Ich hatte nämlich geistliche Gemeinschaft mit Christen außerhalb der Smiths Freunde erlebt. Dem hatte ich auch in meinen Zeugnissen Ausdruck gegeben. Bei den ZJ war es verboten, andere christliche Versammlungen zu besuchen. Ebenso wie bei den SF gehörten alle anderen Gemeinden zu Babylon der Großen, der Hure. Eine andere christliche Versammlung zu besuchen konnte für einen ZJ sogar Ausschluß bedeuten.

Ich verhehlte nie, daß auch ich in andere Versammlungen ging. Andere Christen beschäftigten sich nie damit, wohin wir gingen, wenn wir nur unter Menschen waren, die Jesus liebten und die uns etwas für unser geistliches Leben geben konnten. Bei den Smiths Freunden war es hingegen die "Art der Versammlung", die so viel bedeutete. Im Zusammenhang damit erinnere ich mich gut an meine erste öffentliche Rede und an ein Seminar in der Pfingstgemeinde Tabernaklet im Skien im Jahre 1987. Als ich nach dem Seminar zu Pastor Arvid Fossen sagte, ich sei auf der Suche nach einer neuen geistigen Gemeinschaft, antwortete er: "Geh zu einer Gemeinde, wo Jesus im Zentrum steht. " Diese uneigennützige Antwort tat mir sehr wohl.

Daß ich versuchte, anderen ZJ zu Hilfe zu kommen, und andere Gemeinden besuchte, fiel bei einigen Leitern der SF nicht auf guten Boden. Einer sagte mir geradewegs, nun sei es wichtig, "den Weg zu gehen", wie einer der Leiter dies ausdrückte,

Ein anderer gemeinsamer Zug mit den ZJ, über den ich erstaunt war, war der, daß man Gottes große Gnade, die durch den Tod Jesu am Kreuz alle empfangen können, niemals erwähnte und auf sie keinen Wert legte. Da sowohl die SF als auch die ZJ dadurch erlöst werden, daß sie "den Weg gehen" oder eben durch eigene Anstrengung, paßte ein auf der Gnade beruhendes Evangelium nicht in ihre Verkündigung. Die Macht des Gebets, die Hingabe und Übergabe an Gott, waren unbekannte Begriffe! Sie hatten kein Verständnis für ein nahes und persönliches Verhältnis zu Gott.

In dem Jahr, in dem ich die Gemeinde [der SF] besuchte, erlebt ich nie eine Taufe oder das Brotbrechen, zwei Dinge, die meiner Meinung nach wesentliche Angebote einer christlichen Gemeinde sind. (Apg. 2,43, Mk 16,16). Ich kannte Leute im Alter von 40 bis 50 Jahren, die in der Gemeinde aufgewachsen waren, aber niemals getauft wurden. Ebenso wie bei den ZJ, denen geraten wurde, nicht dem eigenen Gewissen zu folgen und keine eigenen Schlußfolgerungen zu ziehen, sondern dem "Kanal Gottes" in Brooklyn zu gehorchen, wurden auch die SF ermahnt, sie könnten nichts selbst herausfinden, sondern sie hätten die "Brüder". Denen sollten sie gehorchen!

So wie bei dem ZJ viele Menschen stets mit schlechtem Gewissen und Schuldgefühlen umhergehen, weil sie es nicht schaffen, die hohen Anforderungen bezüglich Werken zu erfüllen, d.h. den Haus-zu-Haus-Dienst usw., wird auch bei den SF ein Mangel an Respekt und Gehorsam den Ältestenbrüdern gegenüber eine überdimensionale Sünde und erzeugt bei den Mitgliedern Scham- und Schuldgefühle.

Die Bibel macht es sonnenklar, daß wir das Heil nicht durch eigene Anstrengung erreichen können, sondern daß man das Leben Gott übergeben muß. Dies waren Schriftstellen, die bei den SF nicht zitiert wurden. Jesus sagt: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt: Ich werde euch Ruhe verschaffen." (Mt 11,28). Es ist Gott, der die gute Tat in uns beginnt (Phil 1,6), und er ist es, der die Früchte des Geistes in einem menschlichen Leben hervorbringt (Gal 5, 16-26).

Da bei den SF viele mit Schuldgefühlen und schlechtem Gewissen umhergehen, war ich oft Zeuge, daß die Versammlungen zu gewaltigen Weinanfällen der Gläubigen ausarteten, die ihre "Sünden" bekannten und die auf die eine oder andere Art die Kontrolle auf dem Weg zur Vollkommenheit verloren hatten. Manchmal waren die Weinanfälle sowohl bei Männern als auch bei Frauen so ernst und herzzerreißend, daß die Ausbrüche sehr einem akuten Nervenzusammenbruch glichen und die Betreffenden dringend Seelsorge durch einen qualifizierten Priester oder psychiatrisch / psychologische Hilfe nötig gehabt hätten.

Dies erinnert mich an die ZJ. Zwar war es bei den ZJ verboten, Gefühlen Ausdruck zu geben. Alles sollte nüchtern und mit Selbstbeherrschung geschehen. Aber Scham- und Schuldgefühle, weil man die unmenschlich hohen Forderungen der Leiter nicht erfüllen konnte, kamen in vielen psychosomatischen Leiden, regelmäßigen Arztbesuchen und bei vielen durch starken Verbrauch an Nervenpillen und antidepressiven Medikamenten zum Ausdruck.

Ebenso wie die ZJ drücken sich einige Leiter der SF spitzfindig aus oder sprechen mit doppelter Zunge. Alles kann auf dem Papier gut aussehen, aber die Wirklichkeit ist anders! Elias Aslaksen, der die Leitung der Bewegung nach J.O. Smith übernahm, schrieib 1927 in Verborgene Schätze zum Thema "Wegbegleitung": "Daß man stets die Wegbegleitung in seinem eigenen Herzen überprüfen und dann seinem eigenen Gewissen folgen soll."

Jedoch tritt Aslaksen in seinem Buch Die Gesetze des Geistes des Lebens auf Seite 58-59 im Abschnitt 6 unter der Überschrift Das Gesetz gegen die Begrenzung der Kinderzahl für eine unmenschliche Kontrolle über die Frauen ein, die ihrem Gewissen folgen wollen, was vollkommen unvereinbar ist mit dem, was er in den Verborgenen Schätzen von 1927 schreibt. In diesem Buch bezeichnet er Frauen, welche "die Wegbegleitung in ihrem eigenen Herzen überprüfen und dann ihrem eigenen Gewissen folgen", indem sie z.B. die Kinderzahl begrenzen, als ungläubig, selbstsüchtig, genußsüchtig, ungehorsam, aufrührerisch, hartherzig und als Mörderinnen, und daß sie eine Quelle von Hurerei, Fall und Abfall seinen. Der Text vom Gesetz gegen die Begrenzung der Kinderzahl ist später im Buch in seiner Gänze wiedergegeben.

Wer die SF verlassen möchte, trifft auf das selbe Argument wie bei den ZJ, nämlich: "Zu wem wirst du gehen?" Es gibt ja außer uns keine Alternative. Nur wir haben "die Wahrheit" oder sind "die Gemeinde".

Auch die selbsternannte interne Justiz wird bei den SF in gleicher Weise wie bei den ZJ ausgeübt. Nur mit dem Unterschied, daß die ZJ dazu ein schriftlich niedergelegtes Regelwerk haben, das die "Richter" in einem selbsternannten "Richterkomittee" verwenden, während Aussteigern aus der Bewegung der SF zufolge die Vorgangsweise dort jede ethische Richtlinie entbehrt.

Die kleinste Andeutung einer Abweichung von der Lehre wird gnadenlos niedergesäbelt. Es spielt keine Rolle, wie lange man ein treuer Diener der Bewegung war und wer man ist. Damit der "Sauerteig" sich nicht verbreiten und andere anstecken kann, soll der oder die Betreffende so schnell wie möglich aus der Bewegung entfernt und mundtot gemacht werden. Im diesbezüglichen Gerichtsverfahren ist man den "Richtern" vollständig ausgeliefert, rechtlos, machtlos und von vornherein verurteilt.

Die Leiter der SF sind die heutigen Apostel. Sie sind mindesten ebenso bedeutend wie die ersten Apostel. Gott hat sie ja auserwählt und ihnen ebenso wie den ZJ in "göttlichen Offenbarungen" anvertraut, daß sie in der Endzeit die 144.000, die Braut Christi seien. Was ist dann mit den anderen Christen, die seit den Tagen der Apostel gelebt haben? Ihre Verkündigung über die eigenen Anstrengungen und über blinden Gehorsam den Leitern gegenüber hat viele Menschen in einen dauernden unglücklichen Rundtanz getrieben. Trotz der gnadenlosen Lehre und Unterdrückung durch die großen "Gottesmänner" halten die Unterdrückten weiterhin an ihren Leitern fest und gestehen ihnen göttliche Macht und Autorität zu. Der Gedanke, die "Gemeinde" zu verlieren, ist unerträglich. Ihr ganzes Sicherheitssystem würde zusammenbrechen, denn außerhalb der "Gemeinde" gibt es ja kein Leben! Trotz der Fehlgriffe, die sie sehen, sind die Leiter ja "Gottesmänner" oder "Gottes Kanal"! Diese typische Reaktion von indoktrinierten Menschen, die den Kopf in den Sand stecken und sich weigern, der Wahrheit in die Augen zu blicken, wird am Schluß des Buches unter der Überschrift Leon Festingers kognitive Dissonanztheorie näher beschrieben.

Ende der Achtzigerjahre lud man meine Frau und mich ein, ein Wochenende auf einem Lagerplatz in der Nähe von Bø in Telemark zu verbringen. Dort wurde ich mit Ole Kristiansen bekannt. Er sollte der Hauptredner bei der langen Versammlung am Samstagabend sein. Ole war viele Jahre hindurch Gemeindeleiter in Drøbak südlich von Oslo gewesen. Er war ein engagierter und hervorragender Redner, geschickt in der Unterweisung, und hatte immer ein Wort des Trostes für die Deprimierten und Mutlosen übrig. Wegen seiner trostvollen Verkündigung wurde er von vielen in Norwegen und im Ausland geliebt. So lernte ich ihn kennen.

Aber plötzlich hörte ich Gerüchte, daß Ole als Leiter in Drøbak abgesetzt war Als ich in der Gemeinde Philadelphia in Oslo ein Seminar über Sekten hielt, war Ole anwesend und hörte mir zu. Da wir einander kannten, hatten wir nach dem Seminar ein Gespräch. Was war geschehen?

Ole waren die Augen für die frohe Botschaft der Bibel über die Gnade aufgegangen. Daß wir nicht durch unsere Werke oder durch eigene Anstrengungen erlöst werden konnten. Er hatte die Macht des Gebets, der Hingabe und der Übergabe an Gott entdeckt. Jeder Christ könne eine nahes und persönliches Verhältnis zu Gott erreichen. All dies kam in seinen Predigten in seiner Gemeinde und an vielen Orten in Norwegen und im Ausland klar zum Ausdruck. Aber mit dieser biblischen Verkündigung "trampelte Ole in den Salat" der Verkündigung der SF über das "Gehen des Weges" und das Freiwerden von Sünden durch eigene Anstrengung. Er kam mit seiner Verkündigung über die Gnade auf direkten Kollisionskurs mit der Hauptlehre der SF. Dies waren für den Weltleiter Sigurd Bratlie und einige andere Leiter unbekannte Begriffe. Hier mußte etwas geschehen, denn dies konnte man nicht akzeptieren!

Einer von Oles Söhnen, Magne Kristiansen, schrieb über die Umstände in Drøbak und die Ereignisse rund um die Absetzung seines Vaters ein Tagebuch. In diesem nicht veröffentlichten Heft mit dem Titel Deshalb verließ ich die Smiths Freunde beschreibt er Bratlie als eine

"zynische, unehrenhafte und raffinierte Person .... Er wurde in all diesen Jahren geehrt, ihm wurde gehuldigt und er wurde vergöttert. Eventuelle Fehlgriffe hatten niemals irgendwelche negativen Folgen. Die Allerwenigsten wären bereit gewesen, ihm zu widersprechen, und niemand würde ihn wohl zur Rechenschaft ziehen. Er ... unterschob den Leuten die miesesten Beweggründe, gerade wie es ihm gefiel. Grundlose Beschuldigungen und banale Erklärungen gingen Hand in Hand. Er war unangreifbar. Es war, als ob er sich selbst für einen Gott hielt! Bratlie hatte eine ungeheuer negative Sicht vom Menschen, die fast ans Paranoide grenzte. [...] Der Einzelmensch bedeutete für Bratlie sehr wenig. Auf Menschen, die von Mißmut oder Nachdenklichkeit niedergebeugt waren, zeigte er mit dem Finger und sie erhielten eine trockene Erklärung aus der Bibel, die mit 'Du willst nicht leiden!' endete."

In Bezug auf die raffinierten Intrigen gegen Ole Kristiansen schreibt Magne:

"Als Bratlie hörte, daß es in Drøbak Unstimmigkeiten gab, zögerte er nicht. Er setzte sofort sein berechnendes Spiel in Gang (in dem er gut geübt ist). Das Ziel ist vom ersten Augenblick ganz klar: Vater muß herunter und weg. All das Vertrauen und Ansehen, daß sich Vater in einem langen und aufopfernden Leben erarbeitet hat, muß sorgfältig und gründlich entfernt werden. [...] Und Bratlie muß versuchen, Vaters Verkündigung bloßzustellen. Er überbetont das Gegenteil von dem, was Vater verkündigt. Leide und sei gehorsam ist das einzige Seligmachende. Trost und Ermunterung wird bagatellisiert. Vertrauen und Hingabe an Gott wird als Laissez-faire-Haltung lächerlich gemacht [...] . Einzelne Brüder erhalten nun von höchster Warte wichtige Aufträge. Diese werden völlig vereinnahmt und machen alles Mögliche. Berichte, Angeberei, Betrug und "schreibe alles Häßliche nieder, woran du dich bei ihm erinnern kannst".[...] Und Vater gibt auf. Jetzt kann er nicht mehr.

Weil Ole Kristiansen eine Botschaft von Gottes Liebe und Gnade verkündete, wurde er ausgeschlossen. Hätte diese Botschaft in der SF-Bewegung Fuß gefaßt, so hätten Bratlie und andere ehrgeizige und herrschsüchtige Leiter die Macht verloren. Alle destruktiven Mittel wurden benützt, die in jedem autoritären System verwendet werden, z.B. Lügen, Verleumdung, Verdächtigung, Tratsch und die Verbreitung bösartiger Gerüchte.

Einige Jahre nach diesem Intrigenspiel von Seiten der Leiter in einer destruktiven Sekte starb Ole Kristiansen. Meine Frau und ich waren beim Begräbnis. Nach unseren eigenen Erfahrungen und nach dem Lesen von Magnes Tagebuch über die Sekte SF war unsere Reaktion: "Das ist ebenso schlimm oder vielleicht sogar noch schlimmer als bei den ZJ!"

In der Organisation der ZJ haben die Leiter in Brooklyn Tausende von Menschenleben auf dem Gewissen, weil sie den Mitgliedern keine lebensnotwendige Organtransplantation erlaubten und immer noch keine lebensnotwendige Blutspende erlauben. Die selbe unbarmherzige Haltung Menschen gegenüber sehen wir bei den Leitern der SF. Sie schauen mit ungerührtem und nichtssagendem Pokergesicht zu, wenn die Mitglieder an der Basis sich abmühen, leiden und "auf dem Weg" nach Vollkommenheit streben.

Wenn ich auch die SF nur ein Jahr lang näher studiert habe, ist meine Erfahrung und Schlußfolgerung und auch die anderer, daß die Leiter der SF zynisch, unehrenhaft und raffiniert sind. Sie haben ebenso wie Hitler und andere totalitäre politische Leiter ein ungeheuer negatives Menschenbild. Ob die Leute sterben und leiden und wie es dem Einzelnen geht, ist solchen Leitern völlig gleichgültig, wenn sie nur dabei sind und die "Gemeinde" unterstützen.

Damit die Leiter nicht entdecken, daß man selbst zweifelt, sind viele Mitglieder bereit, zu berichten, anzugeben, zu betrügen und zu täuschen. Der amerikanische Psychiatrieprofessor Robert J. Lifton nennt in seinem Buch Thought Reform and the Psychology of Totalism diese Angeberei und diesen Betrug: The Psychology of the Pawn (Psychologie der Schachfigur oder des Jasagers).

Meiner Ansicht nach erfolgt bei den SF ein völliges Niederbrechen der Persönlichkeit. Die Lehrsätze stehen über den Personen und beherrschen alles. Ein charakteristischer Zug ihres ideologischen Totalitarismusses ist die Unterordnung menschlicher Erfahrung unter lehrmäßige Forderungen.

Dies bedeutet eine völlige Unterwerfung der menschlichen Erfahrungen, so wie es in die Doktrin hineinpaßt. Deine Erlebnisse zählen nicht. Die Lehrsätze der "Gemeinde" sind wichtig, nicht was du in der Bibel gefunden hast. Selbst wenn deine persönlichen Gotteserlebnisse für dich eine Tatsache sind, so sind sie falsch, wenn sie nicht mit der Lehre der "Gemeinde" übereinstimmen.

Deine persönlichen Eigenheiten müssen ausgelöscht werden und verschwinden, und man vermißt sie in der neuen Gemeinschaft nicht, denn die Lehrsätze sind dir übergeordnet. Du bist ein Mittel für ein übergeordnetes Ziel. Die Geschichte und Tatsachen werden wenn nötig verändert oder umgeschrieben, damit sie jederzeit mit dem gegenwärtigen "Licht" übereinstimmen.

Ebenso wie die ZJ verlangen die Leiter der SF, daß die Persönlichkeit und Identität der Mitglieder verändert oder umgeformt wird, so daß sie in ihre Klonmentalität hineinpaßt. Es wird von den Mitgliedern verlangt, daß ihr Charakter und ihre Identität völlig ausgelöscht und durch das Ideal der "Gemeinde" ersetzt werden Auf diese Weise wird das ideale Mitglied erzeugt. In Wirklichkeit bedeutet das, daß die SF einen "Klon" erzeugen wollen. Du mußt wie sie werden. Die "Gemeinde" ist wichtig, nicht deine Fähigkeiten und Talente. Außerhalb der "Gemeinde" gibt es kein Leben.

Der Umstand, daß die Lehrsätze über den Personen stehen, kommt auch im total mangelhaften Interesse der Sekten für die physische und mentale Gesundheit der Mitglieder zum Ausdruck. Den Leitern der SF ist klar, daß ein großer Teil der SF wegen des gewaltigen Drucks, unter dem sie leben, psychische Probleme hat. Aber wenn du unter diesem unmenschlichen Druck dich beugst oder zusammenbrichst, so geht sie das nichts an. Warum keine Erleichterung oder Aufweichung der Forderung, "den Weg zu gehen"? Nein, denn das würde Verlust an Macht, Einfluß, Kontrolle und Einnahmen bedeuten. Die Leiter wollen nicht zulassen, daß in ihre Doktrinen Breschen geschlagen werden

Wer hat das Recht zu leben? Die SF ziehen eine scharfe Linie zwischen jenen, die das Recht auf Leben in der "Gemeinde" haben, und jenen, die dieses Recht nicht haben, nämlich der "Hure". Sie haben die Welt in zwei Teile geteilt: jene, die zur "Gemeinde" gehören, und jene, die zur Hure gehören. Dieses Elitedenken hat dazu geführt, daß sie sich über dem Gesetz stehend fühlen und andere von ihren eigenen selbsterrichteten Richterstühlen aus verurteilen. Diese arrogante Haltung hat dazu geführt, daß viele delikate Angelegenheiten und Verbrechen, die von Mitgliedern der SF begangen wurden, hinter verschlossenen Türen behandelt und vor der Öffentlichkeit geheimgehalten wurden.

Die Gesetze und Regeln der SF und einiger anderer Sekten stehen über den Gesetzen des Landes - es käme diesem nicht zu, etwas über unsere inneren Probleme zu wissen, geben sie als Begründung an. Wir sollten niemals schmutzige Wäsche zum Fenster hinaushängen, sondern immer die "Gemeinde" und ihre Leiter verherrlichen.

Demütigung und Manipulation sollten niemals dazu benützt werden, ein religiöses Klima zu erzeugen. In der Umgebung der SF fand ich ein System, das direkte Belohnungen oder Strafen verteilte. Lebst du nach den Forderungen des Leiters, so wirst du mit Akzeptanz und Privilegien belohnt. Schaffst du dies nicht, so hat dies Strafe zur Folge, nicht nur von Seiten der Leitung, sondern auch von den Gleichgestellten. Wer es wagt, er selbst zu sein, anders zu sein, wie es z.B. Ole Kristiansen und einige andere waren, in einer Handlungs- und Sprechweise, die sich von den anderen unterschied, dann wurdest du als verdächtig und als eine potentielle Gefahr für die Sicherheit der Gemeinde angesehen. Es spielt keine Rolle, wie unbedeutend die Angelegenheit ist. Falls sie ein Ausdruck für individuelle Tendenzen und nicht in Übereinstimmung mit den Gedanken der "Gemeinde" ist, wird man hinausgefroren. Individualismus ist ein Feind aller diktatorischen Systeme. Viele finden innerhalb der "Gemeinde" der SF keine offenen Türen.

Im Buch All Gods Children von Caroll Stoner und Jo Anne Parke (USA) wird eine Anzahl von Kennzeichen alter und neureligiöser destruktiver Bewegungen angeführt. Beachte die folgenden:

1. Eine Sekte hat einen lebenden Leiter oder eine lebende Leiterin. Die Lehrsätze der Sekte basieren auf seiner bzw. ihrer Offenbarung, die entweder die traditionelle Lehre und Schrift ersetzt oder die zusätzlich gilt.

2. Eine Sekte verspricht ein System, in dem ein Bekehrter für die Rettung der Welt und der Menschen arbeiten kann, aber in Wirklichkeit unterstützt er oder sie ein System, das zur Entwicklung der Gesellschaft überhaupt nichts beiträgt.

3. Die tägliche Arbeit für fast alle Sektenmitglieder ist destruktiv und nützt deren Fähigkeiten bezüglich Intelligenz, Erziehung und Ausbildung sehr wenig aus.

4. Religiöse Sekten sind ausschließende soziale Systeme, die von den Mitgliedern verlangen, daß sie für das Heil (oder das Glück) arbeiten. Die Mitglieder werden erzogen zu glauben, daß sie Außenstehenden überlegen sind.

5. Um Mitglied einer Sekte zu werden, muß man sich von der übrigen Gesellschaft entfernen und sich von der Beeinflussung durch Arbeit, Ausbildung, Freunde und Familie abschirmen.

6. Methoden wie Selbstauslöschung und Gedankenkontrolle sind Teile der Rekrutierungs- und Indoktrinationspraxis einer religiösen Sekte.

7. Die Sekten weisen kritische Analysen durch Auferlegung der Unterdrückung negativer Gedanken zurück und fördern damit eine Abhängigkeit von der Autorität der Sekte, welche den Reifeprozeß eines Menschen behindert.

Die meisten erwähnten Punkte sind Kennzeichen der SF. Es gibt keinen Zweifel daran, daß man es hier mit einer destruktiven Sekte zu tun hat. Später werde ich zwei andere Modelle bezüglich der Kennzeichen von Sekten von Prof. Robert Jay Lifton und Prof. Ronald Enroth benützen, die jeden Zweifel daran zerstreuen, daß die SF ebenso wie die ZJ eine destruktive Sekte sind.

MEHRERE UNGESUNDE SEITEN BEI DEN SMITH FREUNDEN

Da wir Menschen unvollkommen sind und Fehler begehen, wird auch die christliche Gemeinde oder Bewegung, der wir angehören, ihre Mängel haben. Wenn aber alle christlichen Gemeinden Fehler haben, was ist dann der Unterschied zwischen ZJ, SF und anderen Gemeinden? Meinen subjektiven Erfahrungen bei den ZJ, SF und anderen fundamentalistischen Gemeinden zufolge werden in bestimmten Bereichen mentale Übergriffe in das System eingebaut. Viele besondere Lehrsätze und Regeln soll man glauben. Es gibt für selbständiges Denken keinen Platz. Regeln, Gebote und Lehrsätze bauen oft auf Bibelstellen auf, die aus dem Zusammenhang gerissen sind und die Sache so beleuchten, als ob sie die Ansicht der Gemeinde stützten. Diese Regeln und Gebote sind mit anderen Worten für den Zweck der Sekte maßgeschneidert. Solches erfuhr ich auch bei den SF.

Wenn man mich fragt, ob die SF eine "gefährliche Sekte" sind, so muß ich sagen, daß zwischen den SF und den ZJ eine großer Unterschied besteht. Die SF haben z.B. in sozialer Hinsicht weit positivere Züge als die ZJ. Hingegen haben sie eine Anzahl sektiererische Elemente, die erschreckend dem ähnlich sind, was man in destruktiven Sekten findet.

Mehrere Sektenforscher sind zu der Schlußfolgerung gekommen, daß solche Gemeinden oft eine Reihe gemeinsamer sektiererischer Elemente haben, und es ist erstaunlich zu sehen, daß die Schlußfolgerungen der Forscher in hohem Maße übereinstimmen. Diese sektiererischen Gemeinden mögen oft biblische Lehrsätze haben, aber sie haben Kennzeichen, welche sie außerhalb des Hauptstroms evangelischer Gemeinden stellen. Dies gilt z.B. für die SF. Wie ich erwähnte, werde ich auf mehrere Modelle bezüglich Kennzeichen von Sekten Bezug nehmen. Am Ende des Buches findet sich ein Anhang , der einige der am meisten hervortretenden Kennzeichen von extremistischen Gemeinden wiedergibt, zu denen der Soziologieprofessor Ronald Enroth im Buch Churches That Abuse gekommen ist. Dort gibt es auch einen Anhang mit den acht Kriterien oder Kennzeichen für destruktive Sekten von Prof. Robert Jay Lifton. Bei meiner Suche nach einer neuen geistigen Heimat waren die Bücher dieser und anderer Forscher eine große Hilfe für mich, das in Worte zu fassen, was ich selbst bei den ZJ erlebt hatte und was ich bei verschiedenen anderen christlichen evangelischen Gemeinden beobachtete. Nachstehend finden sich Ronald Enroths Kennzeichen und Robert Jay Liftons Kriterien in kursiver Schrift und nummeriert nach der Reihenfolge, die sie in ihren Büchern haben.

Z.B. behaupten die SF im Internet, sie seien "eine innige Gemeinschaft ohne gewählte Leiter, die Stellung und Ehre suchen". Ich erlebte etwas anderes in dem Jahr, in dem ich die Gemeinde besuchte. Es ist richtig, daß ich eine "innige Gemeinschaft" erlebte, aber ich erlebte auch eine "kontroll-orientierte Leiterschaft" (Enroths Kennzeichen 1), die großen Wert auf Untertänigkeit und Gehorsam gegenüber den Leitern der Bewegung legte. In fast allen Familien der SF hängen die Bilder ihrer großen Leiter an den Wänden. In Ansprachen und Gesprächen mit SF werden diese großen Leiter ständig zitiert, in der Tat mehr als die Bibel und Jesus Christus. Solange die SF ihre soziale Gemeinschaft pflegen, sind sie eine "innige Gemeinschaft", aber sobald die Theologie oder äußeres Verhalten dadurch in Gefahr sind, daß jemand z.B. versucht, Einwände gegen Lehre, Mode oder Frisur zu erheben, wird dies vom Sprecherstuhl aus augenblicklich zurückgewiesen.

Dadurch, daß die Leiter alles tun, um die Kontrolle über die Umgebung und die menschliche Kommunikation zwischen den Mitgliedern zu behalten, erfuhr ich, daß sich "Milieukontrolle" (Liftons Kriterium 1) stark geltend macht. Beim Lesen ihrer Bücher und dem Blatt "Verborgene Schätze" kam ich bald darauf, daß sie den Anspruch erhoben, Gottes Gemeinde zu sein. Sie nennen sich selbst oft "die Gemeinde". Nach meinem Bibelverständnis sind alle Menschen, die zum Glauben an Jesus Christus gelangen, Mitglieder der Gemeinde Gottes. Ich wollte dies aus ihrem eigenen Munde hören und fragte deshalb mehrmals verschiedene SF, vorzugsweise Älteste, wie sie andere christliche Gemeinden sähen. Wie ich früher erwähnte, war es schwierig, klare Antworten zu erhalten, und meist redeten sie "um den Brei herum" und gaben diffuse Antworten. Dennoch konnte ich aus den Antworten den Schluß ziehen, daß andere Gemeinden Christen zweiten Ranges waren. Am deutlichsten in seiner Antwort, wie ich ebenso früher erwähnt habe, war der inzwischen verstorbene Weltleiter Sigurd Bratlie. Bei einem Sommertreffen auf Brunstad bei Tønsberg baten meine Frau und ich um eine persönliche Audienz bei ihm, was bewilligt wurde. Als ich Bratlie fragte, ob es ihm zufolge auch unter anderen Christen Mitglieder der "Gemeinde" gäbe, antwortete er: "Sehr selten, und wenn es sie gibt, dann kommen sie zu uns. Ja, ich kann mir denken, daß die Chinamissionarin Annie Skau zur 'Gemeinde' gehört:"

Die Antworten waren für uns ein deutlicher Beweis für den "geistigen Elitismus" (Enroths Kennzeichen 2), d.h eine "Wir-und-sie"-Mentalität, und "wir haben die richtige Ansicht" machte sich bei den SF stark geltend. Ich entdeckte, daß die Leiter bei den SF eine Grenze ziehen zwischen den Menschen, die sie ihrer Ansicht nach als die "Gemeinde" akzeptieren, und jenen, die in der "Gemeinde" keine Existenzberechtigung haben, nämlich die anderen Christen. Das ist eine Form der "Aufhebung der Existenz" (Liftons Kriterium 8) in der Gemeinde Gottes, und dies ist das Traurigste, was ich bei den SF antraf. Wir sind ja alle Kinder Gottes, und Gott macht keinen Unterschied zwischen den Leuten!

Ein anderer sektiererischer Zug, den wir erlebten und der mit "geistigem Elitismus" zu tun hat, ist die starke "Verurteilung anderer Gemeinden" (Enroths Kennzeichen 7). Andere Gemeinden sind "lau" und "hurenartig". Als meine Frau und ich Mitglieder in einer evangelischen Gemeinde wurden, sagte irgend ein SF: "Die hätten ja gleich bei den ZJ bleiben können:"

Wenn man SF auf der Straße begegnet, vor allem Frauen, sieht man sofort ihren "strengen Lebensstil" (Enroths Kennzeichen 5), d.h. strenge Vorschriften bezüglich Lebensentfaltung, Kleidung, Frisur usw. Wenn ich jungen Mädchen von den SF auf der Straße begegne, in ihre spezielle Tracht gekleidet und mit ihrer speziellen Frisur, dann kann ich nicht umhin, sie für die Reinheit, die sie ausstrahlen, zu bewundern, vor allem wenn diese Reinheit von einer aufrichtigen inneren Reinheit begleitet ist, wonach meiner Meinung nach die meisten streben. Aber ich glaube, daß ein Christ durch den Gebrauch seines eigenen Gewissens selbst entscheiden kann, was "geziemende" Kleidung ohne streng auferlegte Vorschriften ist. Was das Verhältnis zwischen Individuum und Umgebung betrifft, so erzeugt die "Forderung nach Reinheit" ein Milieu, das auf starke Weise von Schuld- und Schamgefühlen geprägt ist (Liftons Kriterium 3). Wenn Menschen gezwungen werden, stillschweigend einig zu sein, während sie in Wirklichkeit uneinig sind, so besteht der Friede nur nach außen hin. Die Menschen werden da zum Heucheln gezwungen. Das Ergebnis ist oft viel Spannung, Verleumdung und psychische Leiden.

In seine Briefen und Büchern behauptet Johan Oskar Smith, er habe seine "Offenbarungen" und Aufträge direkt von Gott durch den Geist empfangen. Diese Behauptung plaziert Smiths in eine Reihe mit anderer Sektenführern, die großen Wert auf "subjektive Weissagungen und Erfahrungen" legen (Enroths Kennzeichen 6). Oft kommen solche Leiter mit folgenden Aussagen: "Ich erhielt ein Wort vom Herrn", "Ich habe eine direkte Offenbarung erhalten".

Daß der Gründer J. O. Smiths behauptet, er habe seine Aufträge direkt von Gott durch den Geist bekommen, hat er mit vielen anderen Sektenführern gemeinsam, die sich mit solchen Aussagen ein besonderes Ansehen verschaffen. Diese Vorgangsweise nennt man "mystische Manipulation" (Liftons Kriterium 2). Wenn J.O. Smith gleichzeitig behauptet, in "direkter" Verbindung mit Gott zu stehen, umgibt er seine Grunddogmen mit einer Aura von Heiligkeit, was man "die sakrale Wissenschaft" nennt (Liftons Kriterium 5).

Dies erklärt, warum ich erlebte, daß man über Vorgesetzte nicht diskutieren dürfe, sondern ihnen mit ehrerbietigem Respekt entgegentreten müsse. Es dreht sich um Glauben, der nicht mehr zweifelnde Fragen bezüglich etwas stellt, das Gott dem Leiter "direkt" geoffenbart hat. Die heilige Wissenschaft kann auf den Menschen einen so starken Zugriff haben, daß er sich schuldig und eingeschüchtert fühlt, wenn er sich von Ideen angezogen fühlt, die der "Wahrheit", welche die heilige Wissenschaft vertritt, widersprechen oder sie ignorieren.

Leider zeugt Smiths "Offenbarung" von einem anderen Jesus und einem anderen Evangelium. Wir benötigen keine speziellen Offenbarungen, denn alles, was wir wissen müssen, ließ Gott bereits in der Bibel aufzeichnen, und dies genügt, um alle unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Wollen wir etwas wissen, so sollten wir deshalb sein Wort studieren (Jos 1,8; Siehe auch Ps 1, 1-3 und 119,99).

Der "Bekenntniskult" (Liftons Kriterium 4) ist ein Mittel, die Gewohnheit aufrecht zu erhalten, die darin besteht, sich auszuliefern - man gibt alle Erlebnisse, Gedanken und Gefühle bekannt, besonders jene, die man als negativ betrachten kann. In der Zeit, als ich die SF aufsuchte, war ich oft Zeuge davon, daß die Treffen bei Gläubigen in gewaltige Weinkrämpfe ausarteten, die ihre "Fehltritte" bekannten und die auf die eine oder andere Weise die Kontrolle auf dem Weg zur Vollkommenheit verloren hatten. Zu meinem großen Erstaunen nahmen die Leiter das Ganze gewöhnlich mit einem ungerührten Pokergesicht zur Kenntnis, ohne sonderliche Zeichen, von den gewaltigen Szenen beeindruckt zu sein, die sich vor ihnen abspielten. Für die Leiter der SF wurde dieses Bekenntnis eine Art von Ausbeutung oder Ausnützung, statt daß dies jenen, die es benötigten, zur Hilfe gereichen sollte.

Wir entdeckten sehr bald, daß die SF eine "harte Disziplin gegenüber den Mitgliedern" ausübten (Enroths Kennzeichen 9). Wer bezüglich Lehre und Praxis Fragen zu stellen wagt, wird hinausgefroren und "für tot erklärt". Seine "Sünde" wird anderen bekannt gemacht. Es geschieht, daß Drohungen gegen den ausgesprochen werden, der das Schweigen bricht. In einem Treffen, das die Stiftung "Leben in Freiheit" später mit Aussteigern aus den SF veranstaltete, berichteten mehrere Inzestopfer, daß sie Drohungen erhalten hatten, sie müßten die Übergriffe vor Außenstehenden verheimlichen. Es gilt die ungeschriebene Regel: "Hänge schmutzige Wäsche nicht hinaus". Als "Frank" Fragen bezüglich Dingen stellte, die unter den Leitern in der Sekte geschahen, wie z.B. Wirtschaftsbetrug, Korruption, Hurerei, Inzest usw., rührte er an Dingen, die das Tageslicht nicht vertrugen. Die Philosophie der Leiter ist: "Unsere Probleme dürfen nicht entdeckt werden und daher müssen wir sie entweder verschweigen oder zum Angriff übergehen".

Leider ist es oft so, daß jene, die es wagen, die Übergreifer zu entlarven, bestraft oder unter harten Druck gesetzt werden, den Mund zu halten. Im Falle von "Frank" begannen die Leiter, falsche Gerüchte im Umlauf zu bringen. "Frank" erhielt mehrere anonyme Briefe und Anrufe und mitunter Morddrohungen, weil er das beging, was sie eine "Anschwärzung der Bruderschaft" nannten. Familienmitglieder wurden gegen ihn aufgehetzt und er wurde beschuldigt, geisteskrank und geistig aussätzig zu sein.

Wir sehen, daß eine Taktik mit Drohungen gegen die Entlarvung von Übergriffen die Dinge auf den Kopf stellt. "Du bist der böse Wolf. Alles war friedlich, bis du mit dem Ganzen anfingst." Dies zeigt, daß viele Aussteiger von den SF einen schmerzlichen Ausstiegsprozeß erleben (Enroths Kennzeichen 10), oft vom Verlust der Familie, von Freunden und der Arbeit begleitet.

SIND DIE SMITHS FREUNDE EINE "GEFÄHRLICHE SEKTE"?

Wenn man alle sektiererischen Kennzeichen und destruktiven Kriterien, die in der Bewegung praktiziert werden, zusammenlegt, was ich oben zu zeigen versuchte, ist meine Antwort Ja. Ihre Lehrsätze sind eine deutliche Abweichung vom evangelischen Christentum. Wie ich einleitend schrieb, betrachte ich die SF an der Basis als meine Geschwister im Glauben. Die Bewegung ist in dem Sinn "gefährlich", daß die Mitglieder durch ein anderes Evangelium verführt werden und ein Leben in Knechtschaft leben, was viele unnötige Sorge für jene mit sich bringt, die von ihrer christlichen Freiheit Gebrauch machen wollen, um Gott zu dienen (Gal 5,1).

Es war nicht die Aufgabe dieses Kapitels, eine vollständige Übersicht über die Lehre der SF zu bieten. Meine Erfahrungen und meine Kenntnisse ihrer wichtigsten Lehrsätze genügten für mich, um zu entscheiden, daß dies nicht meine geistige Heimat sein konnte. Seit den Neunzigerjahren sind einige Dinge bei der Bewegung in Fluß geraten. Man spricht von Veränderungen und "größeren" Freiheiten.

Unter anderem ist es Frauen nun erlaubt, Hosen zu tragen und das Haar offen zu lassen. Fernsehen ist nicht mehr tabu. Ihre Ansichten über Empfängnisverhütung und Kinderzahl dürften sich auch verändert haben.

Zweifellos werden viele Frauen an den Hohn, das Mobbing und die psychischen Leiden zurückdenken, welche sie in der Schule oder sonst in der Gesellschaft wegen unbilliger Beschränkungen bezüglich Kleidung und Frisur durchmachen mußten, die ihnen von zynischen Leitern auferlegt wurden.

Zweifellos werden viele Familien an ihre liebe Mutter, Schwester oder Tochter zurückdenken, die trotz ernster Warnungen des Gynäkologen, der weibliche Körper könne keine weiteren Geburten mehr bewältigen, im Kindbett starb. Wegen der Ansicht der Leiter bezüglich unzulässiger Begrenzung der Kinderzahl wurden die Warnungen des Arztes ignoriert. Mehrere tragische Fälle mit tödlichem Ausgang konnten sich ereignen, weil die Leiter als Stellvertreter Gottes auftraten und mit grenzenloser Arroganz die "Gemeinde" mit menschlichen Regeln fütterten. Es konnte auch deshalb geschehen, weil das Gewissen der Mitglieder dazu erzogen wurde, herrschsüchtigen Leitern "zu gehorchen und zu leiden", statt daß das Gewissen auf Gott abgestimmt war.

Wie kann man diese neuerworbenen "Freiheiten" erklären? In den letzten 10 Jahren haben Hunderte von Menschen die Sekte wegen innerer Spaltungen verlassen. Zum ersten Mal in ihrer fast hundertjährigen Geschichte erbebte die Bewegung in den Fundamenten. Als Ablenkungsmanöver wurde eine sogenannte "Erweckung" in Gang gesetzt, die zu einer weiteren Polarisierung unter den Freunden führte.

Aber wie gelingt es diesen machtgierigen Leitern, die Macht über die Mehrheit der Mitglieder zu behalten? Wenn die Glaubwürdigkeit und Autorität machtgieriger Leiter auf dem Spiel steht, was man auch immer wieder in autoritären politischen Organisationen feststellen kann, dann wird oft die Taktik angewendet, die Aufmerksamkeit von den wirklichen. Problemen abzulenken.

In Kürze möchte ich hier vorgreifen und auf die Theorie der kognitiven Dissonanz von Leon Festinger hinweisen. Diese Theorie erklärt das Phänomen von Veränderungen, wie wir sie z.B. zur Zeit bei den SF sehen.

Nach einer fehlgeschlagenen Strategie, nach Unruhen oder unerfüllten Versprechungen geschehen laut Festinger oft drei Dinge:

1. "Flexible Standpunkte". Eine Revision der Standpunkte, z.B. der Ansicht über Frisur, Kleidung, Fernsehen usw.

2. "Verschiedene Aktionen werden in Gang gesetzt". Diese können aus organisatorischen Änderungen bestehen, die eingeführt werden sollen. Z.B. daß es nicht mehr tabu ist, Psychologen oder Psychiater aufzusuchen oder an einer Universität zu studieren. Um die Aufmerksamkeit von internen Problemen abzulenken, kann man eine große Erweckung in Gang setzen oder heftige Angriffe auf "äußere Feinde" unternehmen.

3. "Einführung einer neuen Hoffnung." Trotz der Probleme der letzten Jahre haben wir immer noch die "Gemeinde" und die "Brüder". Kennst du etwas Besseres als die "Gemeinde"?

Dies ist selbstverständlich nur einer der möglichen Schlüssel zum Überleben der "Gemeinde", die J.O. Smiths aus eigenem Verständnis und nach einigen ausgewählten Schriftstellen der Bibel, prächtigen Visionen über die "Gemeinde" und großer Unzufriedenheit mit den anderen Christen gegründet hatte. So lange sie indoktriniert sind, die Leiter seien Gottes Stellvertrete, haben sie keinen anderen Platz, wohin sie gehen können. Sie haben alles in die "Gemeinde" investiert. Die "Gemeinde" zu verlassen würde mentalen und gefühlsmäßigen Konkurs bedeuten und vielleicht für einige den Tod. Wegen der Macht und Manipulation der Leiter sind die Mitglieder der SF nicht dazu ausgerüstet, in einer unsicheren Welt bestehen zu können. Die "Gemeinde" ist ihr Leben.

Es bleibt mir ein Klumpen im Halse stecken, wenn ich an die vielen aufrichtigen gottesfürchtigen Menschen denke, die ich bei den SF kennengelernt habe. Es ist schrecklich, daran zu denken, was die gewöhnlichen Leute an der Basis deswegen leiden müssen, weil einige herrschsüchtig Leiter eine falsches Evangelium verkünden und nicht von ihrer selbsterrichteten Macht Abschied nehmen wollen. Wenn die Leiter demütig ihre theologischen Fehltritte zugäben und sich dem Zentrum des evangelischen Christentums näherten, wäre der Weg zur christlichen Freiheit kurz.

Ob die erwähnten Veränderungen zu einer theologischen Abrechnung mit den abweichenden biblischen Lehrsätzen und zu wirklicher Freiheit für die versklavten SF führen werden, bleibt abzuwarten.

Diese Seite wurde am 24.4.2000 auf den neuesten Stand gebracht.
Übersetzung: Friedrich Griess