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21.10.04 : 12:30

Sektenkennzeichen

Bist du unsicher, ob eine Glaubensgemeinschaft eine Sekte oder eine gesunde Gemeinde ist? Mit dieser Liste kannst du es überprüfen.

Von Alf Gjøsund

Viele weigern sich, für eine Gruppe oder Glaubensgemeinschaft das Wort "Sekte" zu verwenden. Eine der Ursachen dafür kann sein, daß das Wort leicht zu mißbrauchen ist. Heute bedeutet das Wort in erster Linie eine Glaubensgemeinschaft oder eine Gruppe mit bestimmten ungesunden Zügen in Lehre und Praxis. Die nachfolgende Liste stammt vom Norwegischen Roten Kreuz, aber entspricht kürzeren oder längeren Listen vieler Experten

1. Die Sekte hat die Wahrheit

Die Sekte ist einzigartig bezüglich einzelner Lehrsätze mit entscheidender Bedeutung. In Sekten mit christlichen Wurzeln bedeutet das, daß die Sekte keine anderen Kirchengemeinschaften als wahre Christen anerkennt. Sie steht deshalb außerhalb von ökumenischen Zusammenhängen, gemeinsamen Aktionen und dgl.

2. Der Sektenleiter hat die Macht

Die Sekte ist so organisiert (oder funktioniert unorganisiert so), daß eine Person oder einige wenige Personen an der Spitze alle Befugnisse haben. Eine wichtige "Tugend" in solchen Sekten ist der Gehorsam und die Loyalität gegenüber der Leitung. Debatten über Entscheidungen werden nicht akzeptiert.

3. Feindbilder

In Sekten sagt man sehr viel Negatives über jene außerhalb. Diese werden oft karikiert und so dargestellt, als ob sie weniger wahrheitssuchend wären und einen niedrigeren moralischen Standard hätten. Beweise erhält man dadurch, daß man auf Beispiele seines eigenen hohen moralischen Standards hinweist, z.B. auf einen Kleidungsstil oder andere Details.

4. Bruch mit der Vergangenheit

Wenn man Mitglied einer Sekte wird, dann bekommt man eine neue Identität. Freunde und Verwandte aus der Zeit vor der Sekte werden weniger wichtig und oft ignoriert.

5. Die Sekte übernimmt die totale soziale Kontrolle

Zeit, Geld und wichtige Informationen über dich selbst werden von der Sekte kontrolliert. Einiges kann organisiert erfolgen, für andere Dinge sorgt die Selbstjustiz der Gruppe. Das Milieu ist relativ isoliert.

6. Die Sekte erhält einen inneren Feind am Leben

Dieser Feind wird als Sünde oder Drang zum Aufruhr bei den Mitgliedern identifiziert. Er darf nicht mit dem klassischen christlichen Sündenbegriff verwechselt werden, der das Verhältnis des Menschen zu Gott betrifft. Hier sprechen wir von "Sünde" zwischen dem Menschen und der Sekte.

7. Der Zweck heiligt die Mittel

Wenn das Ergebnis einer Handlung für die Sekte nützlich ist, dann ist die Ethik nicht so wichtig. Positives über die Sekte zu sagen ist z.B. wichtiger als die Wahrheit über die Sekte zu sagen.

8. Die Sekte hat eine eigene Sprache

Die Sektenmitglieder können die ihren an der Sprache identifizieren, besonders dann, wenn es sich um ein religiöses Thema handelt. Religiöse Ausdrücke haben in der Sekte ihre eigene Bedeutung und Außenstehende können Reden anhören, ohne zu verstehen, worüber eigentlich gesprochen wird.

9. Information wird geheimgehalten0

Du wirst nicht sofort in alle Lehrsätze der Sekte eingeweiht. Einige "Bücher" sind für Außenstehende berechnet, andere sind den "Eingeweihten" vorbehalten. Die Leitung fühlt sich nicht verpflichtet, über Beschlüsse und wirtschaftliche Dispositionen zu orientieren.

10. Dem Verlassen der Sekte wird mit Sanktionen begegnet

Du kannst zu den Sektenmitgliedern kein gutes Verhältnis haben, wenn du sie verlassen hast. Im besten Fall wirst du uninteressant, im schlimmsten Fall ein Feind, mit dem die Mitglieder nichts zu tun haben wollen.

Ein gemeinsamer Nenner dieser Kennzeichen ist Macht, Kontrolle und Mangel an Freiheit und Offenheit. Als Folge dieser Faktoren haben die Sektenmitglieder oft gleichartigen Lebensstil und ebensolche Einstellungen, aber weit seltener eine starke persönliche Überzeugung, die sich daraus ergibt, Argumente und Gegenargumente auf freier Grundlage zu beurteilen. Typische Sektenopfer sind Menschen mit niedriger Ausbildung, und Sektenmitglieder können davor gewarnt werden, eine höhere Ausbildung anzustreben, besonders in den humanistischen Fächern.