Dr. Paul R. Martin: Cult - Proofing Your Kids
(Wie macht man seine Kinder gegen Kulte widerstandsfähig ?)
Zondervan Publishing House, Grand Rapids, Michigan, 1993
ISBN 0-310-53761-4.

Einleitung

Als Richard und Joyce Turner ihren Sohn Michael an ein christliches College sandten, war er strahlend, hübsch und talentiert. Er verbrachte oft seinen Sommer in Lagern oder an fortschrittlichen Schulen oder er machte Reisen in die Ferne. Ein solches vom College gesponsertes Sommerprogramm führte ihn nach Chicago. Hier wurde er in einen Kult hineingelockt - die Chicagoer Filiale der Boston Church of Christ. Zu dieser Zeit dachte Michael: "Meine spirituelle Suche ist vorüber. Ich habe Gott gefunden."

Kurz nachdem Michael von seiner Reise nach Chicago heimgekehrt war, merkte seine Mutter, daß er sich verändert hatte. Während er normalerweise ein liebevoller, empfindsamer und Spaß liebender junger Mann gewesen war, war Mike nun ernster und beurteilte häufig andere. Außerdem verlor er die Beziehung zu seinem Vater. Sein Leben schien nicht mehr sein eigenes zu sein.

In den nächsten eineinhalb Jahren kämpften Joyce und Richard darum, ihre Familie zusammenzuhalten. Sie fragten: "Wer waren diese Leute, die einen solchen Einfluß auf Michael hatten? Ist ihre Kirche ein Kult? Wie können wir es herausfinden?" Joyce, eine Bibliothekarin an einem christlichen College, war in jeder Weise frustriert. Sie fand zu ihrem Schrecken, daß nur zwei Bibliotheken in den Vereinigten Staaten ein Exemplar von Steven Hassan's Combatting Cult Mind Control besaßen, vielleicht das entscheidende Buch über die psychologischen Aspekte des Kultproblems. "Als Bibliothekarin", sagte sie zu mir, "weiß ich nun, daß Information über Kulte schrecklich rar ist."

Als sie schließlich einige Bücher fand und las, wußte sie, daß es ein Problem gab. Mike hatte alle Anzeichen einer Person, die unter dem Einfluß eines destruktiven Kults stand. Er war zu viel der Zeit überernst, sein Sinn für Humor war eingeschränkt, er hatte sich seinem Vater entfremdet und seine Berufs- und Lebenspläne waren drastisch verändert.

Einige Kollegen an ihrem College, prominente Christen, tadelten Joyce, daß sie versuchte, sich in das Leben ihres Sohnes einzumischen. Ihre Begründung war: "Es ist sein Leben und wir sehen nichts besonders Falsches an dieser Gruppe". Sie wußten wenig.

Obwohl Michael zu einem anderen College hinübergewechselt war, so daß er seiner neugefundenen Gruppe näher sein konnte, hörten Richard und Joyce mit ihrer Suche nach Verstehen nicht auf. In Mikes ehemaligem College fanden sie einen Professor, der etwas über die Bewegung wußte, der ihr Sohn beigetreten war. Professor Green erwies sich sofort als hilfreich, indem er einfach zuhörte und die Besorgnisse von Richard und Joyce teilte.

Zunächst rief Joyce eine Organisation an, die Informationen über Kulte bot. Glücklicherweise hatten sie von der Gruppe gehört, in der Mike war, und sie boten an, ihr über diese Gruppe Informationen zu senden. Sie gaben ihr einige Ratschläge, wie sie und Richard an Michael herankommen konnten, ohne zu extremen Maßnahmen des Deprogramming Zuflucht zu nehmen - dem ungesetzlichen Festhalten einer widerwilligen Person, während andere mit der Absicht Informationen vorstellten, die Person zum Austritt aus dem Kult zu veranlassen.

Mit Unterstützung durch einen geübten Fachmann setzten Richard und Joyce sich hin und teilten mit Michael ihre Furcht, ihre Besorgnisse und all die Informationen, die sie über seine Kirche gelernt hatten.

Zuerst rebellierte Michael: "Ich kümmere mich nicht darum, was sie sagen", dachte er. "Ich werde die Gruppe nicht verlassen. Ich bin sicher, daß das Material, das sie mir mitteilen, falsch ist. Meine Eltern sind wahrscheinlich Agenten Satans."

Nur schrittweise begann Michael die Wahrheit darin zu sehen, was seine Eltern und der Berater sagten. Er begann zu sehen, daß praktisch alle Aspekte seines Lebens durch die Gruppe kontrolliert wurden. Freizeit, Arten der Unterhaltung, Verabredungen, Stunden, die dem Gebet gewidmet waren, Bibelstudium, Evangelisierung, Versammlungen der Kirche - alles wurde durch die Kirchenleitung gesteuert. Außerdem erkannte er, daß er nicht mehr die Unterdrückung durch die Boston-Bewegung von negativer Information über sich selbst rechtfertigen konnte. Nun wurde es ihm klar, daß er, wenn er bliebe, etwas unterstützen würde, was falsch war. Darauf verließ Michael den Kult. Viele Probleme waren jedoch noch ungelöst, und es dauerte Wochen von intensiver täglicher Beratung, diese Probleme lösen zu helfen.

Viele andere Familien könnten ähnliche Geschichten über Traumata erzählen, die von Kultverwicklung herrühren. Daher schreibe ich dieses Buch für alle Eltern und Kinder, die gelitten haben, die oft große Mengen von Zeit, Energie und Geld investiert haben, bevor sie Hilfe fanden. Und ich schreibe dieses Buch als eine Warnung für jene Eltern, die noch nicht den Schrecken des Verlustes eines Sohnes oder einer Tochter an einen Kult mitgemacht haben. Ich möchte mitteilen, was ich gelernt und erfahren habe, und ich möchte mitteilen, was ich von anderen wie Richard und Joyce gelernt habe. Der Zweck von Cult Proofing Your Kids ist es, einige Ratschläge anzubieten und einige konstruktive Schritte vorzustellen, um Sie und Ihre Familie gegen den destruktiven Einfluß von Kulten immun zu machen.