Dr. Paul R. Martin: Cult - Proofing Your Kids
(Wie macht man seine Kinder gegen Kulte widerstandsfähig ?)
Zondervan Publishing House, Grand Rapids, Michigan, 1993
ISBN 0-310-53761-4.

Kapitel 4: Mythen der Kultzugeh–rigkeit

Während mehr als sieben Jahren war Jennifer eine erfolgreiche Missionarin einer wohlgeachteten Missionsorganisation. Noch immer eine gläubige Dienerin des Wortes Gottes, kehrte sie in die Vereinigten Staaten zurück und trat einer Kirche bei, die eine gute evangelikale Kirche zu sein schien. Nach und nach gerieten sie und die übrigen Kirchenmitglieder unter den Bann ihres dynamischen Pastors. Nach einiger Zeit begann sie, Dinge zu glauben und zu praktizieren, die ihr früher moralisch undenkbar erschienen wären. Obwohl sie behauptete, glücklich zu sein, war sie innerlich von Angst, Schuldbewußtsein und Furcht erfüllt. Kein Zureden konnte sie davon überzeugen, daß auch ihre Gruppe Fehler beging. Es bedurfte für sie buchstäblich eines Wunders, um die Fehler der verzerrten Lehre ihrer Kirche über Beziehungen und spirituelles Wachstum zu sehen. Obwohl es ihr nun viel besser geht, befindet sie sich nun in ihrem zweiten Jahr der Therapie mit einem (christlichen) Berater. Es wird vermutlich einige weitere Zeit benötigen, um zu analysieren, was diese sogenannte "Kirche" ihr und anderen Mitgliedern dieser Kongregation angetan hatte.

Randy, College-Student an einer größeren Universität des Mittelwestens und ein wahrhaft bekehrter Christ, suchte eine Gemeinschaft, die "für den Herrn begeistert" war. Als er die "perfekte Kirche" gefunden hatte, war er sehr glücklich und zufrieden. Dann entstanden Probleme. Randy verliebte sich in eine der Frauen in dieser Kirche. Es gab nur ein Problem -- seine Kirche verbot Treffen. Bevor Randy dies wußte, wurden seine gelegentlichen und vorsichtigen Treffen mit diesem Mädchen als "Ungehorsam und Zwietracht" gesehen. Randy wurde exkommuniziert. Die Erfahrung war für ihn so niederschmetternd, daß sein Leben nicht mehr dasselbe war. Randy respektierte die Ältesten und daher akzeptierte er, daß der Vorwurf der Zwietracht und eines sündhaften Herzen stimmten. Obwohl er versuchte, Buße zu tun, konnte er doch offenbar die Ältesten nie zufriedenstellen. Randy blieb für etwa 10 Jahre ein Ausgestoßener und glaubte sogar, er sei von Gott selbst ausgestoßen. Jeder Versuch, zu arbeiten oder wieder zur Schule zu gehen, war von kurzer Lebensdauer. Er wurde von Gefühlen der Ablehnung gequält. Verzweifelt suchten seine Eltern nach aller Art von Hilfe. Sogar einige der besten Psychiater des Landes fanden es schwierig, den entstandenen Schaden wieder gutzumachen. Noch als ein Mann mittleren Alters kämpfte Randy mit Verwirrung, Verzweiflung, beruflicher Unsicherheit und Schwierigkeiten bei Treffen mit Frauen.

Michael war der Sohn eines Predigers und wuchs in einer guten evangelikalen Familie auf. Er besuchte eine christliche höhere Schule und ein College. Gut angepaßt, fröhlich und voll Tatendrang, hatte er eine tiefe Sehnsucht, Gott zu kennen und ihm mit vollem Einsatz zu dienen. Er trat einer Gruppe bei, die versprach, die Welt in einer einzigen Generation für Christus zu gewinnen. Michael wurde Leiter in der Gruppe, sah jedoch langsam die Entwicklung persönlicher Scheinheiligkeit und eines elitären Geistes beim nationalen Leiter. Methoden wurden wichtiger als die Botschaft. Irgendwie konnte Michael nie genug leisten. Währende er in der Gruppe war, verbrachte er oft achtzehn Stunden täglich mit Bibelstudium, Evangelisierung, Lehren und Beraten, konnte aber nicht die schleichenden Zweifel bezwingen, einen "lauen Geist" oder das Gefühl zu haben, sich "nicht ganz für den Herrn eingesetzt zu haben". Er verließ schließlich die Gruppe, nahm aber einen guten Teil der Mentalität der Gruppe mit sich. Er brauchte Jahre, seine Schuldgefühle darüber abzulegen, daß er einen weniger radikalen Lebensstil lebte und sich nicht bemühte, die Welt zu jeder Minute des Tages zu erreichen. Er konnte Hilfe - fachliche Hilfe - benützt haben, aber er wußte nicht, daß er sie brauchte. Er hätte sie vielleicht zurückgewiesen, wenn man sie ihm angeboten hätte. Seine plötzliche Heilung hatte zwei Ursachen: 1) das Gespräch mit anderen Leuten, die ebenfalls in solchen Gruppen enttäuscht wurden und sie verlassen hatten - aber ihr Leben ging weiter, und 2) die Wiederentdeckung der Frohbotschaft von Gottes bedingungsloser Gnade.

Überraschenderweise zeigten Jennifer, Randy und Michael dieselben Erscheinungen von Enttäuschung, Depression, Verwirrung und Verzweiflung, wie viele junge Leute, die einmal von den wohlbekannten Gruppen wie Mormonen, Vereinigungskirche ("Moonies") oder The Way International vereinnahmt wurden. Aber wie konnte das geschehen? Alle diese drei Personen waren bekennende Christen und alle waren sie in sogenannte christliche Gruppen involviert. Unglücklicherweise gibt es einfach zu viele Fälle wie diese, die viele Pastoren, Berater und ich als konzessionierter Psychologe gesehen haben. Die Probleme können einfach nicht ignoriert werden. In meinem eigenen Fall brauchte ich jedoch lange, mich den Problemen zu stellen und sie zu erkennen, weil ich, wie viele andere, einige fehlerhafte Annahmen bezüglich des Kultphänomens traf. Diese fehlerhaften Annahmen erzeugten in mir eine Neigung, zu verleugnen, daß dadurch Leute geschädigt würden. Es sind diese weithin akzeptierten Mythen, betreffend das Kultphänomen, die ich im Rest dieses Artikels herausarbeiten möchte.

Mythos #1

Ehemalige Kultmitglieder haben keine psychologischen Probleme. Ihre Probleme sind ausschließlich spirituell.

In vieler Hinsicht ist Mythos #1 eine Variation des Irrtums, der vom "Gesundheits- und Reichtums"- Evangelium begangen wird (d.h. wenn du gehorchst und ein guter Verwalter bist, dann wird Gott veranlassen, daß es dir materiell, physisch und emotionell wohlergeht). Man nimmt daher an, daß die Probleme durch Ungehorsam, schwachen Glauben und /oder Mangel an Gewissenhaftigkeit verursacht werden. Daher nehmen ehemalige Kultmitglieder an, daß ihre Schwierigkeiten auf ihr spirituelles Versagen zurückzuführen sind. Erstens einmal ist Mythos #1 einfach nicht wahr. Als Ergebnis ausführlicher Forschung mit etwa 3000 ehemaligen Kultmitgliedern beobachtete Dr. Margaret Singer signifikante Fälle von Depression, Einsamkeit, Angst, schwachem Selbstwertgefühl, übermäßiger Abhängigkeit, Verwirrung, Unfähigkeit zu Konzentration, somatischen Beschwerden und bisweilen Psychosen [1]. Außer Singers maßgeblicher Forschung gibt es viele Artikel und Bücher, welche die psychologischen Leiden ehemaliger Kultmitglieder beschreiben. (Auf viele dieser Ergebnisse wird später in diesem Bericht genauer eingegangen). Lori (eine junge Frau, die ich behandelte, nachdem sie eine abweichende Kirchengruppe verlassen hatte), stellt ein typisches Beispiel der übergroßen Abhängigkeit und Unsicherheit einer ehemaligen Kultangehörigen dar. Sie fragte mich: "Ist es in Ordnung, wenn ich mir kaltes Müsli zum Frühstück nehme?" "Darf ich Radio hören?" Es war , als ob Lori ein kleines Kind wäre, das für jede ihrer Bewegungen Erlaubnis und Führung benötige. Ihre Reaktion auf die Erlaubnis, kaltes Müsli zum Frühstück zu essen und Radio zu hören, schien sie fast mehr zu erfreuen als das Staunen und die Begeisterung kleiner Kinder am Weihnachtsmorgen. Debbie, eine andere ehemalige Kultangehörige, ist ein typisches Beispiel für Depressionen. Das Verlassen ihrer sportlich orientierten Gruppe war wie ein Tod für ihre Seele. Die beiden wertvollsten Dinge ihres Lebens waren weg -- die Gruppe und ihr sportliches Betätigungsfeld. Ihr Verlust war in ihrem ausdruckslosen Gesicht klar sichtbar. Ihr Leben war in diesem Punkt nur mehr eine Frage des Gehens durch die Bewegungen des Lebens (?). Nach und nach begann Debbie zu verstehen, daß Sportler nicht "sündhaft" waren. Je mehr sie die Möglichkeit eines Lebens nach dem Kult sah, desto mehr Leben kehrte in ihre Seele zurück und begann aus ihrem Gesicht zu strahlen. Es war jedoch nicht leicht, Debbie zu helfen., da sie sich wie ein verwundetes Tier verhielt - ängstlich, wenn ihr jemand zu nahe kam. Es bedurfte eine Menge liebevoller Zuwendung, daß sie wieder Vertrauen schöpfte.

Auch medizinische Gesundheitsfachleute propagieren den ersten Teil von Mythos #1. Dr. Saul Levine, Abteilungsleiter der Psychiatrie im Sunnybrook Medical Center in Toronto, billigt zwar Kultmitgliedschaft nicht, versichert aber, die Erfahrung könne "therapeutisch" sein und "eine beruhigende Mehrheit sei nicht geschädigt worden". Obwohl ich die Genauigkeit seiner Forschungsergebnisse nicht völlig anzweifle, habe ich Bedenken, ob er sein Material nach dem Horror von Jonestown schrieb. Er erwähnt nicht die unzähligen Berichte über das Leid tausender ehemaliger Kultmitglieder. Ein großer Teil des Unterschieds zwischen Levines Ergebnissen und denen solcher Forscher, die Probleme bei ehemaligen Kultmitgliedern anerkennen, könnte der untersuchten Population zuzuschreiben sein. Levine studierte Leute, die im allgemeinen nur kurze Zeit in Gruppen waren und die sich freiwillig interviewen ließen. Es ist zweifelhaft, ob einige Mitglieder "utopischer" Kulte freiwillig mit einem Psychiater sprechen würden, wenn sie wirklich Zweifel an der Gruppe hätten. Die Furcht und Scham der Mitglieder sowie das Mißtrauen gegenüber dem Beruf des Psychiaters wäre vielleicht zu groß. Außerdem gab Levine zu, daß sogar sein Sample von Kultanhängern nach der Heimkehr "in den ersten Monaten schwere gefühlsmäßige Umbrüche" durchmachte [3].

Forscher, die über Probleme berichten, haben sich normalerweise mit Leuten beschäftigt, die entweder selbst den Kult verlassen haben oder die zum Ausstieg beraten wurden, und die helfen wollen. Für diese waren die Probleme real und die Verletzung offensichtlich. Die Forscher haben sich jedoch nicht über die Frage der verschiedenen Grade der in diesen Gruppen induzierten Pathologie geeinigt. Sie haben auch nicht gezeigt, wer durch die Teilnahme an einem Kult schädlich betroffen wird. Levine behauptet auch, daß der "Schaden" bei Teilnahme an einem Kult durch den traumatischen sogenannten "Deprogramming"-Prozeß selbst hervorgerufen wird. In meiner eigenen Forschung mit ehemaligen Kultmitgliedern fand ich jedoch keinen statistischen Unterschied zwischen denen, die unfreiwillig aus Kulten entfernt wurden, und jenen, die freiwillig ausstiegen. Tatsächlich waren im Durchschnitt bei den freiwilligen Aussteigern die klinischen Fälle häufiger.

Es ist wahr, daß Kultangehörige zusätzlich zu emotionalen Störungen auch spirituelle Probleme erfahren können. Diese spirituellen Probleme haben jedoch den Ursprung in der Lehre der Gruppe und nicht notwendigerweise in der inneren Gottesbeziehung des Einzelnen. Nach meiner Erfahrung sind fast alle ehemaligen Mitglieder religiöser Kulte oder extremistischer Sekten (biblisch oder nicht) bezüglich solcher Dinge wie die Gnade Gottes, die Natur Gottes, die Unterwerfung unter die Autorität und die Selbstverleugnung verwirrt. Es ist überraschend, daß Gruppen mit sehr unterschiedlichen Lehrstandpunkten - von den Hare Krishnas bis zu den Zeugen Jehovas - Gottes Gnade und Charakter gleichartig verzerren.

Mythos #2

Ehemalige Kultmitglieder haben psychologische Störungen, aber diese Leute kamen eindeutig von nichtchristlichen Kulten

Mythos #2 sagt tatsächlich zwei Dinge. Erstens könnte er aussagen, es gäbe nur nichtchristliche Kulte. Zweitens könnte er aussagen, daß wahre Christen niemals psychologische Probleme hätten. Im Gegensatz zur ersten Annahme zeigen sowohl meine persönliche Erfahrung als auch bedeutende Forschungen durch andere, daß es christliche Gruppen mit kultischer Natur gibt. Weiters bestätigen viele wohlbekannte christliche Theologen und Psychologen im Gegensatz zur zweiten Annahme, daß wahre Christen psychologisch leiden. Zum Beispiel schrieb der verstorbene Dr. Francis A. Schaeffer:

Seien wir uns darüber klar. Alle Menschen seit dem Sündenfall haben irgendwelche psychologischen Probleme. Es ist völliger Unsinn, ein Romantizismus, der nichts mit biblischem Christentum zu tun hat, zu sagen, ein Christ habe niemals ein psychologisches Problem. Alle Menschen haben psychologische Probleme. Sie unterscheiden sich im Maß und sie unterscheiden sich in der Art, aber seit dem Sündenfall haben alle Menschen mehr oder weniger psychologische Probleme. Und sich auch damit zu beschäftigen ist Teil unseres gegenwärtigen Verständnisses der Bibel und des vollendeten Werkes Christi am Kreuz von Calvaria. Wer kann genau wissen, was er über sich selbst weiß, wie der Mensch nun einmal ist? Dies ist sogar in unseren besten Augenblicken wahr, und es ist unzweifelhaft wahr, wenn psychologische Probleme und Stürme über uns hereinbrechen, wie sie sicher über alle Menschen hereinbrechen werden, auch über Christen. [5]

Unter diesen Umständen verschlimmern mißbrauchende christliche Gruppen häufig schon vorher vorhandene psychologische Störungen, die von der Persönlichkeit, der Familie, dem Beruf usw. des Einzelnen abhängig sind, oder erzeugen auch solche Störungen, wo sie noch nicht vorhanden sind. Eine Anzahl neuerer Studien hat gezeigt, daß psychologische Störungen bei Mitgliedern sowohl in biblisch orientierten (und sogar rechtgläubigen) Gruppen als auch in nicht biblisch orientierten Gruppen vorkommen. Tatsächlich sind die psychologischen Probleme ähnlich. Flavil R. Yeakley Jr. berichtet, eine bestimmte Type von gruppeninduzierter Persönlichkeitsstörung trage zu Schuldgefühlen, niedrigem Selbstwertgefühl, Frustration, Depression, ernsten emotionellen Problemen, übermäßiger Abhängigkeit und irrationalem Verhalten in einer Anzahl von wohlbekannten religiösen Organisationen bei [7]. Von den Gruppen, die er untersuchte, zeigten die folgenden objektiv gemessene Zeichen von Persönlichkeitsverzerrung an: Boston Church of Christ, Church of Scientology, Hare Krishna, Maranatha Campus Ministries, Children of God (jetzt: Family of Love), Unification Church und The Way International. Nun sind Maranatha und die Boston Church of Christ eindeutig biblische Gruppen. Maranatha ist eine rechtgläubige, fundamentalistische und charismatische Sekte, die zeitweise u.a. wegen autoritärer Exzesse kritisiert wurde. Ebenso sind die Boston Church of Christ und ihre vielen studentischen Schwesterkirchen überall in den USA gehörig wegen exzessivem Autoritarismus und zwanghafter Überredungstechniken kritisiert worden. In beiden Gruppen gibt es offensichtlich "wiedergeborene" Mitglieder. Bei diesen Ergebnissen ist jedoch alarmierend, daß eindeutig christliche Gruppen potentiell sehr ähnliche psychologische Schäden hervorrufen wie nicht bibelorientierte Gruppen. Bei allen diesen Gruppen fand man, daß ihre Mitglieder in eine zusammengesetzte Persönlichkeit umgeformt worden waren, die Beurteilen und Extrovertiertheit mit einschloß. Beurteilende Menschen beziehen sich auf die Welt entweder durch sehr objektives und analytisches Verhalten (indem sie sich mehr auf kritisches Denken verlassen) oder durch einen eher subjektiven Prozeß der Entscheidung darüber, was wertvoll und was nicht wertvoll ist (auf gefühlsmäßiger Basis). Extrovertierte sind eher nach außen gerichtet und leiten ihre Vitalität durch Zusammenschluß mit anderen ab. Aber nicht alle Leute sind von Natur aus extrovertiert oder beurteilende Persönlichkeiten. Einige Menschen sind von Natur aus introvertiert und Empfindungsmenschen. Introvertierte sind in erster Linie eher nachdenklich und neigen dazu, ihre Vitalität aus ihrem eigenen Inneren abzuleiten. Empfindungsmenschen sind solche, die sich auf die Welt eher durch Gefühle und Intuition beziehen. Sinnesmenschen sind eher körperlich orientiert, praktisch und detailbewußt. Intuitive Menschen sehen die Welt hauptsächlich durch Erinnerung und Assoziationen. Sie nehmen ein Bild in sich auf und mögen Details übersehen. Im Gegensatz zu Beurteilern neigen Gefühlsmenschen dazu, die Welt in einer eher beschreibenden Form zu sehen, während die Beurteilenden dazu neigen, auf Grund ihrer Beobachtungen Schlußfolgerungen zu ziehen. Es kann sowohl introvertierte Beurteiler als auch extrovertierte Gefühlsmenschen geben. Alle Leute besitzen alle die genannten Fähigkeiten und können sich von Zeit zu Zeit von Extrovertiertheit zu Introvertiertheit ändern. Die Persönlichkeitstype zu ändern bedeutet, dem Unheil in Form von Neurosen und anderen emotionellen Problemen die Türen zu öffnen. Yeakley untersuchte auch Mitglieder des Hauptstroms der Kirchen des Christ-Bekenntnisses (nicht in Verbindung mit der Hirten/Jünger-Bewegung) und Mitglieder der katholischen Kirche, der Baptisten, Lutheraner, Methodisten und Presbyterianer. In diesen Gruppen fand er keine Anzeichen von gruppeninduzierter Persönlichkeitsverzerrung, die zu psychologischen Störungen führen würde. Traurigerweise ist Rechtgläubigkeit für sich, wie sie gewöhnlich verstanden wird, keine Garantie dafür, daß innerhalb des Rahmens einer christlichen Lehre keine Schäden auftreten werden. Meine eigene Forschung (mit mehreren hundert ehemaligen Kultmitgliedern und mit 50 davon auf einer intensiven Basis von insgesamt 2000 Stunden) ergibt, daß die Schwere der Probleme, unter denen jene in den extremistischen evangelikalen Sekten leiden, gleich oder größer sein kann als die jener in wohlbekannten Gruppen wie ISKCON, Church of Scientology, Moonies, Divine Light Mission oder The Way.[8]

Mythos #3

Sowohl christliche als auch nichtchristliche Gruppen können Probleme hervorrufen, aber die Leute müssen schon zuvor psychologische Veranlagungen gehabt haben, die zum Vorschein gekommen wären, unabhängig davon, welcher Gruppe sie sich angeschlossen haben.

Ich entdecke diesen Mythos regelmäßig unter meinen christlichen Psychologenkollegen und unter meinen weltlichen Kollegen. Ich habe den Verdacht, daß dieser Mythos den Status einer Fast-Unsterblichkeit erreichen wird. Offenbar kann keine Menge gegensätzlicher Beweise einige davon überzeugen, daß "normale" Leute da hineingeraten können. Manchmal hilft es, wenn ich meine Kollegen an Nazideutschland erinnere, diesen Mythos aus ihrem Denken zu verbannen. Ich frage: "Litten alle Deutschen unter individueller Pathologie, die sie für die Nazi-Religion anfällig machte?" Oder ich frage: "Wie ist es mit dem Iran und dem Ayatollah? Sind alle seine Anhänger verrückte, kranke Leute, oder waren sie einigermaßen normale Leute, die verrückt und krank wurden, weil sie ihm folgten?" Es gibt mehr als nur einige Illustrationen aus der Geschichte, um den Irrtum des Mythos #3 zu unterstreichen. Meine eigene klinische Forschung zeigt gemeinsam mit einer Anzahl anderer Studien, daß nicht alle Kultmitglieder vorher psychologische Probleme hatten. Tatsächlich liegt der Anteil derer, die vorher Probleme hatten (etwa 1/3) nur wenig über dem der allgemeinen Bevölkerung (etwa 1/4). Levine, Singer, Maron, Clark, Goldberg & Goldberg haben alle in eigenen Studien gezeigt, daß Familie oder vorher existierende psychologische Faktoren nicht notwendigerweise vorherbestimmen, wer in einem Kult landen werde [9]. Und natürlich würden ihre Ergebnisse betreffend die Frage, wer 12 Gruppen beitritt, mit der Dynamik großer gesellschaftlicher Bewegungen wie den Nazis, fanatischen Muslimen oder dem Kommunismus übereinstimmen. Einfach ausgedrückt erklärt individuelle Psychopathologie nicht hinreichend die Erscheinung von großen fanatischen Massenbewegungen. Es gibt jedoch einige Variable, die voraussagen, wer einem Kult oder einer kultähnlichen Gruppe beitreten wird. Zum Beispiel haben Singer, Maron und eine Anzahl anderer Forscher einige dieser Faktoren aufgezählt: 1) ein anstrengendes Ereignis innerhalb des letzten Jahres. 2) eine Übergangsphase im Leben, d.h. a. zwischen Familie und Unabhängigkeit b. zwischen Schule und Beruf c. zwischen Partnerschaftsbeziehungen; 3) eine Sehnsucht nach Gemeinschaft und fürsorglichen Freunden; 4) das Bestreben, einer großen Sache zu dienen und Teil einer Bewegung zu sein, welche die Gesellschaft ändern wird. Nun kann das Kultleben für Leute mit vorher existierenden Problemen sehr gefährlich sein. Zumindest in diesem Punkt scheinen die meisten Forscher im Wesentlichen einig zu sein. Denn für jene mit vorher existierenden emotionellen Problemen kann Kultzugehörigkeit Dissoziation, Unfähigkeit zu denken und sich zu konzentrieren, Psychose, Halluzinationen oder extreme Beeinflußbarkeit bedeuten. [10] Jedoch wird die intensive Struktur des Kultlebens oft als Zufluchtsort für emotionell Unstabile angesehen. Das strenge Regime und der strenge Lebensstil, die der Kult vorsieht, kann ihnen die äußeren Strukturen und Steuerungsmechanismen geben, die ihnen inwendig fehlen. Wenn solche Leute einen Kult verlassen, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß sie sofort wieder zum Kultleben zurückkehren. [11] Die Vorhersage für diese Personen ist nur angemessen.

Mythos #4

Es ist möglich, daß normale Leute in christliche oder nichtchristliche Kulte oder Sekten verwickelt werden, aber diese Leute waren ursprünglich wahrscheinlich nicht gläubig. Wären sie wahre Wiedergeborene gewesen, dann wären sie da nicht hineingeraten, und selbst dann hätte sie ihre Verwicklung nicht so negativ beeinflußt.

Mythos #4 ist vielleicht der gefährlichste von allen, weil er die Hilfe für jene verhindert, die wirklich geschädigt sind. Es ist auch ein alter Mythos, aber wurde schon zur Zeit des Alten Testaments in Frage gestellt. Ezechiel warnte davor, daß Gottes Schafe durch böse Hirten mißbraucht werden könnten (Ez 34, 305). Und der heilige Augustinus sagte:

Die Fehler der Schafe sind weitverbreitet. Es gibt sehr wenige gesunde Schafe, wenige sind durch die Nahrung des Glaubens wohlgenährt, und wenige freuen sich über die gute Weide, die Gott ihnen gewährt. Aber die bösen Hirten verschonen solche Schafe nicht. Es genügt nicht, daß sie jene mißachten, die krank und schwach sind, jene, die sich zerstreuen und verloren gehen. Sie versuchen sogar, soweit es in ihrer Macht steht, die starken und gesunden zu töten... Aber was für eine Art von Hirten sind sie, daß sie es nicht nur verabsäumen, die Schafe auf drohende Versuchungen vorzubereiten, sondern ihnen auch weltliches Glück versprechen? Gott selbst machte der Welt keine solchen Versprechungen. Im Gegenteil, Gott sagte Mühsal bis ans Ende der Zeiten voraus. [12]

Es ist also klar, daß Gottes Schafe durch schlechte Hirten geschädigt werden können. Keine offensichtlicheren Beispiele von "bösen Hirten" kann man geben als die Leiter destruktiver Kulte und extremistischer verwirrter religiöser Bewegungen.

Mythos #4 ist für die christliche Gemeinschaft besonders gefährlich, weil er die Tatsache außer Acht läßt, daß eine beträchtliche Menge jener, die in Kulten oder extremistischen Gruppen involviert sind, aus irgend einer Art von Kirchen auf evangelikaler Basis kommen. [13] Weiters zeigen meine persönlichen Beobachtungen, daß von den Kultmitgliedern, mit denen ich gearbeitet habe, etwa 25% aus evangelikalen oder fundamentalistischen Kirchen kamen und über 40% aus großen, eher liberalen protestantischen Konfessionen.

Mythos #5

Christen können in solche abweichende Gruppen verstrickt werden und es geschieht auch. Aber alles, was sie brauchen, ist etwas gute biblische Lehre und eine warme fürsorgliche christliche Gemeinschaft; dann wird es ihnen gut gehen.

In dieser Behauptung liegt sicher eine Menge Wahrheit. Unglücklicherweise sind Halbwahrheiten oft die schlimmste Form von Lüge. Mythos #5 ist aus den folgenden Gründen falsch. Erstens wollen viele Leute, die Kulte verlassen haben, keine biblische Lehre und keine christliche Gemeinschaft. [14] "Ein gebranntes Kind scheut das Feuer:" Zweitens wurde gemäß einem neulich veröffentlichten Artikel von Conway und Siegelman das Bibelstudium nicht einmal als wichtiger Faktor in ihrer Rehabilitation angeführt. In ihrem Bericht betreffend mehr als 300 ehemalige Kultmitglieder entdeckten sie, daß die folgenden Anliegen für die Rehabilitation sehr wichtig sind:

- Liebe und Unterstützung durch Eltern und Familienmitglieder - 64% - Einsicht und Unterstützung durch ehemalige Kultmitglieder - 59% - professionelle mentale Gesundheitsberatung - 14% - Maßnahmen zur Wiedererlangung von verlorenem Geld, Besitz usw. - 9% - wieder zur Schule oder aufs College zu gehen - 25% - einen Job zu finden und eine neue Karriere zu starten - 36% - anderen zu helfen, Kulte zu verlassen oder sich davon zu erholen - 39% - neue Freunde zu finden, die nichts mit Kulten zu tun haben - 50% - von Kulten so weit wie möglich entfernt sein - 29%

Dennoch kehren viele Mitglieder extremistischer christlicher Gruppen oft zu evangelikalen Kirchen zurück, aber sie leiden weiterhin. Diese Mitglieder wollen typischerweise eine Kirche suchen, die jener, welche sie verlassen haben, sehr ähnlich ist. Solche Leute haben ihre frühere Gruppe verlassen, glauben aber noch an viele ihrer Grundsätze. Oft wurden sie durch ihre frühere Gruppe desillusioniert und fanden sich außerstande, die Gebote des Kultes zu befolgen. [16] Für diese ehemaligen Mitglieder kann das Leben ein Albtraum sein - sie haben das Gefühl, sie hätten "den Augapfel Gottes" verlassen, weil sie, mit ihren eigenen Ausdrücken, "zu fleischlich", "zu weltlich" waren, um Schritt zu halten. Für sie hatte die Strenge des kultischen Lebens alle Symptome von Burnout erzeugt - einen Zustand spiritueller, mentaler, emotioneller und physischer Erschöpfung. Ihre Welt wird aber so in theologischen Ausdrücken erklärt, daß sie sich einen solchen Ausdruck wie Burnout nicht einmal vorstellen können. Sie zogen für sich fälschlich die Schlußfolgerung, sie seien nicht spirituell genug, sie hätten versagt und Gott habe sie in irgend einer Weise zurückgewiesen. Unglücklicherweise sehe ich diese Leute nicht oft; gewöhnlich berichten mir Freunde über sie. Diese ehemaligen Kultmitglieder schämen sich zu sehr, zur Kultgruppe zurückzukehren, da sie fürchten, sie würden wieder versagen. Sie glauben weiterhin an die kultische Weltanschauung und lassen sich mit einer örtlichen Kirche ein in der Hoffnung, dort für das Ersatz zu finden, was sie in der Gruppe verloren haben. Diese Leute brauchen Hilfe, und ich vermute, daß es einige Hundertausend von ihnen gibt. Noch andere, welche einen Kult verlassen haben, finden schwer Anschluß an eine andere Gruppe. Sie wollen in eine neue Gruppe, mit Freunden, einer neuen religiösen Organisation oder was auch immer, involviert werden, aber sie beklagen sich oft: "Ich fürchte, daß ich gesteuert werde, daß mir die ganze Zeit gesagt wird, was ich tun soll" oder "Ich weiß nicht, ob ich kirchlichen Leitern wieder vertrauen kann", oder "Ich fürchte mich, mich zu öffnen, aus Angst, wieder zurückgewiesen zu werden." Vielleicht möchte die Mehrzahl dieser ehemaligen Mitglieder ihr christliches Leben fortsetzen, aber sie können nicht mehr Teile der Bibel ohne starke Reaktionen lesen. Verse wie "Wer mir nachfolgen will, muß sich zu allererst selbst verleugnen ..." erzeugen jetzt beim ehemaligen Mitglied starke Reaktionen. Teile der Schriften wie "vergiß, was hinter dir liegt" oder "sei gelehrsam" erzeugen alle Verwirrung und Unwille. Ehemalige Mitglieder von Hirten-Gruppen fragten: "Wo ziehst du die Grenze? Wo ist das Gleichgewicht in all diesen Geboten?" [1] Manchmal, wenn ein ehemaliges Mitglied jemanden sagen hört: "Der Herr würde dies und jenes...", dann kann es mit starken Reaktionen von Widerwillen, Unglauben, Zorn und manchmal sogar Furcht antworten. Zu viele Erinnerungen an Gruppenereignisse und Konflikte, die sich um diese Phrasen entwickelten, lösen negative Reaktionen und Rückblenden aus. Für diese Leute sind evangelikale Gemeinschaften kein Allheilmittel oder perfekter Heilungstrost. Klarerweise wird mehr benötigt. Ein anderes Problem betreffend Mythos #5 ist, daß einige Pastoren und christliche Berater nicht wissen oder dem nicht genügend Beachtung schenken, daß ehemalige Mitglieder von Kulten oder Randkirchen darauf konditioniert waren, bestimmte biblische Gedanken zu stoppen oder zu vertreiben, die den Dogmen der betreffenden Gruppe widersprachen. Für jene, die mit Gedankenstopp-Mechanismen befaßt waren, wurde ein Bibelstudium möglicherweise vernachlässigt oder anstelle eines Clichés, das sie in ihre Gruppe lernten, fallengelassen. Diese Leute würden eine Art von professioneller zwangsfreier "Ausstiegsberatung" benötigen, bevor ein Bibelstudium für sie nützlich wäre. Ebenso können Verse, die mit Zwietracht oder Verleumdungen zu tun haben, und die Furcht, sogar solche Gedanken im Kopf aufrecht zu erhalten, einen Gedankenstopp-Effekt haben, welcher den geschädigten Christen davon abhält, biblische Lehre und Ratschläge zu hören, die sein Bewußtsein von den schuldgefühleinflößenden Lehren der Gruppe befreien könnte. [17] Es ist klar, daß die falschen Lehren, die als subtiler Kontrollmechanismus dienen, leicht übersehen oder mißinterpretiert werden können. In bestimmten christlichen Randgruppen sind Kontrollmechanismen häufig in ihren Lehren über Zwietracht, Verleumdung, Unterwerfung oder Schuldbekenntnis enthalten. [18] Der Helfer muß daher die Fähigkeit haben, systematisch die Lehre einer bestimmten Gruppe z.B. über Zwietracht, Verleumdung, Unterwerfung oder Schuldbekenntnis zu widerlegen. Dies wird dem ehemaligen Mitglied die Gelegenheit bieten, seine Vorurteile abzulegen und Gedanken zu hegen, die bisher als "Verleumdung" betrachtet wurden, jetzt aber als "gesunde Lehre" oder sogar als "Rüge" gelten können. Ich kann nicht genug die Bedeutung unterstreichen, diese ehemaligen Mitglieder dazu zu bringen, zu denken und kritisch zu denken.

Mythos #6

Vielleicht ist es der beste Weg für diese ehemaligen Mitglieder, Hilfe zu bekommen, indem sie einen professionellen Therapeuten wie einen Psychologen, Psychiater oder mentalen Gesundheitsberater aufsuchen

So wie Mythos #5 ist Mythos #6 nur halb wahr und daher ebenfalls besonders gefährlich. Ein professioneller Therapeut zu sein bedeutet noch nicht, Expertentum bezüglich des Kultphänomens zu haben. Einige Therapeuten mögen dazu neigen, Mythos #3 zu vertreten. Therapeuten, die nach Mythos #3 arbeiten, mögen unabsichtlich das Spiel "Das Opfer ist schuld" spielen; oder sie mögen den Fehler begehen, welchen Sozialpsychologen den "Zuweisungsfehler" [19] nennen ( d.h. das Problem liegt in der Person und nicht in der Gruppe). Eine solche Therapie kann den Zustand des ehemaligen Mitglieds noch verschlechtern. Einige wenige professionelle Therapeuten können auch der Meinung sein, religiöses Interesse sei an sich ungesund, und können versuchen, dem ehemaligen Kultmitglied zu helfen, das Leben "realistischer" zu sehen. Z.B. erklärt Brandon, der christliche Glaube über die Sünde und über Selbstaufopferung sei eine "so ungeheure Ungerechtigkeit, eine so tiefe Perversion der Moral, wie sie der menschliche Geist nur erdenken kann" [20]. Er ermutigt Berater, ihren Klienten zu helfen, von solchen Doktrinen frei zu werden. Ellis sieht das Konzept der Sünde als die direkte und indirekte Ursache aller neurotischen Störungen an. [22]. Wenig Kommentar ist nötig, um auf die möglicherweise verhängnisvolle Auswirkung hinzuweisen, wenn ein ehemaliges Kultmitglied einem Therapeuten anvertraut wird, der solche Ansichten vertritt. Beratung durch solche Therapeuten könnte eine doppeltes Gefühl des Verlustes bewirken, d.h. 1) von der Kultgruppe, 2) vom religiösen Glauben an sich. Es gibt genügend Literatur und Forschung, welche die schädlichen Auswirkungen von kultischer oder extremistischer Erfahrung zeigen, um jene vorzuwarnen, vorsichtig zu sein, wenn sie sich zu einem Therapeuten entschlie0en, der die "günstigen" Ansichten über die Kultzugehörigkeit oder die Meinung vertritt, konservatives Christentum sei eine Quelle der Pathologie. [23]

Was ist nun nötig, um ehemaligen Mitgliedern dieser extremistischen Gruppen zu helfen?

1) An erster Stelle: Einen Helfer zu finden, der keine der sechs Mythen vertritt und der weiß, wie man sie ordentlich widerlegt. 2) Verstehen, daß Verstrickung in einen Kult eine intensive persönliche Erfahrung ist.

Daher muß die Therapie intensiv und persönlich sein. Der Therapeut, Berater oder Pastor muß fähig sein, den emotionellen Bedürfnissen des ehemaligen Mitglieds nach Angenommensein, Zugehörigkeit, Freundschaft und Liebe entgegenzukommen. [24] Harold Bussel bemerkt, er habe niemals einen Evangelikalen gesehen, der sich einer kultischen Gruppe aus Gründen der Lehre anschloß. Unter den Dingen, die er als Faktoren beschreibt, die eine Gruppe attraktiv machen, ist die Betonung der Gruppe auf "Beteiligung an der Gruppe ... Gemeinschaft und Fürsorge ..." [25] In dieser Beziehung sollten für die Arbeit mit einem ehemaligen Mitglied einige Warnungen ausgesprochen werden.

Zuerst einmal ist eine wirkungsvolle und den zeitlichen Aufwand lohnende Methode einer vernünftigen intellektuellen und theologischen Widerlegung der Gruppenlehre nur eines von mehreren entscheidenden Elementen bei der Wiederherstellung eines ehemaligen Mitglieds. Zweitens muß zusätzlich zu den theologischen und intellektuellen Bloßstellungen die Ethik der Gruppe, z.B. ihre Verwendung von Geldern, Methoden der Gedankenreform und Praxis der Täuschung, genau untersucht werden. Drittens müssen die Ethik und die Theologie der Gruppe mit den psychologischen Bedürfnissen der Person in Zusammenhang gebracht werden. Bei der Wiederherstellung nach dem Leben im Kult ist typisch die zermürbende Suche nach Liebe, Verbundenheit und Zuwendung, die man in der Gruppe erfahren hat, der springende Punkt, dessen Klärung am längsten dauert. Viertens ist es sehr wichtig, eine vertrauensvolle Beziehung herzustellen. Der Helfer muß hart arbeiten. Eine Studie zeigte, daß nur die Hälfte der Kultmitglieder, die Hilfe suchten, imstande war, eine erfolgreiche Beziehung zu einem Berater herzustellen. [27] Der Berater, Pastor und die Kirche müssen dem ehemaligen Mitglied Wärme und Fürsorge bieten, aber sie sollten nicht versuchen, ein Ersatz oder eine Imitation für das intensive "soziale Hoch" zu sein, welches das ehemalige Mitglied in der Gruppe erfahren hatte. Die großartige Verbundenheit und Wärme, nach der sich das ehemalige Mitglied sehnt, ist oft ein "künstliches Hoch". Ja, die Erfahrung der Gruppe wurde als großartig empfunden, aber war sie auch wahr und war sie immer durch den Heiligen Geist erzeugt oder eher durch eine wie von Drogen induzierte Euphorie? Es ist wahr, der oder die Süchtige besteht darauf, es gebe in der Welt kein großartigeres Gefühl. Aber sieh dir das Ergebnis an - eine bedauernswerte Sucht, die Leben, Gesundheit und Laufbahnen zerstört und oft tötet. Wenn das Gruppenmitglied in einem "Hoch" war, könnte es gleichzeitig unbewußt emotionellen Schmerz, Zweifel und verräterische Anzeichen der Vernachlässigung seiner Gesundheit unterdrückt oder abgespalten haben. Solche "Hochs" (die es nicht nur in der Christenheit gibt) sind psychologisch und spirituell ungesund. [28] Die Erfahrung erzeugt meist in den Kulten ein starkes Gefühl der Abhängigkeit von der Gruppe und ihrem Leiter, daher muß der Berater sehr sorgfältig darauf achten, keine Abhängigkeit von ihm selbst zu fördern. Abhängigkeitskonflikte sind für das ehemalige Mitglied typischerweise ein größeres Problem. Gute Rehabilitation wird versuchen, ein Gleichgewicht zwischen Abhängigkeit und Gruppenunterstützung zu erreichen.

3) Die meisten Leute, die sich Kulten anschließen, haben ein mächtiges und sehr lobenswertes Verlangen, Gott und ihren Nächsten zu dienen. Traurigerweise war es meine Erfahrung, daß die Kulte die "Besten" unserer Jugend vereinnahmen. Der Wiederherstellungsprozeß muß diese Menschen befähigen, die Möglichkeit eines Lebens der Hingabe zu Gott frei von kultischen Fesseln zu sehen. Die Kirchen müssen diesen Leuten zeigen, daß es gültige, interessante und anregende Gelegenheiten gibt, Gott in einer sehr intensiven, fordernden und doch nichtkultischen Weise zu dienen. Zu einer passenden Zeit während ihres Wiederherstellungsprozesses könnten Sommer-Team-Missionsprogramme, die von verschiedenen kirchlichen Gruppen angeboten werden, für das ehemalige Mitglied gerade das Richtige sein. Manche ehemaligen Kultmitglieder sind jedoch ziemlich kontaktscheu und können auf ein Programm in der Kirche, das sie an ihre Gruppe erinnert, negativ reagieren. Oft unternehmen diese Leute mutige Versuche, wieder einer Kirche beizutreten, aber steigen wieder aus, weil die Schmerzen und die Erinnerungen zu stark sind. Hier könnten die Kirchen Unterstützungsgruppen für ehemalige Kultmitglieder einrichten und einen Dienst für sie entwickeln. In einem solchen Dienst könnte es ratsam sein, Kirchenbesuch und Engagement in kirchlichen Aktivitäten nicht von Anfang an zu empfehlen oder dazu aufzufordern. Diese Leute benötigen Beruhigung von Seiten des Pastors und der Gemeinde, daß sie sich nicht schuldig fühlen müssen, wenn sie nicht die Schwelle eines Heiligtums übertreten.

4) Das ehemalige Kultmitglied hat fast immer eine Unterbrechung der familiären Beziehungen erlitten. Familienberatung ist wichtig, um eine gesunde Wiedereingliederung zu ermöglichen. Die typischen Sorgen der anderen Familienmitglieder sind:

a) die Spannung zwischen dem Wunsch des ehemaligen Mitglieds nach Unabhängigkeit (besonders wenn dieses zwischen 18 und 25 Jahre alt ist) und dem Wunsch der Eltern, es zu beschützen; b) das Erlangen von Informationen über die Gruppe; c) wie man die Kommunikation mit dem ehemaligen Mitglied wiederherstellt; d) die Furcht, daß ihr Familienmitglied durch seine Kultzugehörigkeit für immer ernstlich geschädigt wurde; e) Schuldgefühle, daß die Eltern in irgend einer Form dafür verantwortlich sind, daß ihr Kind der extremistischen Organisation beitrat.

Die Natur der Familiensorgen legt nahe, daß der Pastor und / oder der Berater Informationen beschaffen und dabei behilflich sein sollten, andere Familien mit Mitgliedern in kultischen Gruppen zu finden. [31]

5) Beim Versuch zu verstehen, was dem ehemaligen Kultmitglied zugestoßen ist, ist es sehr hilfreich, das Opfer- oder Traumamodell heranzuziehen.

Diesem Modell gemäß beruht das Zum-Opfer-Werden und die sich daraus ergebende Störung auf der Erschütterung von drei grundlegenden Annahmen, die das Opfer über die Welt und sich selbst hatte. Diese Annahmen sind: "Der Glaube an die persönliche Unverwundbarkeit, die Ansicht von der Welt als sinnvoll, und die Ansicht von sich selbst als positiv". [32] Das ehemalige Kultmitglied wurde traumatisiert, getäuscht, betrogen, benützt und oft emotionell und mental mißbraucht, während es der Gruppe und / oder einem Leiter der Gruppe diente. Wie andere Opfer (von kriminellen Akten, Kriegsgräuel, Vergewaltigung, schwerer Krankheit usw.) erleben ehemalige Kultmitglieder oft die schmerzhaften Erinnerungen ihrer Zugehörigkeit zur Gruppe wieder. Sie verlieren auch das Interesse an der Außenwelt, fühlen sich isoliert und können nur begrenzte Emotionen zeigen. [33]

Die Therapie muß sich darauf konzentrieren, diesen Leuten zu helfen, einen Glauben an die Welt und an sich selbst wieder zu gewinnen, der nicht so leicht wieder erschüttert werden kann. Die meisten Streßsymptome können dann dem Mangel an Glauben des Opfers an eine sinnvolle Welt zugeordnet werden, wo sie sich selbst als positiv und gewissermaßen unverwundbar sehen. Die kultische Erfahrung ist oft eine "Krise des Vertrauens". Am Grunde des Glaubens vieler ehemaliger Kultmitglieder liegen Gedanken wie "Warum konnte Gott erlauben, daß mir das zustieß?" oder "Ich muß schrecklich sein, da ich Gott und seinen Plan für mein Leben verfehlte." Ihr Glaube an eine "gerechte Welt" ist erschüttert. Sie können nicht mehr sagen: "Das wird mir nicht zustoßen". Eine Frage nach Sinn steht für diese Leute an erster Stelle. Man muß dem Opfer helfen, einen Glauben an sich selbst und an eine Welt wieder zu gewinnen, der Raum dafür erlaubt, daß "guten Leuten böse Dinge zustoßen". Das Opfer muß sich auch aussprechen und das Trauma wieder und wieder erleben dürfen, wie das bei Opfern anderer Arten von Krisen der Fall ist. [34] Traurigerweise wird der Prozeß des Aussprechens über das Trauma manchmal von wohlmeinenden Helfern kurzgeschlossen, die solche Grübeleien als "nicht aufbauend" oder als "zu sehr auf die Vergangenheit gerichtet" betrachten. Wirkungsvolle Therapie muß sehr unterstützend und bestärkend sein, da die Selbstachtung wieder aufgebaut werden muß. Opfer müssen von der Ansicht befreit werden, daß sie allein für ihre Lage verantwortlich sind. Diese Aufgabe ist besonders für jene problematisch, die stark an eine Version der "Wohlstandslehre" geglaubt hatten. Auf jeden Fall muß Sinn angestrebt werden, und theologische Rekonstruktion ist oft sehr hilfreich, wenn sie die Ereignisse angesichts eines wohlwollenden Gottes sehen können, der sie wirklich liebt. [35] Obwohl meiner Erfahrung nach die Mehrzahl der Leute aus wirklich ehrlichen Gründen einem Kult beitreten und darin bleiben, kann nicht geleugnet werden, daß für andere die Motive Macht, Stolz, Gier und Sex sie zu ihrer Kultzugehörigkeit verleitet haben und sie darin verharren ließen. In diesen Fällen muß wirksame Rehabilitation ein ehrliches Einbekenntnis und die Aufgabe solcher bedauerlicher Neigungen einschließen. Diese Leute erkennen meist nicht die sündhafte Natur ihrer Kultverflechtung, bis sie von der Gruppe enttäuscht wurden. Für sie ist es besonders wichtig, den Gott zu sehen, der "an uns nicht nach unseren Sünden handelt und uns nicht nach unserer Schuld vergilt ... denn ... er denkt daran, wir sind nur Staub" (Ps 103, 10; 14b). Verhaltensänderung ist ebenso sehr hilfreich. Pastoren, die mit diesen ehemaligen Kultmitgliedern arbeiten, sollten wissen, daß die Chancen für die Wiederherstellung des ehemaligen Mitgliedes und deren Schnelligkeit teilweise auch davon abhängen können, wie ähnlich der Stil der Kirche und des Pastors dem der extremistischen Gruppe ist. Wenn es hier eine ausgesprochene Ähnlichkeit gibt, dann wird die Wahrscheinlichkeit größer sein, daß der Stil der Kirche traumatische Erinnerungen hervorruft. Daher sollte das ehemalige Mitglied ernstlich daran denken, eine neue Bibelübersetzung zu kaufen, einen Pastor zu finden, der sich in seiner Persönlichkeit oder in seinem Lehrstil vom früheren unterscheidet, und eine Kirche oder Gemeinschaft, die einen willkommenen Kontrast zum kultischen Milieu darstellt. Zu oft verlassen ehemalige Kultmitglieder gute Kirchen, weil sie diese zu sehr an ihre Gruppe erinnern. Tragischerweise werden diese Leute manchmal eher als "Zurückfaller" denn als Opfer betrachtet. Eine Unterstützungsgruppe oder professionelle Beratung können jedoch weitgehend Hilfe leisten, indem sie dem ehemaligen Mitglied Strategien vorgeben, die es befähigen, in Zukunft nicht mehr ein Opfer manipulativer Leute zu werden. Dies erlaubt es dem Opfer, wieder ein Gefühl für seine eigenen Stärken und für sein Selbstbewußtsein zu gewinnen. Wie bei anderen Opfern ist das Finden von und das Sprechen mit anderen ehemaligen Mitgliedern (vorzugsweise von der selben Kultgruppe) ein wesentlicher Schritt zur Wiederherstellung. Oft werden durch diesen Prozeß ehemalige Mitglieder enge Freunde. Dies ist ein Prozeß ähnlich dem "Kriegskumpel"-Phänomen oder der Menge von Unterstützungsgruppen, die in den letzten Jahren entstanden sind, um den Opfern von Drogen- und Alkoholmißbrauch, Scheidung, Krebs oder dergleichen zu helfen.

6) Der Wiederherstellungsprozeß benötigt Zeit. Obwohl viele aus eigener Kraft die Wiederherstellung erlangen werden, ist es nicht klug, den Wiederherstellungsprozeß zu verlängern.

Ich glaube, daß eine Stunde pro Woche mit einem Pastor oder Berater nicht die beste Methode ist. Es gibt einfach zu viele Probleme, denen ein ehemaliges Mitglied gegenübersteht, als daß sie wirksam in einer Stunde pro Woche behandelt werden könnten. Dieser Artikel hat hoffentlich die Notwendigkeit besonderer Programme zur Unterstützung der Wiederherstellung ehemaliger Kultmitglieder betont. Bildungs- und Unterstützungsgruppen sind wesentlich. Dr. Ronald Enroth hat die Notwendigkeit von Zwischenstationen oder Rehabilitationszentren betont, um ehemalige Kultmitglieder zu behandeln. [36] Ich kann sicher die Notwendigkeit und die Wirksamkeit solcher Programme betonen, aber aus verschiedenen Gründen finden manche sie unpassend oder nicht durchführbar. Für jene, die nicht in ein Rehabilitationszentrum gehen wollen, wäre ein Programm am wirksamsten, das aus Bildung, Gruppenunterstützung und Beratung besteht.

7) Für Aussteiger aus abweichenden christlichen Gruppen ist es wesentlich, die Bibel wieder zu entdecken. Nach meiner Erfahrung verdrehen alle Kulte die Bibel.

Dies betrifft auch solche, die sich rechtgläubige Christen nennen. Es ist erschreckend, daß viele dieser kultischen Gruppen guten Gewissens einen sehr rechtgläubigen, fundamentalen und evangelikalen Glaubenssatz vertreten können. Aber phänomenologisch und praktisch leben sie eine subtile aber tödliche Religion der Werksgerechtigkeit, zumindest bezüglich der Heiligung wenn schon nicht der Rechtfertigung. Deshalb ist es für sie sehr befreiend, den Galaterbrief schrittweise zu studieren und die Botschaft des heiligen Paulus ihrer Gruppenpraxis gegenüberzustellen. Durch die Bibel wird der Sinn des Lebens wieder hergestellt und Selbstachtung wird wiedergewonnen. Sie können wie Joseph sehen, daß "Gott es ihnen positiv anrechnete". Auch nach der Erfahrung von Harold Bussel ist ein klares Verständnis der Bibel der einzige sehr wichtige Kernpunkt bei der Wiederherstellung eines Kultmitglieds und seiner zukünftigen Immunität gegen weitere Kultverstrickung. [37]

Abschließend sei gesagt, daß Kultverstrickung sicher mehr ist als theologische Abweichung. Die vorhandenen veröffentlichten Forschungsergebnisse zeigen, daß auch psychologischer Schaden entsteht und daß Christen dagegen nicht immun sind. Wahrscheinlich gibt es heute mehrere hunderttausend Leute in den Kirchen, die einmal Mitglieder von Kulten oder anderen extremistischen Organisationen waren. Dies könnte heute eines der größten unentdeckten Probleme in der Kirche sein. Es wird empfohlen, besondere Programme einzurichten, welche diese Leute wirksamer identifizieren und ihnen helfen können.

Übersetzung: Friedrich Griess

Anmerkungen (unübersetzt):

1 Margaret Thaler Singer, Ph.D., "Coming Out of the Cults," Psychologv Today, January 1979, 72-82.

2 Saul V. Levine, "Radical Departures," Psychology Today, August 1984, 27.

3 Levine, 27.

4 These findings were based on an analysis of the MCMI (Millon Clinical Multiaxial Inventory) profiles using the composite of the three highest clinical scales (anxiety, somatization and dysthymia) of 46 ex-cultists. t = .95 p > .10, df 44, nl, (deprogramed group) = 16, n2 (voluntary group) = 30, x1 = 76, x2 = 83.

5 Francis A. Schaeffer, True Spirituality (Wheaton, IL:Tyndale House Publishers, 1971), 132- 133. See all of chapter 10, "Substantial Healing of Psychological Problems," 123-133.

6 Ronald M. Enroth, "The Power Abusers," Eternity, October 1979; Enroth, The Lure of the Cults and New Religions (InterVarsity Press); Enroth, "Churches on the Fringe," Eternity, October 1986.

7 Flavil R. Yeakley, Jr., The Discipling Dilemma (Nashville: The Gospel Advocate Co., 1987), 23-28.

8 See also Flo Conway and Jim Siegelman, "Information Disease: Have Cults Created a New Mental Illness?" Science Digest, January 1982, 86-92; and Flo Conway, James H. Siegelman, Carl W. Carmichael, and John Coggins, "Information Disease: Effects of Covert Induction and Deprogramming," Update, Vol. 10, No. 2, June 1986, 45-57, and Update, Vol. 10, No. 3, September 1986, 63-65.

9 Levine, 1984; Singer, 1979; Neil Maron, "Family Environment as a Factor in Vulnerability to Cult Involvement," Cultic Studies Journal, Vol. 5, No. 1, 1988, 23-43; John G. Clark, M.D., "Cults," Journal of the American Medical Association, Vol. 242, No. 3, 279-280; Lorna Goldberg and William Goldberg, "Group Work with Former Cultists," Social Work, Vol. 27, No. 2, March 1982, 165-170. See also Mark L. Sirkin and Bruce A. Grellong, "Cult vs. Non-cult Jewish Families: Factors Influencing Conversion," Cultic Studies Journal, Vol. 5, No. 1, 1988, 2-22; Willa Appel, Cults In America (New York: Holt, Rinehart and Winston, 1983), 55.

10 Singer, 1979; John G. Clark, MD, Testimony to Vermont Senate on Cults (Pittsburgh: PAIF, 1979); Goldberg and Goldberg, 1982

11 Goldberg and Goldberg, 1982.

12 Augustine of Hippo, Sermons on the Old Testament, Number 46, "On Pastors," excerpt entitled "Shepherds Who Kill Their Sheep" reprinted in Pastoral Renewal, Vol. 13, No. 4, January/February 1989, 23-24.

13 See Dave Breese, "How to Spot a Religious Quack," Moody Monthly, June 1975, 57-60; J. L. Williams, Identifying and Dealing with the Cults (Burlington, NC: New Directions Evangelistic Association), 2; Harold Bussell, "Why Evangelicals are Attracted to the Cults," Moodv Monthly, March 1985, 111-113.

14 Ned Berube, "Burned Christians," Pastoral Renewal, July/August 1987, 9-11.

15 Conway, Siegelman, Carmichael, and Coggins, 64.

16 Singer, 1979.

17 A major component of thought reform is "loading the language." This is a technique widely used by those engaged in mind control to counter effectively thoughts contrary to the doctrines or "science" of the group (see Robert Jay Lifton, Thouaht Reform and the Psychology of Totalism(New York: W. W. Norton and Company, Inc., 1969), 429-430.) An example of how loaded language is used to "manage the conflict associated with grievances and non-conformity" within a contemporary Christian Extremist sect can be found in Jerry Paul MacDonald, "Reject the Wicked Man--Coercive Persuasion and Deviance Production: A Study of Conflict Management," Cultic Studies Journal, Vol. 5, No. 1, 1988, 59-121. In this article the author describes how a sect called OASIS (a pseudonym for Great Commission International) utilizes excommunication to maintain a rigid conformity. In the course of his research MacDonald studied 274 ex-communicants.

18 MacDonald, 1988; John A. Lynn, unpublished letter to members of The Way International, 30 March, 1988.

19 E. E. Jones, "How Do People Perceive the Causes of Behavior?" American Scientist, Vol. 64, 1976, 300-305; E. Jones and R. E. Nisbett, The Actor and the Observer: Divergent Perceptions of the Causes of Behavior (Morristown, NJ: General Learning Press, 1971); K. Shaver, An Introduction to Attribution Processes (Cambridge, MA: Winthrop, 1975).

20 N. Brandon, Honoring the Self (New York: Bantam Books, 1983), cited in P. J. Watson, Ronald J. Morris, and Ralph W. Hood, Jr., "Sin and Self-functioning, Part 2: Grace, Guilt, and Psychological Adjustment," Journal of Psvchologv and Theology, Vol. 16, No. 3, Fall 1988, 270.

21 Brandon, The Psychology of Self-esteem (New York: Bantam Books, 1969), cited in Watson, et al, 1988.

22 A. Ellis, Reason and Emotion in Psychotherapy (Secaucus, NJ: Lyle Stuart, 1962) cited in Watson, et al, "Sin and Self-functioning, Part 1: Grace, Guilt, and Self-Consciousness, "Journal of Psychology and Theology, Vol. 16, No. 3, Fall 1988, 255.

23 An excellent discussion of these issues can be found in Stephen K. Ash, Psy. D., 11A Response to Robbins' Critique of My Extremist Cult Definition and View of Cult Induced Impairment," Cultic Studies Journal, Vol. 1, No. 2, Fall/Winter 1984, 127-135. See also Singer, 1979; Enroth, 1979; Enroth, 1987; Conway and Siegelman, 1982; Conway et al., 1986; Sirkin and Grellong, 1988; Maron, 1988; Appel, 1983; Goldberg and Goldberg, 1982; Jones, 1976; Steven Hassan, Combatting Cult Kind Control (Rochester, VT: Park Street Press, 1988); David A. Halperin, ed., Psychodynamic Perspectives on Religion. Sect and Cult (Boston: John Wright-- PSG Inc., 1983) 295-382; M. Halevi Spero, "Some Pre- and Post-Treatment Characteristics of Cult Devotees" Perceptual and Motor Skills, Vol. 58, 1984, 749-750; K. Addis, J. Schulman- Miller and K. Lightman, "The Cult Clinic Helps Families in Crisis," Social Casework, November 1984, 515-522; J. Hochman, "Introgenic Symptoms Associated with a Therapy Cult: Examination of an Extinct 'New Psychotherapy' with Respect to Psychiatric Deterioration and 'Brainwashing," Psvchiatry, Vol. 47, 1984, 366-377; Lee A. Kirkpatrick, "Fundamentalists Anonymous: Perspectives from Social Psychology and the Empirical Psychology of Religion," paper presented as part of a symposium entitled "Does Fundamentalism Cause Emotional Problems?" (G. Hartz, Chair) at the Convention of the American Psychological Association, New York, ugust 1987.

24 Cultic involvement can produce serious psychological problems, though the problems of ex- cultists may not all be cult-related. Pastors are well-advised to seek mental health consultation if they desire to treat these people.

25 Bussell, 1985.

26 See for example 2 Cor. 4:2; Eph. 5:11; Ps. 24:3-4.

27 Lawrence Bennett Sullivan, Ph.D., "Counseling and Involvements in New Religious Groups," Cultic Studies Journal, Vol. 1, No. 2, Fall/Winter 1984, 178-195.

28 Ash, 1984.

29 Goldberg and Goldberg, 1982.

30 Sullivan, 1984.

31 Sullivan, 1984.

32 Ronnie Janof f-Bulman, "The Aftermath of Victimization: Rebuilding Shattered Assumptions," in Charles R. Figley, Ph.D., ed., Trauma and Its Wake: The Study and treatment of Post- Traumatic Stress Disorder (New York: Brunner/Kazel, Publishers, 1985).

33 Janoff-Bulman, 1985.

34 M. J. Horowitz, "Psychological Response to Serious Life Events," in V. Hamilton and D. Warburton, eds., Human Stress and Cognition (New York:Wiley, 1980), cited in Janoff-Bulman, 1985, 23.

35 Research shows that non-teleological explanations are also helpful. See Janoff-Bulman, 1985, 26.

36 Ronald K. Enroth and J. Gordon Melton, Why Cults Succeed Where the Church Fails (Elgin, IL: Brethren Press, 1985), 98-99.

37 Harold Bussell, A Studv on Justification. Christian Fullness. and Super Believers, unpublished paper; see also Dr. Walter Martin, Essential Christianity (Ventura, CA: Regal Books, 1980), 71- 81

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