Herr Dr. Anton Gölles, Referent für Weltanschauungsfragen im Pastoralamt der Diözese Graz-Seckau, Bischofsplatz 4, A-8010 Graz, teilt mit, daß er am 19. Juni 1995 das folgende Schreiben an die Pfarrer der Diözese versandte:

Stellungnahme zur religiösen Gemeinschaft der Norweger oder Smithianer

In letzter Zeit wurde einigemale im Fernsehen ("lnlandsreport" vom 2.2.95, "Schiejok täglich" vom 27.3.95) über die sogenannte "Norweger-Bewegung", die auch in der Steiermark einige Anhänger hat, berichtet. Da es sein könnte, daß Mitglieder dieser Gruppe an die Pfarren herantreten und unter Berufung auf eine angeblich positive Beurteilung der Norweger durch das Pastoralamt eine Zusammenarbeit anbieten, stellt das Referat für Weltanschauungsfragen des Pastoralamtes fest:

Ein Schreiben des Pastoralamtes an den Pressesprecher der "Norweger-Bewegung", Herrn Mag. Dieter Huemer, wurde von diesem bei der Sendung "Schiejok täglich" durch Auslassung einer wichtigen Passage mißbraucht. In diesem Schreiben sollte lediglich festgestellt werden, daß nach Ansicht des Pastoralamtes keine theologische Verwandtschaft mit der "Davidianer- Sekte", die bekanntlich im Frühjahr 1993 das Inferno von Waco, Texas ausgelöst hatte, besteht Damit wurde aber der Norweger-Bewegung keineswegs Harmlosigkeit attestiert. Viel mehr hält das Pastoralamt den Inhalt einer Erklärung vom 13.5.1992 in vollem Umfang aufrecht, in der es u.a. heißt:

´Die religiöse Gemeinschaft der Smithianer oder Norweger muß offensichtlich als destruktive Sekte bezeichnet werden.

Begründung: Sie schränkt die persönliche Freiheit und Gewissensentscheidung des Einzelnen wesentlich ein. Dies geschieht in erheblichem Maße dadurch, daß die Bibel durch Fehlinterpretationen als Mittel zum Zweck der totalen Machtausübung verwendet wird...

Wenn durch feine Psychotechniken versucht wird, den Smithianern zu suggerieren, daß sie durch entsprechende Leistungen zu einer Elite gehören und alle anderen Kirchen und Christen als minderwertig betrachtet werden müssen, dann ist nicht nur aus theologischen Gründen dagegen zu argumentieren; diese Einstellung hat auch soziologische Konsequenzen. Familien werden nämlich durch die Aktivitäten der Sekte zerrissen, es sei denn, daß alle Mitglieder einer Familie sich innerhalb der Gruppe befinden. Aber auch dann muß von Destruktivität im soziologischen Sinn gesprochen werden, da die Beziehung zu den Nichtmitgliedern mit dem Hinweis auf Verlorensein und Hölle nur eine negative sein kann...ª (Ende des Zitates).

Spätere Ereignisse wie Drohungen gegenüber Abtrünnigen, Aufforderungen an Jugendliche, jede einzelne Kirche niederzureißen, die Einführung eines manipulativen Gebetsstiles, bei dem laut geschrien werden muß, schließlich die erfolgten Massenaustritte vor allem im Ursprungsland Norwegen bestätigen in vollem Maße die seinerzeitige Erklärung des Pastoralamtes.

Anbiederungsversuche und Angebote zur Zusammenarbeit im kirchlichen Rahmen mit dern direkten oder indirekten Zweck der Anwerbung sind daher zurückzuweisen.

Für das Pastoralamt:

Dr. Anton Gölles, Referent für Weltanschauungsfragen