Generalsektretärin Gro Brækken, Redd Barna

Die Geschichte machte einen gewaltigen Eindruck

Ohne den eigenen Mut und das Engagement der jungen Menschen wäre auf einem schwierigen und anspruchsvollen Gebiet, auf dem auch Redd Barna die Kenntnisse mangelten, kein Projekt entstanden. Gemeinsam mit Dag Hareide schafften es die jungen Menschen, die politische Leitung im Kirchen-, Bildungs- und Forschungsministerium dazu zu bewegen, einzusehen, daß man sich einem Bereich gegenüber sah, wo Kindern Rechte genommen wurden und wo neue Kenntnisse notwendig waren, erinnerte Redd Barnas Generalsekretärin Gro Brække, als sie die Konferenz « I god tro » eröffnete.

Dag Hareide konnte bei der Eröffnungsansprache zufrieden feststellen, daß die Teilnahme gut war:

- Hier sind Politiker aus dem Storting [Parlament], aus den Fylkern [Landesteilen] und Gemeinden. Hier sind Angestellte im Gesundheits- und Sozialwesen. Hier sind Schüler, Angestellte und Eltern von öffentlichen und privaten Schulen. Hier sind Forscher, Journalisten und Menschen von verschiedenen Glaubensgemeinschaften. Und hier sind junge Menschen, die aus geschlossenen Glaubensgemeinschaften ausgebrochen sind. Erfreulich ist auch, daß die Konferenzteilnehmer nicht nur aus Norwegen kommen. Hier sind auch Teilnehmer aus Schweden und England, sagte er. [Dag Hareide wußte nicht, daß auch ein Österreicher dabei war. Anm.d.Übers.].

Mangelnde Kenntnisse

Dasselbe gab auch Redd Barnas Generalsekretärin Gro Brækken zum Ausdruck:

- Redd Barna ist sehr froh, daß so viele den Weg hierher gefunden haben, um mehr Information und einen besseren Einblick in eine Kindheit zu erhalten, über die wenige von uns früher etwas gewußt haben. Bevor das Projekt gestartet wurde, hatte auch Redd Barna keine Kenntnisse über das Aufwachsen in isolierten religiösen Milieus. Wir hatten damit früher nichts zu tun gehabt.

Unser Ausgangspunkt, um mit diesem Projekt zu beginnen, war ein Treffen mit den jungen Menschen, die die Initiative zu dem Projekt ergriffen haben. Ihre Geschichte und ihre Erfahrungen machten auf Angestellte des Rechtszentrums von Redd Barna einen gewaltigen Eindruck. Es stellte sich schnell heraus, daß die Erfahrungen dieser jungen Menschen eine Reihe von Verstößen gegen zentrale Rechte betrafen, die Kinder haben, sowohl gemäß der Konvention der Vereinten Nationen über die Rechte der Kinder als auch gemäß einer Reihe nationaler Gesetze. Da Redd Barna eine Rechtsorganisation für Kinder ist, versprachen wir, daß wir dazu beitragen würden, ein Projekt zu etablieren, das jenen Kinder und Jugendlichen helfen und sie unterstützen würde, die dies benötigten. Das Projekt sollte auch zum Ziel haben, neue Kenntnisse auf einem Gebiet hervorzubringen, über das wir von früher her wenig wußten.

Das Engagement und der Mut der jungen Menschen

Es muß jedoch betont werden, daß dieses Projekt ohne das eigene Engagement und den eigenen Mut dieser jungen Menschen niemals zustande gekommen wäre. Indem sie Geschichten über ihr eigenes Aufwachsen und eigenes Leben erzählten, gelang es ihnen, die Aufmerksamkeit auf die Kindheit einiger Kinder zu richten, die wir Erwachsenen nicht gesehen hatten oder nicht sehen wollten.

Es soll auch betont werden, daß es diesen jungen Menschen gemeinsam mit Dag Hareide gelang, die politische Leitung im Kirchen-, Bildungs- und Forschungsministerium dazu zu bringen, einzusehen, daß man sich einem Bereich gegenüber sah, wo Kindern Rechte genommen wurden und wo sie Hilfe benötigten. Und wo wir neue Kenntnisse benötigten.

Redd Barna sah schnell, daß wir uns hier in einer schwierigen und komplizierten Landschaft bewegten, in der unter anderem die Rechte der Kinder auf Äußerungsfreiheit, Glaubensfreiheit und Gedankenfreiheit etwa gegenübergestellt werden können, was als Recht der Eltern, ihre Kinder zu beeinflussen und zu steuern, aufgefaßt werden kann. Wir bei Redd Barna sind die ersten, die erkennen, daß das ein schwieriges und anspruchsvolles Gebiet ist. Wir waren daher sehr froh, daß wir schnell einen Vertrag mit der Østkanten Kontorfelleskap und der Anwältin Turid Berger abschließen konnten, die später unsere Zusammenarbeitspartner in diesem Projekt wurden. Erfahrene und fachlich hochkompetente Zusammenarbeitspartner zu haben war eine Voraussetzung für Redd Barna, die Verantwortung für ein so anspruchsvolles Projekt übernehmen zu können. Gemeinsam arbeiteten wir einen Projektplan aus, bei dem auch die jungen Menschen selbstverständliche und aktive Beiträger waren. Als das Ministerium politischen Mut zeigte und das Projekt finanziell unterstützte, war das zweijährige Pilotprojekt GO-ON ein Faktum.

Wir befinden uns nun in der abschließenden Phase dieses Projektes, und es wird zum ersten Mal in Norwegen eine Erfahrungskonferenz veranstaltet, bei der das Augenmerk auf das Aufwachsen in isolierten Glaubensgemeinschaften gerichtet wird.

Auch international ist man auf dieses Projekt aufmerksam geworden, denn das ist ein Bereich, über den es sehr wenig Kenntnisse gibt. Wir sind daher froh, daß diese Konferenz auch internationale Gäste und Teilnehmer begrüßen kann.