Aftenposten, 2. Juni 1998: Die Theologie der Smiths Freunde

Weit vom klassischen Christentum entfernt

Von Alf Gjøsund, ehem. Mitglied der Smiths Freunde, Mjøndalen

In der Aftenposten vom 14. 5. finden wir einen relativ umfassenden Bericht über das 100-jährige Jubiläum des Heilserlebnisses des Gründers der Smiths Freunde, J. O. Smith. Dem Journalist Kurt-Johnny Olsen gelang es jedoch nicht, das theologische Fundament der Glaubensgemeinschaft zu beschreiben, vermutlich wegen schwacher Quellenauswahl.

Dies betrifft vor allem das, was die Smiths Freunde von anderen christlichen Glaubensgemeinschaften unterscheidet: ihre Christologie und ihre Heilsverkündigung. Mit einer Lehre, welche die Göttlichkeit Jesu während seines Lebens auf Erden - und damit die christliche Dreieinigkeitslehre - leugnet, plazieren sich die Smiths Freunde weit vom klassischen Christentum entfernt. Mit dem als Ausgangspunkt für ein Erlösungswerk, das sich hautpsächlich in Jesu irdischem Leben - nicht auf Golgotha - vollzogen haben soll, ist die Distanzierung der Glaubensgemeinschaft vom evangelischen Christentum eine selbstverständliche Folge.

In einem solchen Zusammenhang von "Lutherischer Rechtfertigungslehre" zu sprechen ist ein wenig fehl am Platz. So sind es im großen und ganzen nur die Smiths Freunde selbst und Olsen, die dies tun - der Letztgenannte, nachdem er die Informationsbroschüre der Erstgenannten gelesen hatte? Die Behauptung ist relativ neu und findet sich nicht in der Spezialabhandlung von 1984 über die Smiths Freunde von Audun Erdal. Hingegen sagt zum Beispiel der wahrscheinlich hervorragendste Kenner des Landes von abweichender Religiosität, Erster Wissenschaftlicher Rat Arild Romarheim, daß die Rechtfertigungslehre der Smiths Freunde bei weitem katholisch ist. Er ist mit diesem Vergleich nicht allein, etwas, worüber sich Olsen klar geworden wäre, wenn er sich mit der relativ großen Zahl von kritischen Beurteilungen der Lehre der Smiths Freunde befaßt hätte, die vorliegen.

Man könnte den Eindruck gewinnen, daß die Smiths Freunde nun ihre theologische Sonderstellung herunterspielen wollen, um nach außen hin respektabler zu erscheinen. Auf jeden Fall findet wir in dem Informationsmaterial, das die Smiths Freunde über sich herausgeben, nichts über die obgenannten Lehren, obwohl diese in der internen Verkündigung weiterhin einen zentralen Platz beanspruchen. Ob dies nicht die "Falle" ist, in die Olsen hineintappte?

Kommentar des Übersetzers: Die Smiths Freunde lehren, daß das eigentliche Erlösungswerk Jesu in seinem ständigen Kampf gegen die in ihm selbst innewohnende Sünde bestand. Er "tat" zwar nicht Sünde, aber er "hatte Sünde im Fleisch". Sogar Kol 1,20, "Alles im Himmel und auf Erden wollte Er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut" wird so interpretiert, daß damit nicht der Kreuzestod, sondern der ständige Kampf gegen die Sünde gemeint war. - Angesichts der eben erfolgten Einigung des Lutherischen Weltbundes mit dem vatikanischen Rat zur Förderung der Einheit der Christen über die Rechtfertigungslehre ist freilich die geäußerte Meinung, die Erlösungslehre der Smiths Freunde sei "katholisch", nicht haltbar.

Friedrich Griess