Quelle: http://forlosning.com/bibeltim/gf22.htm, 3/1999

.........Gottes Heilsplan...

Christi Person, Verkündigung und Erlösungswerk

22: ... und verurteilte die Sünde im Fleisch ...

Der Hebräerbrief ist jener Brief in der Bibel, der vor allem auf Jesu Tod als Sühnopfer für die Sünden der Menschen Gewicht legt. Wir sehen außerdem eine wiederholte Betonung, daß er wahrer Mensch ist. Weil Jesus voll und ganz Mensch ist, kann er Hoherpriester sein und die Sünden der Menschen sühnen (Hebr 2,17; 4,15; 5,8-10; 10, 5+10).

Wir stießen mehrmals auf die Verse in Hebr 2, 14-15. Hier finden wir klärende Informationen über Jesu Erlösungswerk:

1. Da nun die Kinder Menschen von Fleisch und Blut sind, hatte auch er in gleicher Weise Fleisch und Blut angenommen ... (Jesus wurde voll und ganz Mensch)

2. ... um durch seinen Tod ... (Der Grund und Hauptzweck von Jesu menschlichem Leben war der Tod)

3. ... den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel ... (Jesu Tod bewirkte des Teufels Entmachtung)

4. ... und um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren. (Dieses Urteil über den Teufel war die einzige Möglichkeit, die Menschen zu befreien).

Die Abrechnung auf Golgotha

Zusammenfassend können wir sagen, daß Jesus kam, um mit dem Teufel abzurechnen. Daß diese Abrechnung auf Golgotha geschah und nicht auf eine andere mystische Weise während Jesu irdischem Leben, wird in Joh 12, 31-33 bestätigt, wo Jesus vom Urteil über den Teufel in Verbindung mit seinem Tod auf Golgotha spricht: "Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt: jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden ... Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde". In diesem Licht müssen wir Verse wie Kol 2,15 deuten: "Die Fürsten und Gewalten hat er entwaffnet und öffentlich zur Schau gestellt; durch Christus hat er über sie triumphiert".

Dies ist ein Thema, das die ganze Bibel durchzieht. Alles Böse erhielt sein Urteil in Jesus, als er am Kreuze starb. Alles in der Bibel deutet auf diesen Urteilsakt hin, auch Röm 8.3: " ... sandte Gott seinen eigenen Sohn in der Gestalt des Fleisches, das unter der Macht der Sünde steht, zur Sühne für die Sünde, um an seinem Fleisch die Sünde zu verurteilen".

Distanzieren sich

Sowohl evangelische Christen als auch die Smiths Freunde sind darin einig, daß die Verurteilung der Sünde die Hauptsache in Jesu irdischem Leben war.

Daß diese Verurteilung bei Jesu Sühnetod auf Golgotha geschah, darin ist sich so gut wie die ganze Christenheit einig. Aber an diesem theologischen Kardinalspunkt distanzieren sich die Smiths Freunde. Sie meinen, die Verurteilung der Sünde sei in einem Prozeß geschehen, der während des ganzen irdischen Lebens Jesu vor sich ging, und der darin bestand, daß Jesus sich selbst verleugnete. Dies wird durch eine Reihe von Stellen in den Schriften der Smiths Freunde bestärkt, z.B. von J. O. Smith in Verborgene Schätze Nr. 3/1915:

"Er sollte sich zum zweiten Mal ohne Sünde offenbaren". Hebr 4.15. Das sagt indirekt, daß er sich zum ersten Mal mit Sünde offenbarte. Mit Sünde im Fleisch, jener nämlich, die er verurteilte, indem er sich selbst verleugnete und siegte! Röm 8,3: "... und verurteilte die Sünde im Fleisch ..." nämlich in seinem eigenen .... Als Jesus so Punkt für Punkt all das Elend verdammt (überwunden) hatte, das im Menschen ist, da war das vollbracht, was zu tun er gekommen war, und der Vorhang des Tempels zerriß, sodaß ein Weg hindurch in das Heiligtum frei wurde."

Wir haben in der letzten Nummer der "Forløsning" dagegen argumentiert, daß Jesus Sünde im Fleisch gehabt haben soll. Dies wollen wir hier nicht wiederholen, sondern nur feststellen, daß die Smiths Freunde in einem so zentralen christlichen Lehrsatz wie der Lehre von der Abrechnung mit der Sünde vom Rest der Christenheit weit entfernt sind.

Er nahm das Urteil auf sich

Was sagt nun. die Bibel über die Weise, wie die Abrechnung mit der Sünde vorgenommen wurde? Wir haben gesehen - besonders deutlich in Joh 12 -, daß dies bei Jesu Tod auf Golgotha geschah? Aber wie geschah es?

Man sollte nicht lange suchen müssen, um die Antwort zu finden. Jede einzelne Schriftstelle über das Versöhnungswerk berichtet über ihn, der das Urteil über die Sünde auf sich nahm - der es anstelle der Menschen trug.

Ein erklärender Ausdruck steht bei 2 Kor 5,21: "Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht ...". Jesus wurde zum dem gemacht, der verurteilt werden sollte. Und so bekam er den Lohn der Sünde zu kosten, den Tod (Röm 6,23). Die Strafe lag auf ihm (Jes 53,5). Er sühnte sie anstelle aller Menschen.

Gekreuzigt mit Christus

Daß die Sünde verurteilt wurde, hat große Bedeutung: "... Einer ist für alle gestorben, also sind alle gestorben" (2 Kor 5, 14). Dies ist ein Vers, der Gottes Ansicht von den Gläubigen zeigt: in seinen Augen sind sie gestorben. Mit anderen Worten: Das Urteil über die Menschen wurde an Christus vollstreckt. Es gibt kein Urteil mehr - für jene, die im Glauben mit Christus vereint sind.

Dazu ist die Taufe die Eingangstüre (Röm 6,3-4). Der Inhalt des Taufpaktes ist zunächst der, daß der Gläubige sich als "gerechtfertigt von der Sünde" (Sündenvergebung) sehen kann (Röm 6,7), und dann, daß er sich als gestorben im Verhältnis zur Sünde und als auferstanden/lebendig im Verhältnis zu Gott (Röm 6,11) betrachten darf und soll. Natürlich erhält dies große Bedeutung dafür, wie der Gläubige sich hier in der Welt einrichtet. Paulus spricht davon, daß die Diener des Wortes " ... immer Jesu Todesleiden an unserem Leib tragen, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird" (2 Kor 4,10). Dies ist der Ausgangspunkt für die Heiligung aller Gläubigen.

Eine genauere Beschreibung für dessen Bedeutung finden wir in Kol 3, 3-5. Diesen Versen zufolge beinhaltet die Stellung des Gläubigen als "in Christus gestorben", daß er mit der äußeren und inneren Sünde abrechnet: "Denn ihr seid ja gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott ... Darum tötet, was irdisch an euch ist: die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Leidenschaft, die bösen Begierden und die Habsucht, die ein Götzendienst ist."

Die positive Seite daran ist, daß der Gläubige nicht nur mit Christus gestorben,. sondern auch mit ihm auferstanden ist. Er ist mit Gott in Christus in eine Lebensgemeinschaft eingetreten und kann ihm mit seinem Leben dienen: "So sollt auch ihr euch als Menschen begreifen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus ... stellt euch Gott zur Verfügung als Menschen, die vom Tod zum Leben gekommen sind, und stellt eure Glieder als Waffen der Gerechtigkeit in den Dienst Gottes" (Röm 6, 11-13).

Unterschied

Was ist nun der Unterschied zwischen dieser Verkündigung - die mit gewissen Nuancen eine lange und breite Tradition in der reformatorischen Frömmigkeitslehre hat - und dem, was man in der Erbauungszeitschrift der Smiths Freunde über das Töten der Sünde lesen kann?

Der wichtigste Unterschied ist der, daß das reformatorische Christentum diese Verkündigung auf Jesus Versöhnungswerk begründet. Dies geschah auf Golgotha und rechnete mit der Sünde ab. Das Holzkreuz auf Golgotha ist der ausschließliche Bezugspunkt, wenn die Bibel die Kreuzigung des alten Menschen mit Christus beschreibt. Dort verurteile Gott nämlich die Sünde der Menschen im Leibe Jesu - dadurch, daß Jesus an unserer Stelle bestraft und verurteilt wurde.

Die Smiths Freunde verweisen ihrerseits auf das innere Kreuz, an dem Jesus die Sünde gekreuzigt haben soll, von der man meint, daß er sie in sich hatte. Auch sie glauben an den Tod Jesu auf Golgotha, aber in ihren Schriften finden wir dies in erster Linie als Zeitpunkt der Vollendung der Verurteilung erklärt, die während der ganzen Zeit in Jesus stattgefunden haben soll.

1952 schrieb Sigurd Bratlie in den Verborgenen Schätzen: "Warum benützt man ständig den unbiblischen Ausdruck 'das Werk auf Golgotha'? Er wird in bestimmter Form benützt, als ob sich das Werk nur auf Golgotha ereignet hätte. Vollbrachte Jesus z.B. keine Werke, bis er 30 Jahre alt war?"

Bratlie problematisiert also die Aussage, daß das Erlösungswerk auf Golgotha geschah. Ein Zitat aus dem Jahr 1932 kann vielleicht seine Meinung verdeutlichen: "... als Jesus am Kreuz rief: 'Es ist vollbracht!', da riß der Vorhang von oben bis unten entzwei. Der Wille des Fleisches und des Gedankens war gestorben und aller Wille Gottes war im Leibe Jesu vollbracht." Jesu Tod auf Golgotha war mit anderen Worten der Zeitpunkt der Vollendung der Vernichtung des 'Willens des Fleisches und des Gedankens', die in seinem ganzen Leben geschehen haben sollen. Es ist schwierig, eine Schriftstelle über das Versöhnungswerk zu finden, die nicht in den Schriften der Smiths Freunde dieser Theorie entsprechend ausgelegt wird.

Eine Herausforderung für die Smiths Freunde

Mitglieder der Smiths Freunde haben mehrmals gegen Behauptungen in "Forløsning" protestiert, daß den Smiths Freunden eine christliche Lehre von der Versöhnung fehlt. Etwaige theologische Entgegenkommen haben wir indessen niemals erlebt. Wir fordern die Smiths Freunde auf, ihre eigenen Auslegungen zentraler Schriftstellen, welche das Versöhnungswerk behandeln, mit christlichen Auslegungen der selben Schriftstellen zu vergleichen. Sie werden möglicherweise überrascht sein über das, was sie sehen. Bevor diese theologische Abklärung vorgenommen ist, wird man die Smiths Freunde niemals ernst nehmen können, wenn sie behaupten, sie seien eine Kirchengemeinschaft in der "christlichen Familie".

Alf Gjøsund

Kommentar des Übersetzers: Die Religionsfreiheit gestattet natürlich jedem, zu glauben, was er will. Was anzuprangern ist, ist die Absicht der Täuschung, mit der die Smiths Freunde sich der Öffentlichkeit als "ganz normale lutherische Glaubensgemeinschaft" präsentieren möchten. Dem Theologen Alf Gjøsund ist daher für diese Klarstellung sehr zu danken.

Friedrich Griess