Det Nye, 11-95, Seite 59 - 62 :

Gottes verstoßene Frauen

Unter dieser Überschrift schreibt die Journalistin Lene Wikander unter anderem:

- Im Alter von 23 Jahren war mein Körper erwachsen, aber innerlich war ich ein Kind. Ich mußte alles von Anfang an neu lernen, erklärt Rita (29), wie sie sich fühlte, als sie aus der Sekte "Smiths Freunde" ausbrach.

- Wenn du in einer Sekte geboren und aufgewachsen bist, dann verschwindet ihre Lehre nicht über Nacht - sie bleibt viele Jahre lang ein Teil von dir. Einige klagen darüber, daß sie die Angst vor der Strafe niemals los werden. Andere gehen so weit, daß sie versuchen, sich das Leben zu nehmen, und einigen gelingt es. Für Außenstehende kann diese Angst vielleicht absurd wirken, aber für die Betroffenen ist sie ganz real. Durch Jahre mit Gehirnwäsche hindurch wurde ihre Fähigkeit zu selbständigem Denken lahmgelegt, behauptet Ernst Ziesler.

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Rita war Mitglied der "Smiths Freunde" von ihrer Geburt bis zum Alter von 23.

Todesangst wegen des Kinos

- Ich ging mit 20 zum ersten Mal in meinem Leben ins Kino. Damals hatte ich bereits begonnen, die Lehre der Smiths Freunde etwas kritisch zu hinterfragen, dennoch hatte ich während des ganzen Filmes Todesängste. Ich hatte mich niemals in meinem Leben so gefürchtet. Ich wußte, daß ich eine unverzeihliche Sünde beging, und war überzeugt, ich würde niemals in den Himmel kommen, erzählt Rita. Sie wurde innerhalb der Smiths Freunde geboren und ihre Familie gehört der Sekte weiterhin an.

- Ich lernte zu glauben, daß du dort nicht hingehen darfst, wohin du Jesus nicht mitnehmen kannst. Ich konnte Jesus nicht ins Kino mitnehmen, daher war ich verdammt. Das ist ganz verrückt ! Heute weine ich jedesmal beim Gedanken daran, auf was alles ich damals verzichten mußte. Ich durfte niemals fernsehen, radiohören oder zuviel mit Gleichaltrigen spielen.

Noch viele Jahre nach dem Bruch mit der Sekte hatte ich Todesangst vor der Strafe. Ich glaubte wohl verstandesmäßig nicht an die Strafe, aber tief hinten im Kopf saß die Angst, seufzt sie.

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"Ich habe gelernt zu glauben, daß du dort nicht hingehen darfst, wohin du Jesus nicht mitnehmen kannst. Ich konnte Jesus nicht mit ins Kino nehmen, daher war ich verdammt."
Rita (29)
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- Ich hielt es in der Sekte nicht mehr aus. Es gelang mir nicht, die strengen Anforderungen zu erfüllen, die gestellt wurden. Ich war nicht gut genug. Ich wußte, daß draußen die Strafe Gottes auf mich wartete, dennoch wagte ich es. Ich dachte, ich müsse nehmen, was komme; in der Sekte hielt ich es jedenfalls nicht mehr aus !

In den ersten Jahren wandelte ich wie im Traum. Die Familie und die Freunde versuchten die ganze Zeit, mich zurückzugewinnen - und ich widersprach ihnen nie, ich blieb nur stumm. Erst nach einigen Jahren sah ich ein, daß ich mein ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut hatte. Die ganze Grundlage meines Lebens wurde gewissermaßen unter meinen Füßen weggezogen, als ich dies entdeckte. Ich sah plötzlich ein, daß die, welche ich in all den Jahren für besser als alle anderen Menschen auf der Welt gehalten hatte, auch nur Menschen waren.

Der Schock darüber, der Wirklichkeit in die Augen zu sehen, ging nach und nach in Wut über. Ich war wütend auf das System und die Menschen, die solches anderen antun konnten. Ehemalige Freunde grüßten mich nicht mehr, und meine eigene Familie wandte sich von mir ab. Ich wurde niemals in die Wohnung meiner Eltern eingeladen, und sie besuchten mich nie. Ich wurde eine Verstoßene. Eine, mit der die Mitglieder keinen Kontakt haben sollen. Für sie bin ich nun ein Kind des Teufels. Ich weiß, was sie über mich denken, und das bereitet mir manchmal üblen Schrecken. Ich wage nicht, an die Öffentlichkeit zu gehen, weil ich weiß, daß ich mehr Verachtung nicht mehr vertrage. Ich habe weiterhin Probleme mit Angst und geringem Selbstbewußtsein. In all den Jahren erzählte die Sekte mir, wie wenig ich als Mensch wert sei. Das sitzt tief ! Ich wurde gehirngewaschen zu glauben, daß ich eine Null bin. Ich glaube, daß ich mit diesen Problemen nie fertig werde, aber ich weigere mich, aufzugeben. Es hat mir bereits 23 Jahre meines Lebens genommen. Den Rest will ich für mich selbst haben, versichert Rita zum Schluß .

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Daran leiden sie

Ernst Ziesler, ehemaliges Mitglied der Glaubensbewegung, hat eine Untersuchung unter 1000 norwegischen Aussteigern und Ausgeschlossenen durchgeführt, darunter Mitglieder der Glaubensbewegung, der Smiths Freunde und der Zeugen Jehovas. Hier einige der Ergebnisse:

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Das sind die Smiths Freunde:

(*) Anmerkung des Übersetzers: im Februar 1997 ergab eine Zählung nur 5074 Mitglieder.

Kein Kommentar

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Übersetzung: Friedrich Griess