http://www.vartland.no/apps/pbcs.dll/artikkel?Avis=VL&Dato=20011006&Kategori=ARTIKLER&Lopenr=11008014&Ref=AR

Unter dem Titel

Sie bauen ihr Jerusalem

berichtet die norwegische christliche Tageszeitung Vårt Land über die Aktivitäten der "Smiths Freunde" (SF) an ihrem Weltzentrum Brunstad an der Westseite des Oslofjords. (Zitate aus diesem Bericht sind im Folgenden kursiv gedruckt.)

Brunstad wird von den SF das ´Jerusalem unserer Zeitª und die ´Stadt unseres Gottesª genannt - wohl ebenso wie ihr offizieller Name "Die Christliche Gemeinde" eine anmaßende Bezeichnung, welche die Meinung der SF ausdrückt, daß der Rest der christlichen Welt für sie völlig uninteressant ist.

Das wichtigste Ereignis jeden Jahres ist das Sommertreffen auf Brunstad, das nicht nur mehr als 8000 Anhänger an Ort und Stelle versammelt, sondern über Satelliten in alle Welt übertragen wird. Obwohl Fernsehen früher streng verpönt war.

Die beiden Journalisten Geir Ole Bjartvik <geiroleb@vartland.no> und Alf Kjetil Walgermo wurden zur Besichtigung dieses Ereignisses eingeladen. Sie wurden auf Schritt und Tritt von den beiden Pressesprechern der SF, Svein Kronstad und Ole Olsen begleitet. Um zu verhindern, daß ihnen einfache Teilnehmer kompromittierende Auskünfte geben könnten.

Es ist gerade etwa zehn Jahre her, seitdem in der "Gemeinde" der SF ein Streit ausbrach, der rund tausend Anhänger veranlaßte, die "Gemeinde" zu verlassen. Es war eine Art chinesische Kulturrevolution. Vor allem ältere Mitglieder weigerten sich aus verständlichen Gründen, bei dem mit der sogenannten "Erweckung" verbundenen obligaten Erheben der rechten Hand (in norwegischen Zeitungen als "Nazigruß" bezeichnet) mitzumachen. Zitat:

"´Når tro blir maktª [´Wenn Glaube zur Macht wirdª] hieß 1992 eine Artikelserie in Vårt Land. Sie handelte von einer religiösen Bewegung, die von Spaltung betroffen war, einer brutalen Trennung, die enge Familien- und Freundschaftsbande auseinanderriß.

Die, welche dabeiblieben, nannten das Geschehene ´Erweckungª und meinten, daß jene, die gegangen waren, den neuen Geist nicht bewältigten, der in der Gemeinde herrschte.

Andere konnten berichten, daß bei weitem nicht alle freiwillig gegangen waren. Einzelne wurden regelrecht ausgestoßen in etwas, was sie als reinen Machtkampf in der Bewegung beschrieben."

Nun ist der Schwerpunkt ein anderer geworden. Zitat:

"Zehn Jahre nach einem aufreibenden Streit sind die Smiths Freunde damit beschäftigt, Geld zu sammeln. Sehr viel Geld."

Das Ganze ist technisch perfektioniert worden. Zitat:

"Im großen Versammlungssaal beginnt gerade das Vormittagstreffen. Von unserem Platz aus können wir eine junge Frau sehen, die eine Kamera zwischen den Stuhlreihen auf- und ab bewegt. Oben entlang der Wand sitzen gläserne Kabinen, in denen die Verkündigung in 15 Sprachen übersetzt wird. Dort ist auch die Zentrale, welche die Fernsehbilder produziert. Diese werden über Satellit an 30.000 Freunde in sechs [soll vermutlich heißen: sechzig] Ländern geschickt."

Wie rechtfertigt man aber den Schwenk weg von der Genügsamkeit der Gründergeneration? Zitat:

"Ein älterer niederländischer Bruder betritt das Podium. Er beginnt, perfekt norwegisch zu sprechen.

Der Mann aus den Niederlanden gibt einige Einwände wieder, die er in der Gemeinde aufgefangen hat. Er hat gehört, daß die Leute erwähnten, wie die Pioniere in der Gemeinde, Aslaksen und Bratlie, fast nie über Geld sprachen, während die Brüder heute viel über Geld reden.

Über ihm wölbt sich das riesige Dach der Versammlungshalle, aus eingesammelten Mitteln errichtet. Die Bautätigkeit unter den Smiths Freunden war nach der Spaltung vor zehn Jahren enorm. Geld für alle Projekte kommt hauptsächlich von den rund 30.000 Freunden, die sich rund um den Erdball befinden, bestätigt unsere Begleitung.

- Wir waren niemals gewohnt, daß uns das Geld serviert wurde, weder vom Staat noch von anderen. Alles wird aus eigenen Mitteln bezahlt, betont Pressekontakt Ole Olsen.

Er gibt jedoch zu, daß die Gemeinde in den letzten Jahren einige staatliche Unterstützung erhalten hat."

Bis zum Jahre 1996 hatten die SF alle anderen Religionsgemeinschaften, die den norwegischen Gesetzen entsprechend staatliche Unterstützung bezogen, als "Huren" beschimpft. Dann suchten sie plötzlich selbst darum an. Mit der Begründung, sie hätten bisher von den diesbezüglichen Gesetzen "nichts gewußt".

Wie finanzieren die SF nun ihre gewaltigen Bauvorhaben? Eine wichtige Quelle sind die sogenannten ´Davidssäulenª. Zitat:

"Davidssäulen sind Münzenrohre, erklärt man uns. Sie sind aus Plastik hergestellt und haben das Logo der Gemeinde eingeprägt. Alle Freunde werden aufgefordert, täglich mindestens 20 Kronen in das Münzenrohr zu legen. Einige Tage sind 40-Kronen-Tage - also zwei Münzen. Im Laufe eines Jahres sind das mindestens 8.000 Kronen pro Teilnehmer.

Jede örtliche Gemeinde wird aufgefordert, eine Anzahl Rohre abzuliefern, die mindestens 90% der Mitgliederzahl entsprechen, die ein eigenes Einkommen haben.

Zweimal im Jahr sammeln die Freunde das ersparte Geld ein. Das Gesamtergebnis wird während den großangelegten satellitenübertragenen Brunstadfesten verkündet, bei denen Geld aus allen Ecken des Erdballs hereinströmt.

Beim Brunstadfest im März in Finnland kamen im Laufe einiger Stunden über 16 Millionen Kronen herein. Das Geld stammte von den Davidssäulen in der ganzen Welt, samt anderen Formen von Spenden der Gemeinden.

Beim Brunstadfest in Bergen Ende September wurden wieder 18,6 Millionen Kronen eingesammelt. Mehr als die Hälfte stammte aus Davidssäulen.

Im sommerlichen Brunstad geht ein Mann auf das Podium und liest das Ergebnis der Kollekte vor. An diesem Junitag wanderten im Laufe des Treffens fast 400.000 Kronen aus den Taschen der Freunde in die Kassen der Gemeinde."

Den SF wurde bis vor kurzem strenger Rigorismus in Äußerlichkeiten vorgeworfen. Hier scheint nun eine Änderung eingetreten zu sein: Das, was früher "gottgewollt" war, wird nun als Einfluß einiger schlechter Personen heruntergespielt. Zitat aus einem Gespräch mit einem Hongkong-Chinesen:

"Wong meint, es gebe nun größere Freiheit als früher. - Besonders bezüglich Kinder und Erziehung. Früher durften Kinder nicht einmal Zeichentrickfilme sehen. Heute dürfen sie.

- Woher kommt das?

- Von der Verkündigung. Wir haben auf einigen Gebieten ein neues Verständnis erlangt, sagt Wong, der selbst sieben Kinder hat."

Also "Neues Licht" wie bei den Zeugen Jehovas?

Auch die Teilnehmer aus Fernost werden ordentlich geschröpft. Während bei anderen Religionsgemeinschaften der Geldstrom normalerweise von den reichen Ländern in die ärmeren geht, ist es bei den SF umgekehrt. Zitat:

"Außer dem Davidssäulen-Geld sandte die Gemeinde Wongs 10.000 Kronen bei jedem der letzten Brunstad-Feste. Auch in Hongkong wurde Geld zugunsten des Versammlungsortes gesammelt, der viele tausend Meilen entfernt ist."

Und wie verhält man sich heute zu jenen, die vor etwa 10 Jahren ausgebrochen sind? Zitat:

"Olsen ist zurückgeblieben. Nur wir und Kronstad sind da. Es ist an der Zeit, über die Spaltung vor neun Jahren zu sprechen.

Der Pressesprecher blickt über den Fjord hinaus.

- Welches Verhältnis habt ihr heute zu jene, die weggingen?

- Einige von ihnen treffen wir im Grunde nicht. Unsererseits haben wir kein negatives Verhältnis zu ihnen.

- Sind sie hier willkommen?

- Es kommt etwas darauf an, welche Art von Einstellung sie haben. Wollen sie kommen, um die Verkündigung zu hören, dann ist es in Ordnung, aber kommen sie mit einer negativen Einstellung, dann wird es anders. Wir haben mehr als genug zu tun, uns um unsere eigenen Leute zu kümmern.

Kronstad steht nun ganz am Ufer.

- Es ist nicht natürlich, wenn Ausbrecher von der Arbeiterpartei auf das Sommerlager zurückkommen, wenn sie in Richtung Høyre [Rechtspartei] gedreht sind."

Es ist schon bemerkenswert, wenn Kronstad die SF hier mit einer politischen Partei vergleicht. Und man sich der Chance begibt, durch Kritik aus seinen eigenen Fehlern zu lernen.

Friedrich Griess

Letzte Änderung des norwegischen Originals: 08. Oktober 2001 11:16