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Breitseite von Velten

Das Ex-Mitglied Johan Velten hat seine Version der Geschichte um die Smiths Freunde herausgegeben. Sie enthält vieles, was nachdenklich macht, läßt aber auch wichtige Fragen unbeantwortet.

Von Alf Gjøsund

Johan Velten ist einer von jenen, welche in den letzten 10 Jahren verhältnismäßig deutlich seine Meinung über die Smiths Freunde ausgedrückt hat. Das Heft "Minner og refleksjoner" ["Erinnerungen und Reflexionen"], das er zu Beginn der Neunzigerjahre verfaßte, sorgte dafür, daß manche schon damals eine strapazierte Beziehung zu ihm bekamen.

Veltens neues Buch über die Smiths Freunde erhielt den Namen "Ansatt av Gud" ["Von Gott angestellt" oder "Von Gott eingesetzt"]. Der Titel spielt auf ein Zitat von J.O. Smiths an, in dem dieser erklärt, er wäre gerade dies]. Das Heft "Minner og refleksjoner" ist im Buch enthalten. Es macht hauptsächlich den Teil 1 aus, der mit "Erlebnisse" benannt ist. Hier erklärt Velten den Hintergrund der Familie bei den Smiths Freunden, bevor er zu seinem persönlichen Bericht weitergeht. Im Teil 2 erzählt er die "Geschichte" um die Smiths Freunde. Hier erhalten wir eine Übersicht über die Entstehung und Entwicklung der Smiths Freunde sowie Veltens Porträt deren erster drei Hauptleiter (samt in begrenzten Umfang von Aksel J. Smith). Teil 3 ist dem geweiht, was in Verbindung mit der Spaltung 1992 geschah, samt der Entwicklung der Glaubensgemeinschaft bis zum heutigen Tag. Im letzten Teil erfahren wir Veltens Gedanken darüber, welche Spuren es im Bewußtsein eines Menschen hinterläßt, bei den Smiths Freunden aufgewachsen zu sein.

Dunkle Farben

Insgesamt gesehen malt Velten ein Bild der Smiths Freunde - nicht auf gut und schlecht, sondern kurz gesagt auf schlecht. Die Grundfarben sind dunkel, und zum Hellen und Positiven ist es weit. Mein Eindruck ist der, daß Velten es nicht als seine Aufgabe sieht, den Lesern zu erklären, daß die Smiths Freunde tatsächlich für viele ein positives und behagliches Milieu sind. Er möchte die alternative Geschichte erzählen, den Teil der Wahrheit, den die "Machthaber" weggelassen haben.

Dies ist wohl an sich redlich. Das Problem ist, daß Leser, welche die Glaubensgemeinschaft nicht kennen, nach dem Lesen des Buches mit einigen wesentlichen Fragen zurückgelassen werden. Fragen wie: Warum mag überhaupt jemand bei den Smiths Freunden dabei sein? Kann eine Leitung von fünf Personen ausschließlich durch Furcht und sogenannte "mind control" als einziges Werkzeug eine ganze Glaubensgemeinschaft zusammenhalten?

Hier glaube ich, daß sowohl Velten als auch einige andere sogenannte "Gegner" der Smiths Freunde mehr oder weniger bewußt etwas Wichtiges übersehen. Die Smiths Freunde haben, wie auch andere Glaubensgemeinschaften, viele gute Eigenschaften. Ich glaube, die meisten Ausbrecher können bestätigen, daß in ihrem Dasein eine Reihe positive Werte wichtig waren, wie Gemeinschaft, Freude, Stabilität, Sicherheit und das Augenmerk auf wichtige biblische Anliegen. Nicht zuletzt bildet dies einen Kontrast zur negativen Entwicklung in der Gesellschaft mit ihrem Trend zu aufgelösten Beziehungen (deutlich dokumentiert in der Scheidungsstatistik). Ohne diesen Teil der Geschichte wird der Leser mit einem Gefühl zurückgelassen, ihm sei nicht die ganze Wahrheit erklärt worden. Velten erwähnt wohl solche Werte, aber sie ertrinken in all dem Negativen, das er erzählen kann.

Einwände

Was sind nun Veltens Einwände gegen die Smiths Freunde? Sowohl im ersten wie auch im zweiten Teil erfahren wir, was seiner Meinung nach die Glaubensgemeinschaft durch und durch geprägt hat. Hier gibt es viele Stichworte und ich möchte einige davon erwähnen:

Sagt Velten die Wahrheit?

Die große Frage ist, ob Velten hier die Wahrheit sagt oder ob er ein so eingefleischter Gegner der Smiths Freunde ist, daß er weiß zu schwarz macht. Ein Journalist, der mich anrief, um meiner Beurteilung des Buches zu hören, berichtete, er habe Velten als so negativ gegenüber den Smiths Freunden erlebt, daß es die Glaubwürdigkeit beeinträchtige.

Meine Meinung nach spricht Velten hier wahr und glaubwürdig. Ja, ich möchte es noch stärker sagen: Er trifft oft den Nagel auf den Kopf. Sogar viel vom Aufsehenerweckendsten, das er schreibt, ist nicht übertrieben. Dies ist eine Auffassung, von der ich glaube, daß viele ehemalige Mitglieder sie teilen werden. Allerdings sind einige der Beispiele, die er verwendet, von so persönlicher Art, daß es nicht möglich ist, sie zu verifizieren. Aber sie könnten wahr sein. Nicht wenige von uns haben ähnliche Dinge erlebt.

Ich möchte das meiste Gewicht auf Teil 2, "Geschichte", und Teil 3, "Generationswechsel", legen. Diese beiden Teile umfassen etwa 190 von den 263 Seiten des Buches. Die Gemeinde erhält eine Beschreibung ihrer Geschichte mit Gewicht auf die negativen Züge. Velten richtet die Aufmerksamkeit auf die Zurückweisung anderer Glaubender durch das Milieu und gibt eine Übersicht über die Lehre der Smiths Freunde. Ich meine, er trifft es gut in Hinblick auf Fragen der Lehre, auch wenn hier ebenfalls die Rede davon sein muß, die Sache einseitig zu sehen. Velten betont in Verbindung damit die Verwandtschaft mit "The holyness movement". Dies ist wichtig. (Ich kann nicht anders, als mich über Steinar Moe zu wundern, der neulich ein Buch über die Theologie der Smiths Freunde schrieb und dabei ständig Pontoppidan und den Pietismus hineinzieht, wenn der Zusammenhang zwischen den Smiths Freunden und der Heiligkeitsbewegung (die auch vom Pietismus beeinflußt war) soviel deutlicher ist.)

Sympathie mit christlichem Glauben

Velten weist auf psychologischer Grundlage die Lehre zurück, daß der Mensch über alle bewußte Sünde siegen kann. Er selbst hat offenbar Sympathie für den christlichen Glauben, der die Unzulänglichkeit des Menschen erkennt, aber er macht nicht den Eindruck, er habe einen ausgeprägten religiösen Ausgangspunkt. Ich freue mich dennoch darüber, daß er (mit einer winzigen Ausnahme) nicht die Bibel kritisiert. Er kritisiert die Art und Weise der Smiths Freunde, die Bibel zu interpretieren.

Die Porträts früherer Leiter werden wohl nicht zuletzt vielen Ausbrechern schwer auf die Brust fallen. Persönlich meine ich, daß es berechtigt ist, daß Menschen, die selbst so große Freiheit fühlten, andere christliche Leiter zu charakterisieren und zu kritisieren, die Aufmerksamkeit auf sich gerichtet bekommen. Gleichzeitig hat Velten offenbar in erster Linie die schriftliche Produktion dieser Leiter als Quellenmaterial benützt. Dies kann einen gewissen Eindruck von der Persönlichkeit eines Menschen geben, aber bei weitem keinen vollständigen. Man ist nicht immer der, was man schreibt, um es so zu sagen.

Die Version der Ausbrecher

Die Kapitel über die große "Erweckung" und Spaltung zu Beginn der Neunzigerjahre ist etwas vom Aufsehenerweckendsten im Buch. Hier gibt Velten die Version der Ausbrecher zum Besten. Velten nahm an diesem Prozeß selbst nicht teil, aber er hat offenbar mit einigen gesprochen, die dabei waren. Die meisten Ausbrecher würden Veltens Beschreibung zustimmen können, um nicht zu sagen, sie könnten das Bild mit vielen aufsehenerweckenden Geschichten ergänzen. Aber ich glaube, daß auch viele Mitglieder der Smiths Freunde von seiten der Ausbrecher Verachtung und Verleumdung erlebten. Velten ist jedoch nicht so sehr mit der persönlichen Ebene beschäftigt. Er spricht in erster Linie über Handlungen von seiten der Leiter der Smiths Freunde

Persönlich würde ich mir wünschen, daß die Smiths Freunde mit ihrer Version der Erweckung zur Sprache kämen - mit der ehrlichen Version. Bisher hat die Leitung sich im Großen und Ganzen damit begnügt, die "Gegner" zu dämonisieren. Gerade deshalb erhält Velten das letzte Wort. Meint man, daß die Smiths Freunde dies verdienen?

Einige haben auf den Brief reagiert, den Velten "im Namen von" Sigurd Bratlie schrieb (und der auch in Forløsning veröffentlicht wurde). Die Reaktion kann man gewissermaßen verstehen, nicht zuletzt deshalb, weil der Brief einen dramatischen Stilbruch angesichts dessen bedeutet, was Velten sonst schreibt. Ich selbst meine eigentlich, daß dieser Brief etwas vom Besten im Buch ist. Er unternimmt nämlich den Versuch, die Angelegenheit von seiten der SF zu verstehen. Das müssen wir tun, solange wir es können, wobei wir gleichzeitig die Wahrheit nicht übersehen können.

Zuletzt im Buch schreibt Velten über das Dasein nach den Smiths Freunden. Das ist Lesestoff, der nachdenklich macht. Ich erkenne mich in vielem wieder. Für mich persönlich wurde die Lösung für meine Heuchelei und mein Streben nach Heilsgewißheit das Evangelium von Gottes grenzenloser Hingabe und Liebe in Christus. Ich kann Velten nicht dafür kritisieren, daß er nicht dasselbe vermitteln kann.

Schlußfolgerung

Meine Schlußfolgerung ist, daß Velten ein vereinfachtes Bild der Smiths Freunde zeichnet, aber ich glaube, das weiß er selbst. Er möchte das Negative erzählen, denn dieser Teil der Geschichte wurde bisher nicht erzählt. Ich hätte es selbst nicht auf diese Weise getan, aber ich glaube, es ist gut, daß es getan wurde. Das Buch vermittelt einen wichtigen Teil der Wahrheit über die Smiths Freunde. Er schlägt auch Änderungen in der Glaubensgemeinschaft vor, mit denen ich ganz einig bin. Das Buch ist eine wichtige Ergänzung zu all den anderen, die über die Smiths Freunde geschrieben wurden, und ist gerade als solche zu empfehlen.