Aftenposten, 24. Juni 2004 - Debatte

Smiths Freunde und Mammon

Mit Verwunderung verfolge ich die Debatte über die Smiths Freunde. Ich wuchs selbst in den Sechzigerjahren in dieser Gemeinde auf und ich wundere mich darüber, was mit ihrer Wertegrundlage geschehen ist.

Die Verkündigung der Smiths Freunde in meiner Jugend betraf Gottesfrucht mit Genügsamkeit und in dieser Welt nicht groß zu werden. Ich erinnere mich so gut an das Versammlungslokal in Brunstad, mit einer Zeltplane darüber, die bescheidenen Schlafbaracken und den Zeltplatz. Damals stand Gott im Zentrum; hat er wohl heute den Platz mit Mammon vertauscht? Gibt es irgend eine Gemeinde in Norwegen, die vermögender ist als die Smiths Freunde?

Es wirkt für mich so, als ob es das Wesentliche wurde, möglichst viele irdische Güter und Gold zu besitzen. Völlig entgegen der Botschaft, die einmal verkündigt wurde. Und für mich ist diese in erster Linie Nächstenliebe im weitesten Sinne des Wortes.

Seht rund um euch, seht alle, die am Boden liegen. Seht alle jene an, die eure Millionen benötigen! Seid nicht blind, schaut Jesus an, er war in dieser Welt nicht groß, aber wurde von Liebe zu seinen Mitmenschen getrieben, um die Kleinen und Ausgestoßenen in der Gesellschaft zu retten. Für mich wirkt es so, als ob die Smiths Freunde völlig auf Abwegen wären, und mit Traurigkeit muß ich feststellen, daß sie von einer Kultur der Gier getrieben werden, die mein Verständnis übersteigt.

Anstatt von Liebe getrieben zu werden, von Liebe zu allen, die dieses in unserer Gesellschaft benötigen.

Astrid Ruud, Oslo