Aus: Sofus Anker-Goli, Sekter i Søkelyset (Sekten im Scheinwerferlicht), Sambåndets Forlag A.S., Bergen 1950.

VII. Die Smiths Freunde.

Eine der merkwürdigsten und verlockendsten Richtungen innerhalb der religiösen Sekten in Norwegen sind heute die sogenannten Smiths Freunde. Diese arbeiten unermüdlich und zielbewußt vielerorts in unserem Land. Die Sekte (ich muß ihnen diese Bezeichnung geben, da sie in höchstem Grad die Voraussetzungen hierfür erfüllen. Das besondere Kennzeichen einer Sekte ist, daß sie sich abspalten und sich von den örtlichen Gemeinden trennen) ist nicht eine Erweckungsbewegung im eigentlichen Sinn, sondern "fischt eher im bereits umgerührten Wasser" in den verschiedenen Gemeinden ringsum in den Städten und größeren Orten. Auf diese Weise haben sie vieles mit anderen Sekten gemeinsam, wie z. Bsp. mit den Adventisten und den Zeugen Jehovas. Nach Erweckungen sind sie stets zur Stelle mit ihrer verlockenden "Hilfsbereitschaft" bei den neubekehrten und noch ungefestigten Seelen. Wer wollte nicht an einer vollen und ganzen Erlösung teilhaben ? Wer wollte nicht ein reicheres und sieghafteres Leben in Gemeinschaft mit seinem Erlöser leben ? (Wer wollte nicht) in seinem Gottesleben auf eine höhere Ebene kommen, und dieses überfließende Leben leben, das auch auf andere überströmen kann, und nicht nur für einen selbst genug Leben ist.

All das ist wahr und recht, aber der Weg und die Weise, wie man dieses reichere, vollere Leben mit Christus erreicht, das ist es, was unbiblisch und falsch ist.

Über die Entstehung der Sekte wissen wir wenig oder nichts. Vom Namen "Smiths Freunde" verstehen wir, daß der Gründer, oder der, der die Bewegung in das norwegische Christenleben einführte, Smith heißt. Er ist aus Horten in Vestfold. In den späteren Jahren ist es hingegen ein anderer, der die Führerrolle übernahm und die Vordergrundsfigur in dieser Gemeinschaft wurde, vor allem wegen seiner Tätigkeit als Verfasser der komplizierten und teilweise verlockenden Lehre der Sekte. Sein Name ist Elias Aslaksen, aus Hønefoss.

Man kann fragen: Woher haben diese Männer ihre Ideen ? Was ist originell, und was ist Beeinflussung ? Ich muß einsehen, daß ich diese Frage nicht vollständig beantworten kann. Viel von dieser Lehre ist zweifellos von anderen Sekten entlehnt oder durch sie beeinflußt, bewußt oder unbewußt. Man hat das Gefühl, daß hier viele Bäche in dieses mehr oder weniger verwirrende Meer von Lehrsätzen zusammenfließen. Zum Beispiel die Lehre der Adventisten über Jesu Versöhnung, daß diese nicht ein abgeschlossenes Ganzes ist, sondern im himmlischen Heiligtum weitergeht als Reinigung für die Heiligen, eine abschließende Versöhnungshandlung und ein untersuchendes Gericht. Übrigens ohne Vergleich treffen wir in der Lehre der Smiths Freunde den Gedanken an unser Opfer, das Jesus sozusagen täglich dem Vater im Heiligen darbringen muß. Soweit es eine besondere Weihe und ein Opfer unsererseits betrifft, so finden wir die gleichen Gedanken auch bei den Zeugen Jehovas. Damit habe ich nicht gesagt, daß in den Adern der Smiths Freunde Adventistenblut fließt, daß man aber Zeichen der Ähnlichkeit und Beeinflussung deutlich bemerken kann. Was die originalen Gedankengänge von Smith und Aslaksen betrifft, so überlasse ich es den Lesern, selbst darüber zu entscheiden.

Die Wirkungsweise der Smiths Freunde.

Solange ich ihre Methoden und ihre Wirksamkeit in unserem Land feststellen konnte, können wir folgendes festhalten:

Die Smiths Freunde wirken hauptsächlich unter Menschen, die sich schon als Erlöste bekennen. Für einen Außenstehenden sieht es so aus, als ob ihnen nichts daran liege, die Welt für Christus zu gewinnen. Ich will nicht glauben, daß dies in böser Absicht geschieht, aber das wirkt in Richtung des Bösen, das ist sicher. Den Beweis haben wir von vielen zerrissenen Gemeinden ringsum in unserem Land. Das Betrüblichste ist, daß einige der besten Christen mitgerissen werden, weil sie sich nicht mit weniger als der ganzen Fülle Gottes zufriedengeben wollen.

Leben, ja, Überfluß. Und hier kommen wir zu einer ihrer wirksamsten Trumpfkarten: die Verkündigung, die sie bisher gehört haben, war nur ein "halbes Evangelium". Was kann aufrüttelnder sein für ein ehrliches Christenherz als eine solche Behauptung. Denk doch - "ein halbes Evangelium". Damit kann man ja weder leben noch sterben. Bedenklich ist, daß es sich hier genau um das gleiche schlagende Argument handelt, das die Sekten um die Jahrtausendwende in ihren Propagandaschriften benützten. Nur ihre Verkündigung ist das ganze und volle Evangelium. Ist es nicht bedenklich, daß wir in der Lehre der Smiths Freunde den gleichen alten Widerhall hören müssen ?

In ihrem Eifer, die Christen an Ort und Stelle zu "bekehren", erreichen sie Spaltung, und Spaltungen sind nicht von Gott, dafür haben wir das klare Wort der Bibel. Röm 16,17: "Ich ermahne euch, meine Brüder, auf die achtzugeben, die im Widerspruch zu der Lehre, die ihr gelehrt habt, Spaltung und Verwirrung verursachen. Haltet euch von ihnen fern !". Siehe auch 2. Joh, V. 10. Nur dieses eine Kennzeichen sollte im Grunde genügen, sich von Ihnen fernzuhalten, aber ihre überzeugende und einschmeichelnde Weise, das Wort vorzutragen, bewirkt, daß viele ehrliche Christen es einfach nicht wagen, die Smiths Freunde ganz abzuweisen. Und die Erfahrung beweist, daß die, welche erst zuzuhören beginnen, ergriffen werden, ja, man kann sicher sagen, in ihren Netzen gefangen werden. Man darf nicht vergessen, das das ganze Sektenwesen eines gemeinsam hat: es ist eine Geistesmacht, aber nicht vom Guten. Das sind harte Worte, sagen viele, aber ich glaube, ich kann das mit ihrer eigenen Lehre beweisen.

Ein wenig über ihre Lehre.

Es ist sehr schwierig, in der Ansicht der Smiths Freunde über die Bibel klare Linien zu finden. Selbst die, welche längere Zeit bei den Freunden waren, haben keine klare Erleuchtung über das bekommen, was sie lehren. Es sind nur die "Sichersten" und Eingeweihten, die sich der vollen und ganzen Wahrheit nähern. Es gibt also auch in dieser Sekte ein Vorwärtsschreiten in der Erkenntnis. Smith lehrt, daß ein wahrer Christ, der sich in der Gnade richtig entwickelt, mehrere Entwicklungsstufen durchmacht. Es gibt sechs solche Stufen. Es ist aber nur eine sehr begrenzte Anzahl von Glaubenden, welche die siebente Stufe der Vollkommenheit erreicht. (Hier ist es nicht schwierig, Beeinflussung von so etwas Häßlichem wie Spiritismus zu riechen. Dieser hat zwar 7 Stufen, aber selbst Jesus kam nicht weiter als bis zur 6. Stufe. Ich sollte vielleicht darauf aufmerksam machen, daß für die Spiritisten die "Stufen" nur für das Leben nach dem Tod Bedeutung haben, aber die Idee ist ja soweit bei beiden dieselbe, nur mit dem Unterschied, daß von diesen beiden Richtungen der Spiritismus sie zuerst lanciert hat. Bei anderen gab es sie noch früher).

Die Lehre über die Person Jesu.

"Jesus hatte Sünde im Fleisch."

Wir stehen hier einem der abschreckendsten Lehrsätze der Smiths Freunde über Jesu Person gegenüber, nämlich - "daß er Sünde im Fleisch hatte wie wir, und den gleichen Willen wie wir". Hier will ich bemerken, daß sie ganz bestimmt behaupten, daß "Jesus nicht sündigte", oder "aktuelle Sünden" hatte, gegen die er kämpfte, wie zum Beispiel wir, aber dadurch, daß er doch im sündigen Fleische kam, hatte er auch teil an der Natur, die verderbt war, und die sowohl die Schrift als auch wir Sünde nennen.

Hebr 4,15 ist eine der grundlegenden Stellen der Smiths Freunde in der Bibel. "Er (Jesus) wurde in allem wie wir in Versuchung geführt...". Hätte Jesus nicht Sünde im Fleisch gehabt wegen der Geneigtheit seiner verderblichen Natur, so wäre er nicht in allem versucht worden, nein, in Wirklichkeit wäre er nicht in einer einzigen Sache versucht worden gleich uns, "denn er hätte es anders als wir gehabt, denn wir werden dadurch versucht, daß wir von unserer eigenen Lust gezogen und verlockt werden." (Elias Aslaksen).

Zwei junge Damen von Smiths Anhängern sagten in einem Gespräch zu mir: "Für uns ist es wunderbar, an die Wahrheit zu denken, daß Jesus Sünde im Fleisch hatte, da kann er auch ganz und voll verstehen, womit wir zu kämpfen haben. Der Sieg über die Sünde ist für uns das größte Problem, aber weil er aus eigener Erfahrung wußte, wie er selbst "die Sünde in seinem eigenen Fleisch überwand", kann er uns auch den Weg zum Sieg zeigen".

Und hier sind wir mitten im traurigen Abweg der Smiths Freunde, dem Weg zum Sieg. Es ist recht und gut, daß wir alle an Jesus Christus als unseren Retter und Versöhner glauben, aber das ist nicht genug. Man muß einen täglichen Kampf gegen die Sünde führen, einen Kampf, der konkrete tägliche Siege in unserem eigenen Leben aufweisen kann. Wenn nicht, dann betrügen wir uns selbst. In diesem täglichen Kampf ist es Christus, der als unser Hoherpriester auftritt. Er leistet Priesterdienst zwischen uns und Gott. Hier wird auf das Alte Testament hingewiesen, wo die Priester Opfer nach Gottes Wort bestimmten oder auswählten. Das können junge Tauben, Lämmer oder andere Opfertiere sein. Das Volk brachte seine Opfer den Priestern dar, und die Priester stachen dann das Messer in das Opfer und ließen das Blut aus dem Opfertier rinnen, bis es starb. Das Blut wurde dann in das Heiligtum gebracht und auf des Herren Altar gestrichen als Zeugnis dafür, daß das Opfer dargebracht und die Sünde damit gesühnt war. Daß Christus als unser Hoherpriester den Dienst des Ausgleiches auf sich genommen hat, bedeutet, daß er sich Opfer in unserem Leben auswählt. Zum Beispiel eine bestimmte Sünde in unserem Leben, der wir anhangen (?) und die wir aufgeben müssen. Das kann ein weltlicher Freund oder eine Freundin sein, Kino, Theater, oder das können Genußmittel sein, wie Tabak, Lust auf gutes Essen usw. Wir gehen so hin zu unserem Hohenpriester, Christus, und liefern dieses Opfer aus, diese sündige Lust. Er sticht dann das Messer hinein (geistlich gesprochen), und das gleiche wiederholt sich wie im Alten Testament, "das Blut fließt heraus" und die Lust stirbt in uns. Jesus Christus geht dann hinein in das Heiligtum mit dem Blut, unserem Blut, das ein sichtbarer Beweis dafür ist, daß die Sünde gesühnt ist. Die Schriftstelle, die benützt wird, ist Hebr. 12,4: --"widersteht bis aufs Blut in eurem Kampf gegen die Sünde". (Es ist in Wahrheit erschütternd, daß Gottes Wort in diesem Maß verdreht und verfälscht wird, um eine Irrlehre zu beweisen. Hier ist ja die Rede von der Möglichkeit, daß es sich sogar um den Einsatz unseres eigenen Lebens für den Glauben handeln kann, der uns übergeben ist. Die Märtyrerzeit bestätigte ja wiederholte Male, daß dies auch für die Jünger des Herren und übrigens für jeden galt, der der Spur des Meisters folgte).

Dieser Opferdienst wiederholt sich ständig im Leben eines Christen. Wir liefern eine neue sündige Lust an Jesus Christus aus, die er in unserem Leben auserwählt hat und die uns daran hindert, in einem täglichen Sieg zu leben. Wieder sticht er das "Messer" in diese, das Blut fließt heraus, die Lust stirbt, und Jesus trägt das Blut, unser Blut, hinein ins Heiligtum. Der Sieg ist damit errungen, daß wir für alle Zeit mit dieser Sünde fertig sind. So setzt sich dieser Dienst des Ausgleichs zwischen uns und Gott, und mit Jesus Christus, unserem Hohenpriester, ständig fort. In gleichem Maß als wir bereit sind, unsere Sünden und sündhaften Neigungen zu opfern, gibt es in unserem Leben Siege. Mit anderen Worten, das ist der Heilsweg der Christen. (Der Weg der Werke und nicht der Gnade). Und hier haben die "Stufen" in ihrer Verkündigung wieder ihren Platz. Die Entwicklungsstufen der Gläubigen, von denen es 6 gibt. Wer so glücklich ist, die höchste Stufe zu erreichen, die siebente, wird frei von aller Sünde. "Es sind allerdings nur die Allerwenigsten, die in ihrem Heiligungsleben soweit kommen", sagen Smith und seine Lehrmeister.

Welche Bedeutung hat Jesu Tod für die Smiths Freunde ?

Nachdem wir das Vorhergehende gesehen haben, können wir nur die Schlußfolgerung ziehen, daß Jesu Tod am Kreuz untergeordnete Bedeutung hat. "Nein", sagen die Smiths Freunde, "Christi Tod war von größter Bedeutung. Er mußte zuerst leiden und sterben, damit er unser Hoherpriester werden und Priesterdienste für uns leisten konnte. Deshalb kam er im sündigen Fleisch". (Sie scheinen ganz zu übersehen, daß geschrieben steht "in der Gestalt des sündigen Fleisches". Wie die Kupferschlange im Aussehen allen anderen Wüstenschlangen gleicht, jedoch ohne Schlangengift, so ist es auch mit Jesus, sein Leib war gleich unserem, aber Gott sei gelobt, ohne das Schlangengift der Sünde darin.)

Röm 8,3: "Weil das Gesetz, ohnmächtig durch das Fleisch, nichts vermochte, sandte Gott seinen Sohn in der Gestalt des Fleisches, das unter der Macht der Sünde steht, zur Sühne für die Sünde, um an seinem Fleisch die Sünde zu verurteilen". Die Auslegung dieser Schriftstelle ist nicht minder erschütternd. "Das Gesetz konnte mit diesem Fleisch (unserem Fleisch) nicht fertig werden. Deshalb sandte Gott seinen eigenen Sohn und ließ ihn sich in dieses Fleisch kleiden, um dadurch damit fertig zu werden, um die Sünde im Fleisch zu verurteilen. Gott verurteilte die Sünde im Fleisch Christi. Er hätte sie dort nicht verurteilen können, wäre sie nicht dort gewesen". Christus hatte nicht ein besonderes "heiliges Fleisch", sondern ein sündiges Fleisch, und in seinem täglichen vollkommenen Leben in Siegen gegen seinen Eigenwillen verurteilte er die Sünde in seinem eigenen Fleisch. Er mußte den gleichen Weg gehen wie wir alle anderen; hätte er dies nicht getan, so wäre er uns nicht in allem gleich, und könnte uns auch nicht zum Vorbild dienen. Deshalb ist Jesu Tod am Kreuz nicht der des Stellvertreters, sondern (er dient dazu,) den Weg, den Zutritt für uns zu öffnen, den Weg des Opfers zu gehen, sodaß er unser Hoherpriester sein kann, der die Opfer in unserem Leben auswählt, und daß er unser Blut und unser Opfer nehmen und ins Heiligtum hineintragen kann. Jesu Sühnetod auf Golgotha war deshalb nicht etwas abgeschlossenes Ganzes, sondern er setzt sich als Ausgleichsdienst fort, solange es auf Erden Gläubige gibt, die man zu einem sieghaften Leben weiterführen will. Jesu brachte also sein Blut als erster dar. Das war notwendig, damit er unser Hoherpriester werden konnte. Man kann mit Sicherheit sagen, daß die Smiths Freunde auf dieser Grundlage keine sehr hohen Gedanken über Christi Sühne haben. Man kann sie vielleicht nicht beschuldigen, daß sie die Sühne direkt leugnen, aber wir können mit vollem Recht sagen, daß sie auf eine überaus traurige und erschütternde Weise Christi Sühne als Genugtuung für die Sünden der Welt, ein für allemal, entstellt haben. Deshalb ist es eine leblose Sühne, die sie ihren Anhängern anbieten.

Die Bedeutung des Glaubens.

Der Glaube hat für die Aneignung von Christi Erlösungswerk keine Bedeutung, aber in dem Maße, in dem wir an Jesus Christus als unseren Hohenpriester glauben, der zuerst mit seinem Blut in das Heiligtum hineinging, können wir auch den gleichen Weg in seiner Fußspur gehen. Er wählt die Opfer in unserem Leben aus, er trägt unser Blut hinein ins Heiligtum, und damit wird das Zeugnis für Gott hineingetragen, daß unsere Sünden und sündigen Neigungen geopfert sind. Das ist den Lehrsätzen der Smiths Freunde zufolge die Tat Jesu für uns, nämlich unser Hoherpriester zu sein, der unsere Opfer entgegennimmt, indem wir die Sünden ausliefern, die er täglich auswählt. Man kann wahrhaftig sagen, daß dies (Jesus als Hoherpriester) den Grundgedanken oder die Grundanschauung für alles bildet, was sie sonst lehren. Ich muß allerdings zugeben, daß ich es sehr schwierig gefunden habe, einen klaren Überblick über ihre mehr oder weniger versteckten Lehrmeinungen über verschiedene Dinge zu finden. Es ist bezeichnend, was ein Verfasser bei dieser Gelegenheit sagt: "Vor einiger Zeit wechselte ich einige Briefe mit Elias Aslaksen, und wies auf einige der gröbsten Aussprüche in seinen Büchern hin. Aber anstatt ehrlich zuzugeben, daß er solche Dinge lehrte, wand er sich heraus, indem er sagte, nur ich sei es, der nicht verstehen könne, was er gesagt habe. Ich zitierte dann wörtlich mehrere seiner Aussprüche und fragte: "Hast du das geschrieben oder hast du das nicht geschrieben ?" Aber das Ergebnis war, daß ich keine Antwort bekam." ("Kristus åpenbart i kjöd" - "Christus geoffenbart im Fleisch", A. Bjerkreim.) Ich habe soviel aus diesem Buch zitiert, weil es für alle abweichenden Sektengründer typisch ist - sie suchen ihre Sonderauslegungen so viel wie möglich für nichteingeweihte und "neugierige" Forschende zu tarnen. Die "Sicheren", die sich ganz ihrer "Erziehung" und Lehre weihen, werden auf dem Erkenntnisweg weitergeführt, wenn möglich bis zur siebenten Stufe.

Persönlich habe ich weder an Elias Aslaksen noch an Sigurd Bratlie geschrieben. Meine Erfahrung mit solchen Schreibereien war immer negativ. Es ist bedauernswert, aber aus der Aussage des obenerwähnten Verfassers sehen wir, das dies auch seine traurige Erfahrung ist.

Meine Beurteilung muß sich daher auf das beschränken, worüber ich gelesen habe und was ich von Leuten, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Bewegung, gehört habe. Daraus können wir schließen, daß diese Sektenbildung durch und durch eine Abweichung und Entstellung von Gottes Wort ist, und dies in vielen wesentlichen Punkten:

1.Die Leugnung des stellvertretenden Handelns Jesu für uns auf Golgotha. Wir glauben, daß das Erlösungswerk dort ein für allemal vollbracht wurde: "...durch das Opfer des Leibes Christi ein für allemal", "...denn durch ein einziges Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer zur Vollendung geführt", Hebr. 10, 10 u. 14. Sie lehren, wie vorhin erwähnt, eine fortgesetzte Erlösung.

2.Sie lehren, daß Jesus Sünde im Fleisch hatte. Eine abweichendere Gotteslästerung können wir nicht einmal bei den extremsten Sekten finden. "Jesus hatte teil an der Natur, die verderbt war. Er hatte Fleisch wie wir, Eigenwille wie wir. Jesus hatte Sünde, aber sündigte nicht, deshalb ist er nicht sündig". (Aslaksen.) Das ist ja nicht nur eine Erniedrigung des "makellosen Opferlammes Gottes", sondern eine Verkehrung und Verspottung des einzigen Vollkommenen, der gelebt hat, Gottes eigenem Sohn. Jesu sündiger Eigenwille zeigt sich zum ersten Mal beim 12-Jährigen im Tempel. "Er blieb in Jerusalem zurück, aber seine Eltern wußten nichts davon". Er hatte nicht darum um Erlaubnis gefragt, und hatte nicht einmal Bescheid gegeben. Soviel Weisheit hatte er noch nicht erhalten. "Aber als er hörte, daß er seinen Eltern mehrere Tage lang solche Schmerzen zugefügt hatte, da tat er so etwas nicht mehr". (Aslaksen.) Das muß wohl heißen, das Heilige auf die niedrigste aller Stufen für den Herrn des Himmels und Gottes Sohn hinunterzuziehen.

Wir müssen auch als eine biblische Wahrheit festhalten, daß zwischen Sünde im Fleisch und Sünde in der Tat kein Unterschied ist. Denn sollte hier ein Unterschied sein, so müssen wir für immer die Erbsünde streichen. Streichen, daß wir alle mit Adam gestorben sind. Wir sind nicht in Sünde geboren, wie unsere Erziehung als Kinder uns eingeprägt hat. Sünder vor Gott werden wir erst, wenn wir die eine oder die andere offenbare Sünde begangen haben. Dieses falsche Evangelium lehren die Smiths Freunde. Dies ist ein "anderes Evangelium" als jenes, welches Gottes Wort lehrt. Denn Gottes Wort lehrt deutlich, daß wir Sünder sind, denn wir sind sündige Menschen von Kindesbeinen an.

So glauben wir noch immer, daß das Wort des Engels an Maria wahr war -: "...deshalb soll das Heilige, das aus dir geboren wird, Gottes Sohn genannt werden". Wehe dem, der da wagt, den heiligen Leib auf die gleiche Ebene wie unser sündiger Leib hinunterzuziehen. Hier darf keine Bagatellisierung geduldet werden. Aslaksen nennt die Auslegung seiner Theorien "Erleuchtung eines großen Geheimnisses". Ich würde es lieber die äußerste Finsternis nennen. Dort hinein führt es auf jeden Fall. Zum Himmel führt es nicht.

3. Christus war nicht Gott in seinem Erdenleben.

"In den Tagen seines Fleisches war Jesus nicht dem Vater gleich, sondern seinen Brüdern gleich. Als er zuletzt vollendet wurde, wurde er wieder dem Vater gleich. Zufolge Lk 18,19 sagt also Jesus selbst, daß er nicht Gott sei." Soweit Aslaksen. Wenn Jesus dem reichen Jüngling mit den Worten antwortet: "niemand ist gut außer einem, der Gott ist", so wagen also die Smiths Freunde, dies so auszulegen, daß Jesus damit festhält, daß er selbst nicht Gott ist.

4. Die Erlösung der Gläubigen beruht auf Selbsterlösung.

Das klingt vielleicht derb, aber wenn wir vorher auf ihre Lehre hingewiesen haben, daß Jesus unser Opferpriester ist, so kann man das wohl auf keine andere Weise charakterisieren. Aslaksen sagt: "Wir arbeiten uns durch zu persönlichem Leben und Reichtum in Gott"..."daß die Taten das Einzige sind, worum es sich dreht, das Einzige, wonach gefragt wird, das Einzige, das irgend einen Wert darstellt. Und Christi Tat ? Sein vollbrachtes Werk ?" fragt er weiter. "Ja, das alles gehört dazu, um auf unsere Taten einzuwirken, daß sie rein und gut werden und vor Gott bestehen können.....Es gibt natürlich kein anderes Christentum als das Tatchristentum. Alles andere ist und bleibt, wie die Schrift sagt, nur Betrug. Der Weg der Taten ist der Weg des Lebens. Das Einzige, was für Gott von Interesse ist, sind unsere Taten." Soweit Aslaksen. Das ist erschütternd, aber deshalb nicht umso weniger wahr. Um noch mehr unsere Selbsterlösung zu bestätigen, kann ich nur daran erinnern, was ich vorher von Jesu hohepriesterlicher Tat erwähnt habe, die er täglich für uns ausführt, indem er Opfer in unserem Leben auswählt, sündige Lüste, in die er "das Messer sticht", das Blut rinnt aus unserem Opfer, und mit dem Blut geht er hinein ins Heiligtum, zum Zeugnis, daß die Sünde geopfert ist, und der Ausgleich zwischen dem Menschen und Gott ausreichend geschehen ist.

Dies letztere ist für die Smiths Freunde ihre einzige Heiligungstheorie. Sie wird gewonnen, indem unsere Sünden an unseren Hohenpriester ausgeliefert werden. Hier wird grob gegen den Begriff der Heiligkeit gesündigt. Das führt zu einer Verwechslung zwischen Handlungsbemühung, Selbstbeherrschung und der Ruhe der Heiligung in Jesus Christus. Er allein ist uns zur Heiligung und Erlösung gegeben. Das ist die einfache Sprache der Bibel. Alles Streben unsererseits muß dieser Gabe Gottes an uns im Wege liegen und mit ihr in Konflikt kommen. "Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien". Joh 8,31. Dies ist die einzige Form und der einzige Weg der Bibel für die Erlösung aus dem Sündenleben und seiner Schuld. "Wenn euch also der Sohn befreit, dann seid ihr wirklich frei". Es besteht eine intime Verbindung zwischen Jesus als Erlöser und als Heiligmacher. In Jesus zu sein ist das Geheimnis der Heiligung. Wenn wir durch Gottes Wort ermahnt werden, gegen die Sünde zu kämpfen, so ist nicht die Rede von einem Kampf aus eigener Kraft. "Wir waren fast erschlagen", wie Luther sagt. Die Kampfstellung der Gläubigen ist merkwürdig: "Ihr sollt still sein, und Christus soll für euch streiten". So wird es dann sein Sieg und nicht meiner, sein Verdienst, der Weg der Gnade und nicht der Weg der Werke. Unser eigenes Streben wird immer zum großen Hindernis für Gottes Gnade.

Schlußbemerkungen.

Der Angriff auf diese Sektenbildung kam in letzter Zeit schon von mehreren Brüdern. Wenn nun auch ich mich in die Reihe derer stelle, die einen Warnruf gegen die Bewegung ausstoßen, so soll damit nicht irgend einer einzelnen Person geschadet werden, es ist die Sache, der es gilt. Ich betrachte es als so ernst und traurig, daß so viele unserer allerbesten gläubigen Freunde sich von dieser Irrlehre verleiten ließen. Für die meisten war der Beginn das Bestreben, im Christenleben größere Siege zu erleben. Das Heiligungsleben, mit anderen Worten. Hier schlagen die Smithianer zu, und mit Gewicht. Aber der Weg, den sie zeigen, ist ein Abweg.

Ich bin überzeugt, daß diese Schrift von den Smiths Freunden und ihren Führern als Verleumdung verurteilt wird. Verurteilt, weil ich verschiedene Dinge aus dem Zusammenhang gerissen habe. Ich werde einer solchen Kritik nicht entgegentreten. Sie ist zu Mißerfolg verurteilt. Ich überlasse es jedem einzelnen ehrlichen Leser, seine eigenen Schlußfolgerungen zu ziehen.

"Hilf mir, o süßester Jesus, zu gewinnen,
oft streite ich mit gebrechlicher Kraft.
Sieh doch, wie die Sünde die Hände binden kann,
so bin ich im Kampfe schwach und verzagt.
Sanfter Erlöser, führe du meinen Streit,
damit ich in der Zeit der Drangsale gewinnen kann."

Gläubiger Freund ! Dies ist kein Abweg. Dies ist der neue und lebendige Weg, der Christus Jesus selbst ist. Es ist volle und ganze Erlösung im Glauben an Jesu Christi Verdienste allein. Wehe dem, der etwas hinzufügt, oder das Geringste wegnimmt von diesem vollbrachten Erlösungswerk.

Er ist unser Friede.

S. Anker-Goli


Bischof Ragnvald Indrebø schreibt zu diesen Buch:

Wir leben in einer Zeit, die auch im religiösen Bereich vom Tasten und von Unruhe erfüllt ist. Viele brechen auf zum Sturm gegen die "gesunde Lehre", die "uns Heilsgewißheit gibt durch den Glauben an Jesus Christus", nicht nur von irrgläubiger, kulturradikaler Seite, sondern auch von seiten religiöser Kreise, die eigene "Offenbarungen"und menschliche Spekulationen in die durch Gottes Wort geoffenbarten Wahrheiten hineinmischen, und so in die Irre gehen und führen.

Es ist eine Zeit, da die Seelen wahrlich in Gefahr sind, und allzuviele ließen sich verführen und kamen auf ungemütliche Abwege. Deshalb wird in diesen Dingen wirklich gesunde und nüchterne Aufklärung und Beratung benötigt. Die Leute müssen wissen, was gewisse Sekten, die jetzt besonders aktiv sind, wirklich lehren, und woher sie ihre Lehren haben. Und ihre Lehren müssen in das Licht des Wortes Gottes gestellt werden.

S. Anker-Goli gibt in diesem Buch eine kurze und instruktive Einführung in die Aussagen und Lehren einer Anzahl der neueren Sekten (Mormonen, Siebententags-Adventisten, Zeugen Jehovas, Spiritisten, Theosophen, Christian Science, Smiths Freunde). Das Buch ist ganz volkstümlich und stellt keinen Anspruch darauf, erschöpfend zu sein, aber es weist hin auf die charakteristischen Züge im Lehrgebäude dieser Gemeinschaften, und tut dies, soviel ich weiß, richtig. Es ist zu wünschen, daß dieses Buch an viele herankommt als gesunder Ratgeber und als eine starke Warnung gegen die Gefahr für die Seelen, die in diesen modernen Irrtümern liegt.

Übersetzung: Friedrich Griess